Nach Kritik
ARD und ZDF erklären Spätstart bei Handball-WM der Frauen
Die deutschen Handballerinnen wollen bei der Heim-WM für ihre Sportart werben. Im Free-TV sind die Spiele aber frühestens ab dem Viertelfinale zu sehen. Der Verband ist verstimmt.
© dpa/Soeren Stache ; Baumann/Alexander Keppler
Das Turnier in Deutschland und den Niederlanden wurde nur beim kostenpflichtigen Streamingdienst Sporteurope.TV übertragen.
Von red/dpa
Vordem zweiten WM-Auftritt der deutschen Handballerinnen haben ARD und ZDF die heftige Kritik von DHB-Präsident Andreas Michelmann am Free-TV-Blackout in der Vor- und Hauptrunde des Heim-Turniers zurückgewiesen. Michelmann hatte es als „Schande“ bezeichnet, dass die öffentlich-rechtlichen Sender erst ab dem Viertelfinale in die Live-Berichterstattung einsteigen.
„Die medialen Live-Verwertungsrechte an der Handball-WM der Frauen sind bereits 2019 vergeben worden, zum damaligen Zeitpunkt waren die Ausrichterländer noch nicht bekannt. Die Etats von ARD und ZDF für den Erwerb von Sportrechten sind begrenzt“, teilten beide Sender auf dpa-Anfrage mit. „Aus diesem Grund – und weil sie zum Zeitpunkt der Rechtevergabe nicht Bestandteil der programmlichen Strategie war – hatten die öffentlich-rechtlichen Sender keine Live-Rechte an der Frauen-Handball-WM erworben, dafür aber bereits damals sehr umfassende Nachverwertungsrechte.“
Live-Erlebnis vorerst nur gegen Bezahlung im Internet
Fans können die Vor- und Hauptrundenspiele des deutschen Teams, das nach dem 32:25-Auftaktsieg gegen Island heute Abend (18.00 Uhr) in Stuttgart auf Außenseiter Uruguay trifft, live nur gegen Bezahlung beim Streamingsender Sporteurope.TV verfolgen.
„Das haben die Frauen nicht verdient“, schimpfte Michelmann über die TV-Situation und legte nach: „Eine Heim-WM ist eine einmalige Chance, die wir in den nächsten zehn Jahren für die Frauen nicht wiederbekommen. Diese Chance versiebt zu haben, muss ich ARD und ZDF vorwerfen.“
Keine Einigung mit Sporteurope.TV
Die beiden Sender führten an, zu Jahresbeginn mit dem Rechteinhaber das Gespräch gesucht zu haben, um der DHB-Auswahl bei der Heim-WM „live eine Plattform bei ARD und ZDF zu bieten. Da die Planungen sehr weit fortgeschritten waren bzw. auch der Rechtegeber seine Live-Rechte ausnutzen wollte, kam es letztlich zu einer Verständigung für eine Live-Verwertung durch ARD und ZDF ab dem Viertelfinale“, hieß es.
Für Michelmann kam das nicht überraschend. „Es ist klar, dass die anderen jetzt versuchen, aus ihrer Cleverness Kapital zu schlagen“, sagte der DHB-Boss. Die öffentlich-rechtlichen Sender, die in den ersten zwei Turnierphasen nur in ihren Nachrichten-, Sport- und Magazinsendungen von den deutschen WM-Spielen berichten, hätten bei der Vergabe der Live-Rechte „geschlafen“.
Dass ARD und ZDF mittlerweile die Rechte an den Europameisterschaften der Männer und Frauen ab 2026 erworben haben, ist für den 66-Jährigen nur ein schwacher Trost. „Das geht in die richtige Richtung. Aber egal, was in der Zukunft passiert, in der Gegenwart ist das eine Fünf minus“, sagte Michelmann.
