Melania Trump
Auf Melanias Denkmal liegt kein Segen
In Slowenien ist das Denkmal zur Erinnerung an Melania Trump, die bekannteste Auswanderin des Landes, zerstört worden. Rätselhaft bleiben Motiv und Täter.

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Sie sollte US-Präsidentengattin Melania Trump darstellen: Eine letzte Woche zerstörte Bronzeskulptur auf einem Baumstumpf am Ufer der Save unweit ihres Heimatorts Sevnica
Von Thomas Roser
Statt der einsam grüßenden Melania stehen nur noch die Überreste der Füße ihrer auf Knöchelhöhe abgesägten Statue auf dem geplünderten Baumstumpfsockel. Sloweniens Polizei weiß noch nicht, wer letzte Woche das eigenwillige Denkmal zur Erinnerung an die bekannteste Auswanderin des Landes am Ufer der Save unweit ihres Heimatorts Sevnica zerstört und gemopst haben könnte: Die Bronzeskulptur des als Gattin von US-Präsident Donald Trump bekannt gewordenen Ex-Models Melanija Knavs ist spurlos verschwunden.
Auf dem Denkmal für Sloweniens berühmteste Landestochter scheint kein Segen, sondern eher ein Fluch zu ruhen: Bereits ein erstes, 2019 von dem lokalen und inzwischen verstorbenen Motorsägenhobbykünstler Ales Zupevc aus dem Stamm einer abgestorbenen Linde gesägtes Melania-Monument wurde ein Jahr später bei einem mysteriösen Brandanschlag verkohlt.
Holzskulptur 2020 durch Bronze-Melania ersetzt
Der in Berlin liegende US-Künstler Brad Downey, der das hölzerne Monument bei Zupevc in Auftrag gegeben hatte, schuf daraufhin im Herbst 2020 selbst eine vermeintlich widerstandsfähigere Bronzereplik. Fünf Jahre lang schien sich nach Trumps Abwahl an der Bronze-Melanija am Save-Ufer niemand zu stören. Er sei „ein wenig traurig“, dass sie verschwunden sei, erklärte Downey nach dem Diebstahl: „Mein Gefühl ist, dass das irgendetwas mit der Wiederwahl von Trump zu tun hat, aber wer weiß das schon?“
Sowohl Altmetallsammler als auch Kunstliebhaber scheiden als Täter eher aus: Beide hätten die Skulptur vermutlich samt Füßen demontiert. Hat die heutige First Lady in ihrer einstigen Heimat etwa Feinde? Oder störten sich lokale Trump-Fans, ihre inzwischen in die USA ausgewanderte Familie oder gar Geheimdienstler in Washington oder Ljubljana an dem Monument?
In Sevnica geboren und aufgewachsen
Sicher ist, dass das bis dahin vor allem für seine Salami-Spezialitäten bekannte Sevnica vom Ruhm der emigrierten Landsmännin profitiert hat. Mit fünf Jahren soll die 1970 geborene Tochter eines Automechanikers und einer Schneiderin in der heute 17 500 Einwohner zählenden Kommune ihre Premiere auf dem Laufsteg gefeiert haben: Als der größte Produzent von Kinderkleidung im damaligen Jugoslawien ließ der Textilgigant Jutranjka seine neuen Kreationen von Kindern seiner Mitarbeiter präsentieren.
Mit 16 Jahren wurde die Schülerin von einem Modefotografen erstmals für ein Foto-Shooting engagiert. Nach abgebrochenen Architekturstudium begann sie mit dem eingedeutschten Namen Melania Knauss in Mailand und Wien als Model zu arbeiten. 1995 lotste sie ihr Agent nach New York, wo sie 1998 den Milliardär Donald Trump kennenlernte: Ihre Liebesbande mit dem 24 Jahre älteren Immobilienriesen sollten ihre Karriere entscheidend beschleunigen.
2002 besuchten die Trumps Slowenien
Zwar hat die heutige First Lady nur einmal (2002) in Begleitung von Donald ihr Heimatland besucht. Doch begeistert und geschäftstüchtig reagierten viele ihrer Landsleute schon 2016 auf ihren erstmaligen Aufstieg zur First Lady: Sprunghaft vermehrte sich in Sevnica die Zahl der Touristen, die auf „First-Lady-Touren“ den „Melania-Kuchen“ der örtlichen Konditorei verputzten.
Um den kommerziellen Missbrauch ihres Namens in der Heimat zu verhindern, heuerte Melania 2016 die slowenische Anwältin Natasa Pirc Musar an. Dieser glückte 2022 selbst der Karrieresprung in den Präsidentenpalast: Bei der Papstbeerdigung gelang es Sloweniens heutiger Landesmutter, ihren früheren Mandantin samt Mann endlich persönlich die Hand zu drücken.
Vereinsamte, gesichtslos verfremdete Frauenfigur
Gemischt fielen hingegen die Reaktionen auf das erste, 2019 am US-Unabhängigkeitstag enthüllte Melania-Denkmal im nahen Save-Dorf Rozno aus. Die First Lady sehe aus wie eine „Schlumpfin“, störten sich manche an ihrem hellblauen Holzgewand. Andere vermochten in der vereinsamten, gesichtslos verfremdeten Frauenfigur durchaus Gemeinsamkeiten mit der echten Frau Trump zu entdecken.
Genau ein Jahr nach der Einweihung des Denkmals ging es wieder am US-Unabhängigkeitstag in Flammen auf. Von Auftraggeber Downey wurde es daraufhin zu Ende von Trumps erster Amtszeit in Bronze erneuert: Die „Karikatur“ solle als „Antipropaganda“ daran erinnern, dass Melanija Knavs eine „Immigrantin“ sei, so die Botschaft ihres Schöpfers. Kettensägenkünstler Puvecs starb 2024.
Ist ohne das kontroverse Melania-Monument am Save-Ufer endlich der Weg für Trumps ersten Staatsbesuch im Geburtsland seiner Ehegattin geebnet? Zumindest in der Stadtverwaltung scheint man dem gestohlenen Denkmal keine Träne nach zu weinen. Die Gemeinde verurteile „konsequent“ jegliche „Entfremdung von Eigentum", versichert die Stadtverwaltung in einer Erklärung. Doch die Darstellung der First Lady sei „für niemanden eine Ehre“, die Reaktionen der Anwohner auf die Skulptur „äußerst negativ gewesen“.