Abenteuer sind Trumpf beim Vorlesewettbewerb

MURRHARDT (cs). „Ich finde es klasse, dass heute zwei Jungs hier sitzen“, sagt Stadtbüchereileiterin Jutta Brasch, als sie Paul Wohmann und Thrasyvoulos Kostoglous willkommen heißt. Die beiden Sechstklässler haben sich als Einzige gemeldet, um beim Vorlesewettbewerb der Walterichschule anzutreten. Nun sitzen sie der Jury – Rektorin Martina Mayer und Lehrerin Katharina Richter, Margit Gerold von der Buchhandlung Franke sowie dem Büchereiteam mit Jutta Brasch, Silke Peter und Heike Kronmüller – gegenüber. Paul Wohmann hat einen Band der Reihe „Ein Fall für dich und das Tiger-Team“ von Thomas Brezina im Gepäck, und zwar die Folge „Das Geheimnis der grauen Villa“. Der Zwölfjährige umreißt kurz, dass die Freunde Luk, Biggi und Patrick es mit einem Haus aufnehmen, in dem es spuken soll und dessen Geschichte sie lüften wollen. Die Passage, die er vorliest, hat es in sich. Biggi hat sich auf eine Wette eingelassen, dass Mädchen mutiger als Jungs sind, und den Auftrag, in der leer stehenden Villa ein paar Fotos zu machen. Dazu kommt es aber nicht, weil sie ein Schuss aus dem Haus flüchten lässt. Die Runde möchte vom Vorlesekandidaten wissen, was da los sein könnte. „Ich kann vielleicht so viel verraten, dass es mit einem Ballon zu tun hat“, sagt Paul Wohmann, und dass er ein eingeschworener Krimileser ist.

Dann ist Thrasyvoulos Kostoglous an der Reihe. Er stellt „Der geheime Code“ von Thilo vor, ebenfalls eine Abenteuergeschichte. Hier sind es Mike und Tim, die sich bei ihrer Klassenfahrt und der Übernachtung in einem Schloss bewähren müssen. Die Szene, die Thrasyvoulos Kostoglous vorliest, ist ähnlich spannungsgeladen und geheimnisvoll und auch der zweite Kandidat bei Abenteuergeschichten zu Hause.

In der zweiten Runde müssen sich die Jungs einen Text vornehmen, der ihnen völlig fremd ist. Silke Peter hat eine Passage aus Benjamin Tientis „Unterwegs mit Kaninchen“ ausgesucht. Die warmherzige Geschichte über den jungen Helden Andrea lebt auch von ihrem Humor. Für die Jury ist spannend zu erleben, dass die beiden Sechstklässler den unbekannten Text besser lesen als ihren vorbereiteten. Die Überlegungen der Runde dazu: Paul Wohmann hat seine anfängliche Nervosität abgelegt und Thrasyvoulos Kostoglous, der mit einer ziemlichen Erkältung kämpft, ist mittlerweile ebenfalls besser in den Text eingestiegen.

Die Jury ist sich einig, dass Paul Wohmann insgesamt gesehen die Nase vorn hat. Thrasyvoulos Kostoglous bekommt aber ein großes Lob, ist es doch noch gar nicht so lange her, dass er nach Deutschland kam und die Sprache ganz neu lernen musste. Martina Mayer spornt den Gewinner an, sich zum Kreiswettbewerb nun noch mal intensiv vorzubereiten. Und wenn man sich mal kurz verhaspelt, einfach weiterlesen. Im übertragenen Sinne gilt das auch für Thrasyvoulos Kostoglous. Denn der Wettbewerb soll einfach auch Lust aufs Lesen machen – in jeglicher Konstellation und Situation.