Wirbel um Grüne-Jugend-Chefin

„ACAB“-Pulli erntet Kritik aus den eigenen Reihen

Wieder gibt es Wirbel um Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard: Nach harscher Kritik an einem „ACAB“-Pulli rudert die Nachwuchspolitikerin teilweise zurück.

Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard hat mal wieder provoziert. (Archivbild)

© Michael Kappeler/dpa

Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard hat mal wieder provoziert. (Archivbild)

Von Sascha Maier

Sie hat es wieder getan. Jette Nietzard, Vorsitzende der Grünen Jugend, bringt die eigene Partei mit ihren Social-Media-Aktivitäten gegen sich auf. Auf ihrem Instagram-Profil postete Nietzard ein Selfie, das sie in einem Pullover mit der Aufschrift „ACAB“ („Alle Polizisten sind Bastarde“) zeigt. Darunter schrieb die Nachwuchspolitikerin: „Auf dem Weg in den Bundestag“ und ihre Follower fragte: „Was findet Julia Klöckner schlimmer? ,ACAB’-Pulli oder ,Eat the rich’-Cap?“

Der Post löste eine Welle der Empörung aus. Kritik daran gab es nicht nur von den Polizeigewerkschaften, sondern auch von den Grünen. Auch die Grünen-nahe, kleinere Gewerkschaft Polizei Grün fand kein Verständnis für die aus ihrer Sicht pauschale Verurteilung eines ganzen Berufsstands: „Liebe Jette, (...) was du gerade ablieferst, kann nicht unwidersprochen bleiben. Wir kritisieren selbst konsequent Missstände und ernten dafür nicht nur Beifall.“ Aber die Polizei sei groß und „die billige Symbolik von dir wird den Leistungen der Kolleginnen und Kollegen nicht gerecht“.

Leistungen der Kolleginnen und Kollegen nicht gerecht. Man muss sich durch ACAB nicht beleidigt fühlen, aber dass solche Posts nicht als wertschätzend empfunden werden, dürfte sogar dir einleuchten. Manchmal ist es besser, einfach Entschuldigung zu sagen. Das zeugt auch von 2/3 — PolizeiGrün e.V. (@PolizeiGruen) May 24, 2025

Auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz, schrieb auf X „All cops are bastards“ sei „ein völlig unterirdischer, inakzeptabler und beleidigende Take für alle Polizistinnen und Polizisten“.

“All cops are bastards” ist ein völlig unterirdischer, inakzeptabler und beleidigende Take für alle Polizistinnen und Polizisten, die sich – oft mäßig vergütet – jeden Tag für unseren Rechtsstaat, unsere Sicherheit und unsere Freiheit einsetzen. — Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) May 25, 2025

Auch abseits der Grünen ist Nietzards Beitrag nicht unbemerkt geblieben und zog in sozialen Medien teils massive Kritik auf sich. So viel, dass Nietzard sich inzwischen zu ihrem Pullover äußerte und Aussagen zumindest teilweise relativierte.

Beim „Stern“-Podcast „5-Minuten-Talk“ sagte sie: „Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg war, um auf die Probleme aufmerksam zu machen.“ Grundsätzlich bleibe sie aber bei ihrer Kritik. Nietzard „hasse natürlich nicht die Polizei als Ganzes“, aber das System dahinter und wie es gerade aufgebaut sei. Es gebe ihrer Ansicht nach keine vernünftigen Polizeistudien, keine strukturelle Aufarbeitung von Gewalt und rassistischen Tendenzen, die von der Polizei nicht transparent genug gemacht würde.

Zurückrudern „völlig unglaubwürdig“

Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, ist das zu wenig. „Das halbherzige Zurückrudern von Frau Nietzard ist völlig unglaubwürdig, sie verhält sich genauso, wie Rechtspopulisten es häufig tun: Erst mal schlagzeilenträchtig extreme Aussagen treffen, um dann mit ‚war nicht so gemeint’ das Gesagte zu relativieren“, sagte er gegenüber RTL.

Es ist nicht das erste Mal, dass Jette Nietzard mit streitbaren Beiträgen die eigene Partei und andere gegen sich aufbringt. Im Februar hatte Nietzard auf der Plattform X geschrieben, nachdem der damalige FDP-Chef Christian Lindner seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte: „Ich freue mich, dass der Mann von Franca Lehfeldt jetzt kürzer tritt um ihr Karriere und Kind zu ermöglichen.“ Das missfiel Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz, der den Beitrag kommentierte: „Private Fragen der Lebensführung entscheiden Betroffene zum Glück immer noch selbst. Solche Sprüche sind auch nicht sonderlich feministisch, sondern schlicht niveaulos. Ich würde das (wieder einmal) löschen.“

Zum „ACAB“-Pulli hat sich Bayaz inzwischen auch geäußert. Gegenüber „t-online“sagte er: „Viele in unserer Partei sind es leid, ihre regelmäßigen Ausfälle zurückzuweisen.“

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Erstellt:
26. Mai 2025, 11:42 Uhr
Aktualisiert:
26. Mai 2025, 12:56 Uhr

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