Archäologischer Fund

3000 Jahre alte Gräber am Friedhof in Westfalen entdeckt

Am Rand eines Gemeindefriedhofes in Ostwestfalen machen Forscher eine überraschende Entdeckung: Sie finden 3000 Jahre alte Gräber mit Resten von Scheiterhaufen.

Ein historisches Grabfeld mit 3000 Jahre alten Gräbern in Espelkamp in Ostwestfalen. Ein Ausgrabungsteam hat die Gräber untersucht, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mitteilt.

© P. Metzner/Stadt Espelkamp/dpa

Ein historisches Grabfeld mit 3000 Jahre alten Gräbern in Espelkamp in Ostwestfalen. Ein Ausgrabungsteam hat die Gräber untersucht, wie der Landschaftsverband Westfalen-Lippe mitteilt.

Von Markus Brauer/dpa

Ein Ausgrabungsteam unter Beteiligung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) untersuchte in den vergangenen Wochen ein Brandgräberfeld der späten Bronze- und Eisenzeit, das bei der Erweiterung des Gemeindefriedhofes von Frotheim (Stadt Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke) entdeckt wurde.

In der Bronzezeit als Urnenstätte benutzt

Das Ergebnis: Schon vor 3000 Jahren war dieser Ort ein Friedhof mit Urnengräbern, einigen Leichenbrandstätten und mehreren sogenannten Brandschüttungsgräbern, die Reste von Scheiterhaufen beinhalten.

„Der Platz wurde bereits in der späten Bronzezeit und wohl auch in der Eisenzeit als Begräbnisort genutzt“, erklärt Sebastian Düvel von der LWL-Archäologie für Westfalen. Suchschnitte seien im Vorfeld der Friedhofserweiterung nötig gewesen, da bereits 1956 und 1967 auf dem derzeitigen Friedhofsareal zwei Urnen bei der Anlage neuer Gräber entdeckt wurden.

Erste Ergebnisse – 13 Urnengräber und mehr

Die Verbrennung der Toten war einst die Regel, erläutert Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen. „Zum Beginn der späten Bronzezeit kommt es zu einem grundlegenden Wandel der geläufigen Bestattungssitten, man fängt nun an seine Angehörigen zu verbrennen. In Ostwestfalen ändert sich das bis auf wenige Ausnahmen erst wieder im frühen Mittelalter.“

Die Brandgräber ohne Urnen, dafür aber mit den Resten der Scheiterhaufen, halten die Archäologen für jünger. Sie dürften in den Jahrhunderten um Christi Geburt in den Boden gelangt sein und spiegeln wohl einen Wandel in den Jenseitsvorstellungen der damaligen Menschen wieder.

Da viele dieser Gräber keine spezifischen Funde beinhalten, können sie erst durch naturwissenschaftliche Untersuchungen von 14C-Laboren zeitlich eingeordnet werden.

Vergleich zu anderen Fundplätzen

Der nun in Teilen ausgegrabene Bestattungsplatz ist offenbar nur ein kleiner Teil einer weitaus größeren Sakrallandschaft. Bereits in den 1980er Jahren hatten die LWL-Archäologen nur wenige hundert Meter weiter nordwestlich ein umfangreiches Gräberfeld mit mehreren hundert Bestattungen ausgegraben.

Ausgangspunkt dieser Begräbnisareale sind zumeist in der Bronzezeit angelegte Grabhügel, in deren Nähe die Menschen zu späterer Zeit immer wieder ihre Angehörigen bestatteten. Einen Grabhügel fanden die Fachleute bei den aktuellen Untersuchungen jedoch nicht. Sie gehen allerdings von einem Grabhügel in der Nähe aus. Das zeigen vergleichbare Plätze in Minden-Päpinghausen und Petershagen-Windheim, die verschiedene Grabungsteams in den vergangenen Jahren untersucht haben.

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Erstellt:
27. Mai 2025, 17:14 Uhr
Aktualisiert:
27. Mai 2025, 17:29 Uhr

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