Auf dem portugiesischen Jakobsweg

Herbert Soukopp aus Welzheim berichtet bei seinem Vortrag im Zimmertheater der Volkshochschule Murrhardt über seine Tour, die als bereits erfahrener Pilger auf sich nimmt. Zwar hat er mit dem nassen Frühjahrswetter zu kämpfen, wird aber mit blühenden Landschaften belohnt.

Die Jakobsmuschel als bekanntes Symbol – hier taucht sie als Teil einer Skulptur in Rothenburg ob der Tauber auf. Fotos: Herbert Soukopp

Die Jakobsmuschel als bekanntes Symbol – hier taucht sie als Teil einer Skulptur in Rothenburg ob der Tauber auf. Fotos: Herbert Soukopp

Von Petra Neumann

Murrhardt. Herbert Soukopp aus Welzheim ist im übertragenen Sinne ein richtiger „Pilgervater“, denn der Rentner wandelt schon seit dem Jahr 2000 auf zwei der vielen Pfade, die nach Santiago de Compostela in Spanien führen. Im Zimmertheater der Volkshochschule Murrhardt stellte er seine Wanderung auf dem Caminho Português da Costa im Jahr 2018 vor.

Eigentlich beginnt ein echter Pilgerweg an der Haustür und führt den Gläubigen oder Suchenden an die Stätte seiner Sehnsucht. Der mittlerweile bekannteste Pilgerweg ist jener nach Santiago de Compostela, dessen Existenz bereits im Jahr 1047 schriftlich bekundet wurde, und zwar als Strecke, die seit alten Zeiten von Pilgern des heiligen Jakobus und Peter und Paul begangen wird. Schon über 200 Jahre zuvor, nämlich 811, hatte man das Grab des heiligen Jakobs entdeckt und so war es klar, dass beides miteinander zusammenhängen musste. Im Mittelalter suchten viele Gläubige, durch eine Pilgerwanderung ihre körperlichen Gebrechen zu heilen, andere mussten das zur Strafe tun oder unternahmen für einen anderen diese Tour. Dabei war es wichtig, einen Pilgerpass bei sich zu haben, denn ohne Weiteres konnte man sich damals nicht auf den Weg machen, da man nicht das Recht der Freizügigkeit besaß und sonst als Vagabund angesehen wurde. Auch heute empfiehlt sich dieser Pass noch, weil er dem Wanderer einen ganz anderen Status verleiht und ihn in die Lage versetzt, bei Privatleuten oder in einer Pilgerherberge zu übernachten.

Um keine ausgedörrte Landschaft vor Augen zu haben, startete er im März

Zweimal war Herbert Soukopp bereits in Santiago de Compostela. Das erste Mal ging es über 16 Jahre in Etappen dorthin, und zwar auf dem Camino Francés, der lange Zeit der beliebteste Weg war. Soukopps bevorzugte Wanderzeit war der Oktober, doch im Süden Europas bedeutet das, dass die Landschaft braun vor Trockenheit ist. Deshalb wollte er den portugiesischen Pilgerweg im März auf sich nehmen, denn er hatte gelesen, im Allgemeinen sei das Wetter angenehm. Eigentlich geht dieser Weg von Lissabon aus, aber der Referent entschied sich für den Startpunkt an der Kathedrale von Porto (Sé Catedral de Nossa Senhora da Assunção). Von angenehmem Wetter war da allerdings nicht viel zu merken. Just in diesem Jahr zeigte sich das Wetter als stürmisch und außerordentlich regnerisch, sodass von einer Pilgerreise trockenen Fußes nicht die Rede sein konnte. „Als ich am Abend meine Schuhe auszog, konnte ich das Wasser darin im Waschbecken ausleeren. Besonders unangenehm war der nasse Wind, der einem durch Mark und Bein ging“, wusste der Glaubensreisende zu berichten.

Auf dem Weg begegnen einem auch ganz moderne Fassungen des Jakobus.

Auf dem Weg begegnen einem auch ganz moderne Fassungen des Jakobus.

Doch gab es auch hin und wieder schöne Tage und die blühende Frühlingslandschaft entschädigten für Strapazen und Mühsal. Tatsächlich kamen Herbert Soukopp und seine Ehefrau an vielen interessanten Architekturen vorbei: an Brücken aus der Römerzeit und an erstaunlichen Kirchen, von denen die eindrucksvollste jene von Arcade mit ihrem muschelförmigen Grundriss ist. Auch Windmühlen am Meer boten sich dem Blick als visuelle Leckerbissen dar und natürlich die blauen Fliesen an Gebäuden, für die Portugal berühmt ist, die so genannten Azulejos. Schließlich kam Santiago de Compostela in Sicht und mit dieser Stadt auch die berühmte Kathedrale, in der der Heilige verehrt wird. Seine große Statue erreicht man von hinten über eine Treppe und kann sie umarmen. Berühmt ist auch der „Botafumeiro“, ein sehr großer und schwerer Weihrauchkessel, der hin- und hergeschwungen wird und dabei auf eine Geschwindigkeit von 65 Kilometern pro Stunde kommt.

Die Route führte schließlich nach Finisterra, ans Ende der Welt

Aber damit war die Route noch nicht beendet. Weiter ging es bis ans Ende der Welt, nach Finisterra. Früher glaubte man, dass man gleichsam neu geboren werden könne, wenn man sich am Strand ausruhte, den Sonnenuntergang betrachtete, seine Kleider verbrannte und eine Nacht schlief. Aber das war früher. 2018 verbarg sich die Sonne hinter einem Regenschleier und der nächste Morgen kam ohne große Überraschung daher. Nach dem spannenden Vortrag schloss sich noch eine Gesprächsrunde mit einigen Anekdoten, aber auch wichtigen Tipps nicht nur für Neueinsteiger auf dem Jakobsweg an.

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Erstellt:
6. Februar 2023, 06:00 Uhr

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