Alles probiert, aber es reicht nicht ganz

Trotz starker Leistung verliert der HC Oppenweiler/Backnang auch das Finalrückspiel um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga. Weil Topfavorit VfL Eintracht Hagen im richtigen Moment immer eine passende Antwort findet, bleibt das Handballwunder aus.

Den Sprung in die Zweite Bundesliga haben die HCOB-Handballer um Marcel Lenz verpasst, aber die Zuneigung ihrer Fans ist ihnen nach der starken Aufstiegsrunde weiterhin sicher. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Den Sprung in die Zweite Bundesliga haben die HCOB-Handballer um Marcel Lenz verpasst, aber die Zuneigung ihrer Fans ist ihnen nach der starken Aufstiegsrunde weiterhin sicher. Foto: A. Becher

Von Alexander Hornauer

Es war ein würdiges Finale, am Ende setzte sich Hagen verdient durch. Dem Topfavoriten der Aufstiegsrunde der Drittligisten musste sich der HCOB nach dem 31:36 im Hinspiel auch im Rückspiel in eigener Halle beugen. Beim 33:39 gegen die Westfalen hielten die Murrtaler die Partie mit unbändigem Kampfgeist lange offen, verkauften sich auf höchstem Drittliga-Level hervorragend. Nach 40 Minuten schien die Sensation für einen kurzen Moment möglich zu sein. Dann schlug Hagen vehement zurück, machte alles klar und bejubelte den verdienten Zweitliga-Aufstieg.

Fünf Tore Rückstand hatte der HCOB beim Anwurf, kurz darauf waren es sogar sieben. Die Gäste legten ein 2:0 vor. Dann kamen die Hausherren ins Rollen. Torwart Jürgen Müller parierte zwei Würfe, Timm Buck sorgte für den Ausgleich, Ruben Sigle netzte per Fernwurf ins verwaiste Tor ein. Die 134 Zuschauer, die für eine tolle Atmosphäre sorgten und dem Abend nach den vielen Begegnungen vor leeren Rängen einen wunderbaren Rahmen gaben, witterten beim 3:2 bereits Morgenluft.

Hagen ließ sich aber nicht beirren. Das Zusammenspiel mit Kreisläufer Tilman Pröhl klappte gut, im Rückraum zog der Ex-Bietigheimer Valentin Schmidt die Fäden. Die Eintracht zog nicht davon, hatte aber doch meist einen kleinen Vorsprung. Vor allem: Immer, wenn der HCOB kurz das Momentum auf seiner Seite zu haben schien, legten die Gäste wieder nach. Beispiel: Ruben Sigle und Kevin Wolf trafen zum 8:8, oft könnte das ein Wendepunkt sein. Hagen traf sofort wieder dreimal.

Das HCOB-Team beeindruckte mit immensem Kampfgeist und hatte gute Ideen. Aus dem Rückraum war Sigle sehr torgefährlich, Marcel Lenz warf die Siebenmeter abermals mit beeindruckender Sicherheit. Beim 14:14 waren die Einheimischen wieder dran, beim 16:16 wenige Sekunden vor der Pause ebenso. Die Maßnahme, den siebten Feldspieler einzusetzen, fruchtete einmal mehr. Was fehlte, war mal wieder eine Führung. Stattdessen warf Kim Voss- Fels mit der Sirene das 17:16 für Hagen. Ein Big Point, der dem hohen Favoriten nochmals zusätzliche Sicherheit verlieh.

HCOB unterliegt im Rückspiel dem VfL Hagen
Die Handballer des HC Oppenweiler/Backnang haben das Rückspiel um den Aufstieg in die Zweite Bundesliga gegen den VfL Eintracht Hagen mit 33:39 verloren. Zwar verpasst der HCOB damit den Sprung nach oben, hat aber starke Leistungen in der Aufstiegsrunde gezeigt.

In der zweiten Hälfte blieb es zunächst ein intensives Match. Die Murrtaler ließen sich nicht abschütteln und machten zwischen der 32. und 38. Minute mit einem 5:2-Lauf das 23:22. Endlich die Führung, Riesenjubel in der Halle. Weil Hagens Julian Renninger in dem Moment eine Zeitstrafe verbüßte, schien es die günstige Gelegenheit zu sein, noch einmal anzugreifen. Doch nun zeigte sich, warum die mit vielen erfahrenen Ex-Bundesliga-Spielern gespickte Hagener Truppe zu Recht Sieger der Aufstiegsserie wurde. Sie ließ sich von den vermeintlichen Rückschlägen keineswegs aus dem Rhythmus bringen. Drei Tore in Unterzahl waren eine klare Ansage.

Der HCOB hatte in dieser Phase kein Wurfglück: Vier Lattenknaller in wenigen Minuten, das kostete auch nervlich Substanz. Der VfL hatte nun Oberwasser. Die Verteidiger fingen einige Bälle ab, kamen zu Kontertoren. Auch sonst war die Offensivqualität bei den Westfalen enorm hoch. Rasch wurde aus der HCOB-Führung ein 25:30. Hagens Vorstände streiften sich bereits die Aufstiegstrikots über. Oppenweiler/Backnang musste sich aber bis zum Ende keinen Vorwurf machen lassen, hielt immer dagegen, hatte viele gute Aktionen. Aber Hagen war clever, erfahren, abgezockt und spielte den Sieg souverän nach Hause. Am Ende fiel er wie im Hinspiel um zwei, drei Tore zu hoch aus, in Summe war die Eintracht aber der verdiente Sieger. Zum Schluss hin setzten beim HCOB zwei Spieler Akzente, die nach der Partie verabschiedet wurden. Linksaußen Johannes Csauth spielte beim Konter Doppelpass mit dem Gegner und jagte den Ball in die Maschen. Evgeni Prasolov blieb es vorbehalten, das letzte Tor zu erzielen.

Beim HCOB mischte sich in die Enttäuschung über das ausgebliebene Handballwunder sowie den verpassten Zweitliga-Aufstieg auch viel Stolz über den bemerkenswerten Auftritt in der Aufstiegsrunde. Betrachtet man die Ausgangslage Anfang Februar, als Skeptiker schon davon sprachen, dass wohl erst im Herbst überhaupt wieder Handball gespielt werden könnte, so kann man nun bilanzieren: Der HCOB hat sich sportlich erstklassig verkauft, die Mannschaft hat starke Leistungen gezeigt, die Wahrnehmung des Vereins war sowohl regional als auch bundesweit groß. Nicht zu unterschätzen: Die Fans hatten in sonst eher veranstaltungsarmen Coronazeiten die Perspektive, ihren Lieblingsspielern in den vergangenen zehn Wochen zumindest an den Bildschirmen zu folgen, einige zum Abschluss nun sogar in der Halle.

Das HCOB-Team hat nach der kräftezehrenden Aufstiegsrunde nur einige Wochen Pause, bis schon wieder die Vorbereitung auf die neue Runde startet. Die beginnt wohl Ende August mit einem DHB-Pokalduell mit einem Zweitligisten. In der Dritten Liga gibt es voraussichtlich Staffeln mit zwölf Teams, wobei die Besten im Anschluss an den Grunddurchgang in eine Aufstiegsrunde einziehen. Details sind aber noch nicht bekannt gegeben worden.

HC Oppenweiler/Backnang: Müller, Koppmeier – Lenz (7/3), Buck (3), Raff (2), Sigle (8), Wolf (2), Klein (n.e.), Schöbinger, Prasolov (2), Strýc (2), Csauth (1), Frank (n.e.), Maurer (3), Bühler (n.e.), Düren (3).

VfL Eintracht Hagen: Mahncke, Grzesinski – Bürgin (6), Becker, Beemsterboer (2), Pröhl (6), Schmidt (5), Renninger (1), Klein, Voss-Fels (1), Ridder (3), Gaubatz (5), Kister, Mestrum (2), Stefan (6), Toromanovic (2).

Siebenmeter: 3/3:0/0. – Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Schöbinger, Strýc – Becker/zweimal, Renninger, Gaubatz). – Schiedsrichter: Christian Hannes (Aachen)/David Hannes (Frankfurt). – Zuschauer: 134.

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Erstellt:
14. Juni 2021, 06:00 Uhr

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