Abschied vom gewohnten Alltag

Murrhardter Schulen startklar für digitale Begleitung – Notbetreuung und Hilfe durch Ehrenamtliche noch in Planung

Wie alle anderen Bildungseinrichtungen haben auch die Walterichschule, das Heinrich-von-Zügel-Gymnasium oder die Hörschbachschule in Murrhardt sich ohne allzu großen Vorlauf aufdie Schließung einstellen müssen. Einige Vorbereitungen liefen Donnerstag/Freitag an und am Wochenende weiter. Teils wurde der Montag als Schultag auch noch intensiv genutzt. Indes klärt die Stadtverwaltung weiter den Bedarf an einer Notbetreuung ab.

Letzter Tag an der Walterichschule – wenn überhaupt wird nur noch eine Notbetreuung in der Einrichtung stattfinden. Foto: C. Schick

Letzter Tag an der Walterichschule – wenn überhaupt wird nur noch eine Notbetreuung in der Einrichtung stattfinden. Foto: C. Schick

Von Christine Schick

MURRHARDT. „Ich bin froh, dass wir den Montag noch haben und die Kinder und Jugendlichen heute noch mal im Unterricht sind“, sagt Martina Mayer, Rektorin der Walterichschule. Als sich am Freitag die Schließung von Kindergärten und Schulen abgezeichnet hätte, seien die Schüler doch ein wenig nervös gewesen. Nun, mit dem Abstand vom Wochenende, sei die Atmosphäre besser und man habe noch einiges regeln können. Erste Vorkehrungen für eine etwaige Schließung vor dem Hintergrund der steigenden Coronafälle auch in Deutschland hat die Gemeinschaftsschule aber schon vor rund drei Wochen in Angriff genommen. „Wir haben jetzt eine elektronische Plattform eingerichtet“, berichtet Martina Mayer. Schüler erhalten nun über eine Schulcloud Lernmaterial. Dort können Texte, Aufgaben oder auch Lernvideos eingestellt werden. „Die Kollegen haben das gestemmt“, sagt die Rektorin – froh über ihr junges, technikaffines Team. Die Schüler haben QR-Code und alternativ einen Link auf Papier für zu Hause mitbekommen. Natürlich sind die Schüler nun trotzdem ganz neu gefordert – bedarf es doch einer hohen Eigendisziplin, völlig ohne den gewohnten Schulalltag zu lernen.

Zu diesem Homeschooling, also Hausunterricht, haben Schüler und Eltern ein paar grundsätzliche Infos erhalten. Die Empfehlung sei, eine klare Struktur einzuhalten, erläutert Martina Mayer, also morgens wie sonst auch zu starten und rund vier Stunden – mit Pausen – am Schreibtisch zu verbringen. „Das ist natürlich nicht so viel wie hier.“ Klar ist, dass die Projektprüfung für die Neuntklässler (diese Woche geplant) verschoben werden muss. „Die Schüler können die Zeit ja trotzdem nutzen“, sagt Martina Mayer. Und selbst wenn nicht jede Familie über einen Computer oder Laptop verfügt, so sei der Zugang zu den Materialien letztlich auch per Smartphone möglich. Rückmeldungen zu den Aufgaben bekommen sie über ihre Lehrer.

Auch der Alltag von Martina Mayer und ihres Teams ändert sich – zumindest räumlich. Um die Kollegen zu schützen, wird so viel wie möglich von zu Hause aus gearbeitet. Ausnahme könnte eine Notfallbetreuung für Schüler von Klasse 1 bis 6 sein, deren Eltern beide in besonders wichtigen Sparten wie in der Medizin und Pflege oder der kritischen Infrastruktur arbeiten. „Das müssen dann auch kleinere Gruppen sein, nicht mehr als zehn Schüler“, erläutert die Rektorin. Doch bisher gab es noch keine Rückmeldungen an der Schule.

Im Heinrich-von-Zügel-Gymnasium hat das Kollegium ebenfalls an einer cloudbasierten Lösung für den kommenden Austausch getüftelt und ist nun gut aufgestellt, berichtet Rektor Henning Zimmermann. Der Zugang ist passwortgeschützt, aber die Handhabung einfach und die Lehrkräfte sind über E-Mail, teils auch über Skype ansprechbar. „Wir stehen schon seit zweieinhalb Wochen mit den Eltern in Kontakt“, sagt Zimmermann. Insofern geht er auch davon aus, dass die Schüler zu Hause auf einen Computer oder ein Laptop zurückgreifen können. Er empfiehlt ihnen, sich auch zu Hause grob an den Stundenplan zu halten und diese Struktur für die Eigendisziplin zu nutzen. „Das gilt natürlich nicht für alle Fächer wie für Sport.“

Die Möglichkeit, Erfahrung im E-Learning und Homeschooling zu sammeln, als Chance sehen

Genauso haben die Lehrer auch Stoff zum Anfassen ausgeteilt: Lektüren, sprich Bücher, die auf dem Lehrplan stehen, wurden schon ausgegeben und liegen auch noch zum Abholen bereit. Noch ist Zimmermann optimistisch, was die Abiturprüfung anbelangt. „Der Abiturstoff ist abgearbeitet, nun geht es in die Übungsphase“, und die könne jetzt online erfolgen. Er hofft, dass die Prüfungen nicht verschoben und nur einige Klausuren nachgeholt werden müssen.

Insofern hat das Gymnasium den Montag auch noch voll genutzt: „Die Klassenstufen 11 und 12 haben heute in den ersten beiden Stunden noch Klausuren geschrieben. Sie wollten das auch, um nicht zu viel vor sich herzuschieben.“ Schließen sich nun die Türen, stehen die Pädagogen online bereit, arbeiten aber auch größtenteils von zu Hause aus. Bedarfsanfragen in Sachen Notfallbetreuung gab es am Gymnasium ebenso noch keine. So ungewöhnlich die Umstände sind, sieht Henning Zimmermann die Situation auch als Chance: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, Erfahrungen im E-Learning und Homeschooling zu sammeln.“

Die Hörschbachschule hat als Medienreferenzschule zwar per se schon den Auftrag, den Umgang mit modernen Medien zu schulen. Allerdings benötigen die Grundschüler einfach aufgrund ihres Alters doch noch eine gewissen Begleitung. So hat Rektorin Melanie Luithardt den Mädchen und Jungen die wichtigen Informationen ganz klassisch auf Papier mitgegeben, sodass die Eltern die Materialien für ihre Kinder von der Homepage der Schule herunterladen können. Diese wird das Kollegium immer wieder neu bestücken.

Etwas unfreiwillig haben die Fornsbacher Grundschüler ihren neuen Schulalltag schon am Montag von zu Hause aus begonnen. Da übers Wochenende ein Coronaverdachtsfall bekannt wurde, hat man sich entschieden, die kleine Bildungseinrichtung schon zu Beginn der Woche zu schließen. Ebenso verfahren wurde im Waldkindergarten – auch dort trat ein Verdachtsfall auf. Einen bestätigten Coronafall gebe es aber weiterhin nicht, informierte Bürgermeister Armin Mößner. Was die Notbetreuung anbelangt, sei die Nachfrage noch vergleichsweise überschaubar. Bisher seien es um die zehn Anfragen in Bezug auf Kindergartenkinder und Schüler zusammen. „Ich denke aber, dass das noch mehr werden könnte.“ Mittlerweile hat die Stadtverwaltung zusätzlich ein Online-Formular auf ihre Homepage gestellt.

In der Stadtverwaltung Murrhardt macht sich ebenso bemerkbar, dass sich der Alltag verändert. Um Fürsorge für die eigenen Mitarbeiter zu treffen, sind nun Rathaus, Amtshaus, Stadtwerke und Tourist-Info im Naturparkzentrum geschlossen. Kontaktaufnahme ist aber per Telefon und E-Mail möglich. Ebenso die Stadtbücherei sowie die Städtische Galerie haben ihre Türen geschlossen.

Im Schulterschluss mit der Stelle Bürgerschaftliches Engagement möchte die Stadt Ältere, Menschen mit Grunderkrankung sowie Betroffene, die unter häuslicher Quarantäne stehen, unterstützen. Das kann beim Einkaufen sein, wenn jemand einen Brief auf den Weg bringen möchte oder beispielsweise beim Gassigehen mit dem Vierbeiner. Ehrenamtliche, die helfen möchten, können sich bei der Volkshochschule unter Telefon 07192/9358-15 melden.

Auch die Tafel Murrhardt wird ab kommendem Montag den Verkauf einstellen, nach Informationen von Berthold Müller aufgrund der Sorgfaltspflicht gegenüber den Mitarbeitern, berichtet Mößner. Hier sei es schwer, ad hoc einen Ersatz zu schaffen.

Ein weiteres Thema wird sein, dass den Gaststätten nur noch unter ganz spezifischen Auflagen der Betrieb gestattet ist – festgelegte Abstände zwischen Tischen und Besuchern. Um die Einhaltung muss sich im Zweifel die Polizei beziehungsweise der städtische Vollzugsdienst kümmern. Auch hat Armin Mößner am Wochenende wahrgenommen, dass Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Stadt unterwegs waren. Auch das müsse man im Auge behalten.

Aktuelle Infos finden sich auf der Stadthomepage www.murrhardt.de sowie dem Facebook-Auftritt der Stadt www.facebook.com/Murrhardt.de.

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Erstellt:
17. März 2020, 06:00 Uhr

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