SG fühlt sich vom Verband im Stich gelassen

Geschäftsführer Philipp Mergenthaler zeigt kein Verständnis dafür, dass der WFV seinen einzigen Drittligisten in der Coronakrise gegenüber dem DFB nicht unterstützt hat. Nun sieht sich Großaspach zudem im Pokal-Viertelfinale terminlich unter Druck gesetzt.

Blickt derzeit stark verärgert vom Fautenhau in Richtung Verbandszentrale in Stuttgart: SG-Vorstandsmitglied Philipp Mergenthaler. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Blickt derzeit stark verärgert vom Fautenhau in Richtung Verbandszentrale in Stuttgart: SG-Vorstandsmitglied Philipp Mergenthaler. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Mit dem Gang in die Regionalliga hat sich die SG Sonnenhof abgefunden. Wenn auch schweren Herzens. Einfach so zur Tagesordnung gehen Großaspachs Fußballer, die heute ab 14 Uhr noch die Pflichtaufgabe bei Mitabsteiger Jena erledigen müssen, aber nicht über. Die Verantwortlichen im Fautenhau sind verschnupft. Werden sie derzeit auf das Verhalten des WFV und des DFB in der Coronakrise angesprochen, verfinstern sich die Mienen. SG-Geschäftsführer Philipp Mergenthaler erklärt: „Wir fühlen uns im Regen stehen gelassen.“

Noch 90 Minuten, dann ist eine Drittliga-Saison vorbei, die für den Dorfklub alles andere als optimal lief. Deshalb legt Mergenthaler Wert darauf, dass der Abstieg eine Sache der sportlichen Leistungen auf dem Platz war, für die fast ausschließlich die Vereinsverantwortlichen sowie die Spieler und Trainer zuständig waren. „Enttäuscht“ ist der 39-Jährige aber auch von anderen. Zum Beispiel vom WFV. Lange habe er dazu geschwiegen, sagt der SG-Geschäftsführer, doch die ursprüngliche Ansetzung des WFV-Pokal-Viertelfinalspiels gegen den VfB Stuttgart II auf den 1. August „war für mich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“. Während sich die U 23 des Bundesligisten in aller Seelenruhe aufs Duell zweier künftiger Regionalligisten vorbereiten kann, hätte Aspach beim dem Termin mit einem neu zusammengestellten Kader fast direkt vom Urlaubsflieger aufs Spielfeld müssen. Deshalb drängte Aspach auf eine Verlegung. Mehr als vier Tage Aufschub brachte das nicht ein. Nun muss der Noch-Drittligist am Mittwoch, 5. August (18 Uhr), auf dem Wasen ran. Nur neun Tage nach dem Trainingsstart am 27. Juli

Einen früheren Einstieg schließt Mergenthaler aus. Schließlich muss die SG ja heute in Jena noch ran und kann den Kickern erst danach drei Wochen frei geben. Dies alles nach einer Runde mit 38 Partien, die nur mit fünf englischen Wochen in Folge und einer siebenwöchigen Saisonverlängerung zu Ende gebracht werden konnte. Einer Lösung, die der WFV beim außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai mit beschlossen hat. Dabei hatte sich der Klub aus dem Fautenhau dagegen ausgesprochen. Mergenthaler wundert sich, „dass der Württembergische Fußballverband seinen einzigen Drittligisten nicht vertritt“. Zumal der Verband sich zunächst überhaupt nicht gerührt habe und es erst Kontakt gegeben habe, als die SG auf den WFV zugegangen sei. Nach den zwei Gesprächen mit dessen Präsidenten Matthias Schöck glaubte der Verein, dass sein Verband die Forderung nach einem Saisonabbruch unterstützt. Mergenthaler: „Schöck sagte zu uns, dass unsere Argumentation absolut stichhaltig und nachvollziehbar seien. Beim Bundestag haben dann aber alle unsere Argumente für die WFV-Delegierten keine Rolle mehr gespielt.“

Sein Ärger wird noch verstärkt, weil der WFV auf seinem Gebiet die Saison abgebrochen und für die baden-württembergische Oberliga mit den zwei badischen Verbänden sowie für die Regionalliga Südwest zusätzlich noch mit den Verbänden in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beschloss, ebenfalls abzubrechen. „In der Regionalliga, in der nicht alle Klubs mit Vollprofis spielen, geht eine Runde mit 22 Teams, 42 Spieltagen und einigen englischen Wochen. In der Dritten Liga, in der es fast ausnahmslos Profis gibt, soll es mit 24 Teams und 46 Spieltagen nicht gehen, da zu viele englische Wochen nötig sind“, erklärt Mergenthaler stirnrunzelnd und fügt an: „In einer solchen Situation Entscheidungen zu treffen, das ist immer schwierig, aber wir fühlen uns veräppelt.“

WFV-Geschäftsführer Thumm weist die Vorwürfe der SG Sonnenhof zurück

Beim Württembergischen Fußball-Verband stößt die Verärgerung des Dorfklubs auf wenig Verständnis. Zum Abstimmungsverhalten beim DFB-Bundestag sagt Geschäftsführer Frank Thumm: „Die Dritte Liga ist Profifußball und die SG Sonnenhof hat sich dafür entschieden, dort mitzuspielen. Dann gilt es aber auch, die rechtlichen Verpflichtungen einzuhalten, die man eingegangen ist.“ Die Vorwürfe zur Terminierung des WFV-Pokals hält Thumm gar für völlig ungerechtfertigt, denn: „Bei einer Videokonferenz mit allen acht Viertelfinalisten, darunter Großaspach, haben wir versucht, Konsens herzustellen. Anschließend wurde eine Teilnahmevereinbarung mit dem 1. August als Spieltermin verschickt, die auch von der SG Sonnenhof unterschrieben worden ist.“ Das hilft offensichtlich aber wenig, wenn zwei nicht mehr dieselbe Sprache sprechen. Dafür ist dann der Ärger vorprogrammiert.

SG fühlt sich vom Verband im Stich gelassen
Der 18-jährige Torwart David Nreca-Bisinger feiert zum Saisonabschluss sein Drittliga-Debüt

Verzichten muss Trainer Hans-Jürgen Boysen zum Saisonabschluss in Jena auf mehrere Akteure. Neben den Langzeitverletzten Michael Vitzthum (Hüfte), Jamil Dem und Eric Hottmann (beide Reha), Timo Röttger (Knöchel) sind Matthias Morys (Adduktorenprobleme), Panagiotis Vlachodimos und Charmaine Häusl (beide angeschlagen), Ken Gipson (mehrere Gesichtsbrüche) sowie Marin Sverko (Außenbandteilriss im Sprunggelenk) nicht mit dabei. Zudem fehlt Nico Jüllich, der gesperrt ist (5. Gelbe Karte). Der kränkelnde Torhüter Max Reule fährt mit, steht aber wohl nur im absoluten Notfall zur Verfügung. Da zudem die Verträge von Sebastian Bösel, Marco Hingerl, Korbinian Burger und Dan-Patrick Poggenberg zum 30. Juni ausgelaufen sind, stehen Boysen noch 16 Akteure zur Verfügung. Darunter sind die beiden A-Jugendlichen Vincent Sadler und Flavio Santoro, die bereits gegen die Münchner Löwen zu kurzen Einsätze kamen.

Damit Fußballfans heute beim zumindest vorläufig letzten Aspacher Drittliga-Spiel stets aktuell am Ball sein können, gibt es unter www.bkz.de/sport/sg-sonnenhof ab 14 Uhr einen Internet-Liveticker unserer Zeitung. Später kommt dort noch ein Video mit allen Toren, den besten Szenen von der Partie in Jena und Stimmen zum Spiel dazu.

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Erstellt:
4. Juli 2020, 06:00 Uhr

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