31 Mitstreiter, wachsende Produktpalette

Der lokale Online-Marktplatz hat sich weiterentwickelt und nicht nur eine Reihe von Anbietern gewonnen, sondern das Projekt schöpft auch immer mehr mediale sowie dienstleistungstechnische Möglichkeiten aus – dank Kümmererin Elke Kleinknecht.

Der lokale Online-Marktplatz Murrhardt soll die Händler, Dienstleister, Handwerker und weitere Anbieter vor Ort unterstützen.

Der lokale Online-Marktplatz Murrhardt soll die Händler, Dienstleister, Handwerker und weitere Anbieter vor Ort unterstützen.

Von Christine Schick

MURRHARDT. Der Gemeinderat hatte sich explizit gewünscht, in Sachen lokaler Online-Marktplatz Murrhardt einmal auf den aktuellen Stand gebracht zu werden, dem Elke Kleinknecht bei der jüngsten Sitzung nachkam. Die ersten Überlegungen zum Aufbau solch einer Plattform reichen bis ins Frühjahr 2018 zurück. Mit der Förderung des Landes Baden-Württemberg von 212000 Euro konnte das Vorhaben inklusive der Projektstelle im Februar 2019 an den Start gehen. Am Anfang stand die Entscheidung für einen logistisch-technischen Anbieter. „Dabei haben viele Kriterien eine Rolle gespielt, klar war aber, dass wir eine eigene Plattform für unseren Marktplatz wollten“, erinnerte sich Elke Kleinknecht. Das Unternehmen Atalanda konnte diese Eigenständigkeit als Wunsch erfüllen und erhielt als Dienstleister den Zuschlag.

Der nächste Schritt war, die ersten Mitstreiter zu gewinnen und technische Hürden zu überwinden. Die Möglichkeiten der Neuen Medien wurden flankierend genutzt: Auf die Einrichtung eines Facebook-Kanals folgte später Instagram, um auch die Jüngeren anzusprechen. Als der lokale Marktplatz online ging, wurde er aber auch genauso analog vorgestellt – auf dem Naturparkmarkt im Oktober 2019 in der Stadt.

Als nicht immer ganz einfach erwies sich die Integration konkreter Produkte der verschiedenen Händler, wie Elke Kleinknecht berichtet. Einen großen Vorsprung hat hier der Buchhandel, der für die Branche ein einheitliches System und schon aufgearbeitete Daten hat. „Das mit den verschiedenen Angaben und Bildern selbst zu erstellen, ist aufwendig“, erklärte die Projektleiterin.

Mittlerweile zählt der Online-Marktplatz 31 Mitstreiter, aktuell sind 17 auch mit einer Produktpalette vertreten. Die Möglichkeiten der Anbindung und Produktintegration hat Elke Kleinknecht in einem Schaubild dargestellt, das die Komplexität des Themas veranschaulicht. Sie reichen vom händischen Einpflegen über das Einbinden eines Warenwirtschaftssystems bis hin zum eigenen Online-Shop, für den es ebenso eine Schnittstelle braucht und den zwei Teilnehmer haben.

Neu mit dabei ist eine Seite zum Murrhardter Wochenmarkt, auf der die Beschicker in Text und Bild vorgestellt werden. Elke Kleinknecht ist davon überzeugt, dass zudem Speise- und Tageskarten für Gastronomen eine sehr gute Möglichkeit der Werbung sind – auch mit Blick auf Touristen. Bisher nutzen drei Anbieter dies, aber über die Zugriffszahlen von zehn bis 20 Nutzern pro Tag weiß sie, dass das Interesse da ist, und würde am liebsten die komplette Murrhardter Gastronomie auf der Plattform präsentieren können.

Auch die Coronakrise hat sich medial beziehungsweise auf den Online-Marktplatz ausgewirkt: Die Zugriffe waren nach dem Lockdown und vor den deutlichen Lockerungen bei ungefähr 2500 pro Monat, mittlerweile liegen sie zwischen 800 und 900 Aufrufen. Die Projektleiterin stellt fest, dass sich die Bestellungen innerhalb von Murrhardt noch in überschaubarem Rahmen (zwei bis vier pro Woche) bewegen, und verweist auf das Angebot, Waren auch nach Hause liefern zu lassen – zurzeit noch kostenlos, was übers Projekt gefördert wird. Je nach Mitstreiter gibt es Anbieter, die in dieser Hinsicht auch deutschlandweit liefern oder nur vor Ort.

Aus den Reihen des Gemeinderats bekam die Projektleiterin viel Zuspruch und Unterstützung. Klaus Lang (CDU/ FWV) bettete das Thema in einen größeren Zusammenhang ein. Er erinnerte daran, dass die Landesregierung das Förderprogramm von Online-Marktplätzen ganz bewusst aufgelegt habe und sich der Strukturwandel im Einzelhandel mittlerweile massiv bis hin zu großen Häusern wie Karstadt-Kaufhof zeige. „Lange Zeit ist die Innenstadt leider etwas aus dem Fokus geraten, und man hat das Heil auf der grünen Wiese gesucht“, sagte Lang. „Die Folgen sind in den Städten, aktuell noch getrieben durch die Coronakrise, allenthalben zu spüren.“ Die Kommunen müssten in Zukunft noch mehr als bisher auf die Entwicklung und den Fortbestand ihrer Innenstädte achten, um eine Abwärtsspirale durch Trading-down-Effekte und ihre negativen Konsequenzen zu verhindern. Dazu gehörten vielfältige Maßnahmen wie ausreichendes Parkangebot, Aufwertung der Innenstadt durch Blumenschmuck und Mobiliar sowie Aktionen und nicht zuletzt der konkrete Erhalt von Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und Dienstleistungen. Ein Baustein hierzu sei der lokale Online-Marktplatz. Dank des Einsatzes von Elke Kleinknecht sei man bei den Mitbewerbern der Förderung ganz vorne mit dabei, wobei er auch ihr Engagement zu Beginn der Coronakrise mit einem Art Notprogramm für Händler und Dienstleister, angebunden an den Marktplatz, hervorhob. Als dynamisches Projekt sei die Plattform auch in Zukunft auf städtische Unterstützung angewiesen. Da die Förderung 2021 ausläuft, erkundigte sich Klaus Lang ganz konkret: „Gibt es eine Anschlussförderung und bleibt die Stelle von Frau Kleinknecht erhalten? Kontinuität wäre hier sehr wichtig.“

Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) unterstrich ebenso das starke, persönliche Engagement von Elke Kleinknecht, das einen Teil des Erfolgs des Murrhardter Online-Marktplatzes ausmache.

„Die Stelle ist wichtig, um das Projekt zu stemmen und am Laufen zu halten“, bekräftigte Wolfgang Hess (UL), insofern sollte man sich um die Zukunft Gedanken machen.

Bürgermeister Armin Mößner sagte, dass sich der lokale Online-Marktplatz auch im Blick auf die ebenfalls geförderten Kommunen absolut sehen lassen könne. Eine Anschlussförderung gebe es nicht. Auch wenn man sich zu einer Verlängerung erkundigen wolle, müsse man sich langfristig zur Weiterführung im Gemeinderat Gedanken machen, was auch Elisabeth Zenker (SPD) unterstrich. Nicht zu unterschätzen sei dabei auch die Überzeugungsarbeit, die man manchen Händlern, Dienstleistern oder anderen Akteuren gegenüber noch leisten müsse, so Armin Mößner.

Elke Kleinknecht (rechts) mit den Pionieren kurz vor dem Online-Start im Herbst 2019. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Elke Kleinknecht (rechts) mit den Pionieren kurz vor dem Online-Start im Herbst 2019. Foto: J. Fiedler

Lieferung bis nach Sulzbach

Der lokale Online-Marktplatz Murrhardt hat die Adresse www.in-murrhardt.de. Auf der Plattform kann man sich informieren und shoppen. Die Produkte können bestellt und lokal abgeholt werden. Darüber hinaus gibt es einen Lieferservice innerhalb Murrhardts, in seine Teilorte sowie bis nach Sulzbach an der Murr, der zurzeit noch kostenlos ist und übers Projektbudget getragen wird; möglich ist auch eine deutschlandweite Lieferung (per Post).

Zu den aktuellen Entwicklungen gehört, dass mehr Mitstreiter Produkte in ihren Auftritt mit hineinnehmen, zudem erweitern sich auch die schon vorhandenen Produktpaletten, wie Elke Kleinknecht berichtet. Das freut sie, da so insgesamt die Vielfalt zunimmt.

Neu ist eine Extraseite zum Wochenmarkt, sie findet sich über den Menüpunkt auf der oberen Leiste oder unter www.in-murrhardt.de/wochenmarkt.

Mit aufgenommen sind auch Veranstaltungen in der Stadt sowie ein damit verbundener Ticketservice.

Zwei neue Teilnehmer werden sich dem Online-Marktplatz anschließen. Weitere Mitstreiter sind willkommen. Atalanda hat hier eine Infoseite neu aufgebaut: www.in-murrhardt.de/mitmachen

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Erstellt:
11. Juli 2020, 06:00 Uhr

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