47-jähriger Wirt bestreitet Tötungsdelikt

Der Angeklagte soll seine Partnerin im Sommer 2024 erstochen und ihre Leiche eingemauert haben.

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Fast täglich kommt es in Deutschland zu einem Femizid, also der Tötung einer Frau wegen ihres Geschlechts. Ein solches Gewaltverbrechen hat im vergangenen Jahr Schlagzeilen gemacht: Ein 47 Jahre alter Gastwirt soll im Sommer 2024 in Stuttgart-Heslach seine Lebensgefährtin umgebracht und die Leiche im gemeinsamen Wohnhaus eingemauert haben. Er muss sich seit Freitag am Landgericht Stuttgart verantworten. Die Anklage lautet auf Totschlag. „Er hat seine Partnerin getötet, ohne ein Mörder zu sein“, sagte die Staatsanwältin.

Während der gelernte Heizungsbauer, der als selbstständiger Installateur wegen Steuerhinterziehung in Rumänien bereits fünfeinhalb Jahre in Haft saß, die Tat vor der 1. Großen Strafkammer bestritt, sah es die Anklage als erwiesen an, dass der Mann seine 48 Jahre alte Freundin zwischen dem 7. und 13. Juli 2024 im Streit mit einem Messer erstochen hat. Dann soll der 47-Jährige sie im Treppenhaus des zur Kneipe gehörenden Hinterhauses in eine Nische gelegt und davor eine Backsteinwand errichtet haben. Anschließend hat der Mann die Wirtschaft, die er zwei Jahre zuvor mit seiner Partnerin übernommen hatte, weiterbetrieben.

Ein 26 Jahre alter Stammgast, der auf dem Bau arbeitet, soll im August von dem Angeklagten beauftragt worden sein, die Wand mit Gipskartonplatten zu verkleiden. Grund für die Arbeit sei Gestank gewesen, der von einer leckenden Abwasserleitung kommen sollte, so der Zeuge, der auch Würmer gesehen haben will. „Ich habe gesagt, dass man es richtig reparieren muss.“ Der Angeklagte habe eine provisorische Lösung vorgezogen. „Offenbar um Geld zu sparen.“ Er habe bis zu diesem Zeitpunkt Leichengeruch nicht gekannt, daher wohl nicht die richtigen Rückschlüsse gezogen.

Weil Angehörige und Verwandte die Frau als vermisst meldeten, nahm die Polizei die Ermittlungen auf. Dabei rückte ihr Lebensgefährte mehr und mehr in den Fokus. Polizeibeamte fanden die Getötete dann am 21. Oktober, weil Leichenspürhunde an der Wand angeschlagen hatten. Die Tote, die mit Dämmmaterial bedeckt war, war zu diesem Zeitpunkt teilweise mumifiziert.

Wenig später kam der 47-Jährige in U-Haft. In Saal 1 des Landgerichts beteuerte er seine Unschuld. Zu den Vorwürfen machte der Angeklagte keine weiteren Angaben. Ein mögliches Tatmotiv wurde beim Prozessauftakt nicht genannt. In Bezug auf seinen Lebenslauf wies er zahlreiche Erinnerungslücken auf, betonte aber, dass er seit seinem 20. Lebensjahr Alkohol konsumiert. In den sechs Monaten vor seiner Inhaftierung habe er regelmäßig Wein oder Schnaps getrunken. Zudem habe er fast täglich Kokain genommen.

Der Sohn der Verstorbenen berichtete im Zeugenstand von der Suche nach seiner Mutter. Nachdem er sie weder telefonisch noch per Whatsapp erreichen konnte, habe er den Angeklagten Anfang August im Lokal angerufen. „Er meinte, dass meine Mutter mit einem Griechen nach Griechenland abgehauen ist“, schilderte der 26-Jährige den Inhalt des Telefonats. Der Ton sei rüde gewesen. Daraufhin habe der Sohn, der gelernter Koch ist, sie bei der Polizei in Rumänien als vermisst gemeldet.

Fortgesetzt wird der Prozess am 13. Mai, Termine sind bis zum 26. Juni angesetzt.

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Erstellt:
2. Mai 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
2. Mai 2025, 23:53 Uhr

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