Aspachs schwieriger Wiedereinstieg

Der abstiegsgefährdete Fußball-Drittligist SG Sonnenhof müht sich vor dem Heimspiel gegen Unterhaching, um die DFB-Regularien erfüllen zu können, und muss im Vergleich mit dem Tabellendritten auch noch gegen einen Wettbewerbsnachteil ankämpfen.

Seine Ausbildung macht Julian Leist vorläufig im Homeoffice, damit er als Kapitän der SG-Fußballer in Großaspach vor Ort sein kann. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Seine Ausbildung macht Julian Leist vorläufig im Homeoffice, damit er als Kapitän der SG-Fußballer in Großaspach vor Ort sein kann. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Die Diskussionen über Sinn und Unsinn der Fortsetzung der Dritten Liga während der Coronakrise sind zwar noch nicht völlig beendet, die Entscheidung aber ist gefallen. Der DFB hat beschlossen, dass die Fußballshow ab Pfingstsamstag weitergeht. Auf die SG Sonnenhof Großaspach wartet zum Wiedereinstieg trotz Heimvorteil eine ganz schwere Aufgabe. Der Vorletzte empfängt ab 14 Uhr den Tabellendritten Spvgg Unterhaching im Stadion im Fautenhau. Für das schwäbische Kellerkind ist das Duell mit dem bayrischen Aufstiegsaspiranten die erste Partie von elf noch anstehenden Saisonspielen, die innerhalb der nächsten 36 Tage absolviert werden sollen.

Wie gut sind die SG Sonnenhof und die Spvgg Unterhaching auf den Wiedereinstieg nach insgesamt 84 Tagen Spielpause vorbereitet? Die Schwaben sind deutlich benachteiligt, konnten sie aufgrund behördlicher Vorgaben doch erst rund fünf Wochen später als die Bayern mit dem sogenannten Kleingruppentraining beginnen. In Unterhaching durften solche Fünfergruppen, bei denen die Spieler einen Abstand von 1,50 Metern einhalten mussten, bereits kurz vor Ostern (7. April) wieder ran. Für Aspach war die Rückkehr aufs Spielfeld erst ab dem 11. Mai wieder möglich. Damit hat die SG nicht ganz drei Wochen Vorbereitung hinter sich, während die Spvgg fast acht Wochen trainiert und einen entsprechend großen Wettbewerbsvorteil hat. Testspiele waren für kein Team möglich.

Wie setzt Aspach die vorgegebene Trennung der beiden Mannschaften vor und nach der Partie um? Um den DFB-Regularien gerecht werden zu können, muss die SG neben dem üblichen Umkleidetrakt den separat liegenden Jugendtrakt nutzen. Damit können sich die Teams wie vorgeschrieben getrennt und mit entsprechend großem Abstand zwischen allen Spielern umziehen. Aspach befindet sich im gewohnten Trakt. Die Gäste nutzen die Jugendkabinen. Die SG kommt wie sonst auch auf der linken Haupttribünenseite die Treppe hoch und von dort aufs Spielfeld. Die Gäste begeben sich von der rechten Tribünenseite aus auf den Platz. Direkten Kontakt haben die Mannschaften erst während des Spiels, da die sonst üblichen Handshakes und Begrüßungen vor der Partie nicht stattfinden.

Wer darf unter welchen Bedingungen zum Spiel ins Stadion kommen? Insgesamt dürfen sich zeitgleich 300 Personen auf der Anlage befinden. Dabei wird das Gelände in die Zonen Innenraum, Tribüne und Stadionaußengelände eingeteilt. In jeder Zone dürfen sich maximal 100 Personen aufhalten, die nicht miteinander verrechnet werden dürfen. Der Innenraum bleibt Spielern, Funktionsteams, Schiedsrichtern, Ballholern, Hygienepersonal und Ordnungsdienst vorbehalten. Auf den Tribünen finden vor allem Medienleute, die Delegationsangehörigen der beiden Vereine sowie Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdienst Platz. Das Stadionaußengelände ist für Helfer vorgesehen, die für die Spielorganisation sowie TV-Produktion nötig sind. Die Zahl der Journalisten und Fotografen ist zum Beispiel auf zehn und drei Personen begrenzt. Auch sie müssen Mundschutz tragen und dürfen erst ins Stadion, wenn sie sich zuvor einer Kontrolle unterziehen und einen Fragebogen ausfüllen.

Erfüllt bei Großaspach der komplette Kader die Hygienevorgaben des DFB? Nein. Der 18-jährige Torhüter David Nreca-Bisinger zählt derzeit nicht mehr zum Kader. Der Schüler, hinter Maximilian Reule und Constantin Frommann die Nummer drei, macht gerade Abitur. Er kann deshalb das DFB-Hygienekonzept, das eine Art Quarantäne für die an der Partie beteiligten Spieler, Trainer und Betreuer vorsieht, deshalb nicht erfüllen. Kapitän Julian Leist, der neben dem Fußball noch eine kaufmännische Ausbildung absolviert und als sogenannter Halbprofi in den DFB-Vorgaben nicht berücksichtigt ist, ist dagegen an Bord. Sein Arbeitgeber ermöglicht dem Abwehrorganisator, dass er seine Ausbildung vorläufig im Homeoffice machen kann, und die Berufsschule läuft vorläufig im Online-Learning.

Wie ist die tabellarische Ausgangslage? Die Elf aus dem Fautenhau (21 Punkte) ist Vorletzter und hat zwölf Zähler sowie 29 Tore Rückstand auf den rettenden Rang 16, den derzeit der Hallesche FC einnimmt. Der einstige Erstligist aus der Münchner Ecke weist als Tabellendritter 44 Zähler auf. Er ist punktgleich mit dem Zweiten Waldhof Mannheim, der in der Tordifferenz nur um einen Treffer besser ist. In Sachen Aufstieg bedeutet das, dass derzeit neben Spitzenreiter MSV Duisburg (47) der Waldhof direkt aufsteigen würde. Unterhaching wäre für die Relegationsspiele gegen den Drittletzten der zweiten Liga (momentan der KSC) qualifiziert. Mit Meppen, Ingolstadt und 1860 München haben Mannheim und Unterhaching aber drei Vereine im Nacken, die 42 und damit nur zwei Zähler weniger haben. Dahinter sind mit Bayern II, Rostock, Braunschweig und Würzburg vier Klubs mit 41 Punkten ebenfalls dicht dran.

So geht es für Großaspach weiter

Nach dem Heimspiel am Samstag ab 14 Uhr gegen die Spvgg Unterhaching stehen für Großaspach noch zehn Partien an, von denen sechs bereits fest terminiert sind. Bei den letzten vier Begegnungen sind der genaue Tag und die Uhrzeit bislang noch offen. Insgesamt stehen für die 20 Drittligisten noch jeweils elf Begegnungen an, die in 36 Tagen absolviert werden müssen.

Auf das Duell mit Unterhaching folgen für die SG Sonnenhof die zwei Auswärtsspiele in Chemnitz (Mittwoch, 3. Juni, 20.30 Uhr) und Ingolstadt (Sonntag, 7. Juni, 17 Uhr). Am Mittwoch, 10. Juni, erwartet der Vorletzte der Dritten Liga ab 19 Uhr den Drittletzten Preußen Münster im Fautenhau, ehe es am Samstag, 13. Juni, zu Eintracht Braunschweig geht (14 Uhr). Am Mittwoch, 17. Juni (19 Uhr), gastiert Zwickau in Aspach. Am Samstag, 20 Juni, muss die Elf aus dem Fautenhau ab 14 Uhr im Baden-Württemberg-Duell bei Waldhof Mannheim ran.

Die SG-Partie gegen den SV Meppen (in Aspach) findet am 23. oder 24. Juni statt. In Magdeburg müssen die Schwaben am 26., 27. oder 28. Juni ran. 1860 München gastiert im Fautenhau am 30. Juni oder am 1. Juli. Saisonabschluss ist für den Sonnenhof am Samstag, 4. Juli, in Jena. Wobei hier noch nicht klar ist, wann angepfiffen wird.

Alle Begegnungen finden als sogenannte Geisterspiele ohne Zuschauer statt. Unter www.bkz.de/sport/sg-sonnenhof bietet unsere Zeitung für die Fans, die aktuell am Ball sein wollen, bei jedem Spiel einen Liveticker. Zudem findet sich im Internet unter dieser Adresse später noch ein kommentiertes Video mit den besten Szenen sowie möglichst vielen Stimmen vom Spiel.

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Erstellt:
29. Mai 2020, 06:00 Uhr

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