Wegen Belästigung

Als verschwundene Maddie ausgegeben: Junge Frau verurteilt

Die Eltern der 2007 verschwundenen Maddie mussten viel Leid durchmachen. Auch eine Frau, die sich als das Mädchen ausgab, machte den beiden zu schaffen.

Madeleine McCann verschwand im Jahr 2007 als Dreijährige bei einem Portugal-Urlaub spurlos aus der Ferienwohnung ihrer Eltern.

© AP/dpa/Sang Tan

Madeleine McCann verschwand im Jahr 2007 als Dreijährige bei einem Portugal-Urlaub spurlos aus der Ferienwohnung ihrer Eltern.

Von red/dpa

Eine junge Frau, die sich als die verschwundene Madeleine McCann ausgab, ist im englischen Leicester wegen Belästigung der Familie des vermissten Mädchens verurteilt worden. Von dem Vorwurf des Stalking sprachen die Geschworenen die 24-jährige Julia W. allerdings frei, wie die Nachrichtenagentur PA aus dem Gerichtssaal berichtete. Die Mitangeklagte Karen S. befand die Jury für unschuldig.

Ins Gefängnis muss die 24-Jährige nicht mehr. Sie wurde zwar mit der Höchststrafe für Belästigung zu sechs Monaten verurteilt. Julia W. sitze aber seit Februar in Haft, sagte die Richterin. „Sie befindet sich also tatsächlich länger in Haft als die Höchststrafe.“ Die Richterin verhängte zudem eine einstweilige Verfügung gegen die Frau, da von ihr ein „erhebliches Risiko“ einer weiteren Belästigung der Familie ausgehe.

Die Eltern teilten indes über die Polizei von Leicestershire mit, trotz des Schuldspruchs keine Genugtuung zu empfinden. Ein Gerichtsverfahren hätten sie nicht durchlaufen wollen, „sondern nur, dass die Belästigung aufhört“, heißt es in der Mitteilung. Sie hofften, dass die Frau die Unterstützung bekomme, die sie brauche.

Dutzende Telefonanrufe und Forderungen nach DNA-Tests

Die 24-jährige Polin hatte der Anklage zufolge unzählige Male versucht, die Eltern von Maddie zu kontaktieren und etwa immer wieder DNA-Tests gefordert. Sowohl Vater Gerry als auch Mutter Kate berichteten in den vergangenen Wochen im Gerichtssaal von Dutzenden Telefonanrufen durch Julia W., zusammen mit der Mitangeklagten tauchte sie auch unangekündigt bei deren Haus auf.

Mehrfach hätten die McCanns ihr klargemacht, dass sie nicht ihre Tochter sein könne und sie nicht mehr von ihr kontaktiert werden wollten. Als die Frau dann versuchte, mit Maddies Schwester Kontakt aufzunehmen, verständigten die McCanns die Polizei, die sie und ihre Unterstützerin festnahm.

Verurteilt wurde die Frau wegen „harassment“, in Deutschland entspricht das in etwa einer Verurteilung wegen Nachstellung oder allgemeiner Belästigung.

Vor Jahren spurlos verschwunden

Madeleine McCann verschwand im Jahr 2007 als Dreijährige bei einem Portugal-Urlaub spurlos aus der Ferienwohnung ihrer Eltern. Trotz jahrelanger Ermittlungen und großer Aufmerksamkeit durch die Medien ist ihr Schicksal ungeklärt.

Scotland Yard behandelt den Fall Maddie noch immer als Vermisstenfall. Die Eltern wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihre Tochter womöglich noch am Leben sein könnte. Die Staatsanwaltschaft in Braunschweig verdächtigt hingegen den verurteilten deutschen Sexualstraftäter Christian B., Madeleine getötet zu haben. Zu einer Anklage kam es bisher aber nicht. Es gilt die Unschuldsvermutung. Christian B. ist nach Absitzen einer Haftstrafe wegen Vergewaltigung inzwischen auf freiem Fuß.

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Erstellt:
7. November 2025, 15:00 Uhr
Aktualisiert:
7. November 2025, 17:47 Uhr

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