Genusstour
Bad Wildbad häppchenweise genießen
Die „Genusstour von königlich bis wild“ führt binnen drei Stunden zu Köstlichkeiten und in die Badetradition des Kurorts im Nördlichen Schwarzwald.

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Bad Wildbad präsentiert sich als genussreiche Kurstadt.
Von Maren Recken
Blaue Überschuhe an den Füßen, über den Köpfen säulengetragene Bögen und ornamentverzierte Decken, in der Hand Pappbecher mit Thermalwasser: Erste Station der Genusstour ist die Maurischen Halle im Palais Thermal. Eines der ältesten noch erhaltenen Bäder Europas und normalerweise Badegästen vorbehalten. „Das Thermalwasser stammt aus einer fluoridhaltigen Akratotherme“ erläutert Stadtführer Wolfgang Plappert, weshalb dieses nicht schwefelig schmeckt wie andernorts. Zum quellwarmen Thermalwasser gibt es geräucherte Schwarzwaldforelle aus den kühlen, klaren Gewässern der Region, bevor es über den Kurplatz Richtung Seifenmanufaktur geht. Vorbei am Rossini-Brunnen, wo sich der italienische Opernkomponist als Bronzestatue schmerzverzerrt ans Kreuz fasst. „Rossinis Frau hatte die Schnauze voll über das Gejammer ihres Ehemanns und schleppte ihn 1856 für eine mehrwöchige Kur nach Bad Wildbad. Mit Erfolg, Rossini komponierte wieder“, erklärt Plappert salopp den Aufenthaltsgrund des prominenten Kurgasts. Nach ihm ist die Seifenmanufaktur Rossini benannt.
Seifenduft und Kaffeegeschmack
„Die Basis unserer Seifen ist Thermalwasser. Wir produzieren vierzehn Duftrichtungen, aber auch neutrale Seifen oder Birkenseife gegen entzündliche Haut“, zeigt Geschäftsführerin Anja Pfrommer in der Werkstatt auf große Holzrahmen. Darin reift die Seifenmasse zwei Monate, dann wird sie per Hand in Stücke gestochen. Den Duft von Lavendel, Sommerwiese und Rose noch in der Nase geht es zur Kaffeemanufaktur. Rebekka Maisenbacher-Schmidt, Kaffeefachfrau und Miteigentümerin, weiß alles über Kaffeesorten und wie man aus den grünen Kaffeebohnen mit dem richtigen Röstverfahren „verschiedene Fruchtnoten rauskitzeln kann.“ Zu ihrer Lieblingsmischung „Amore mio“ serviert sie hausgemachte Schwarzwälder Kirschtorteschnitten. In Bad Wildbad lässt und ließ sich das Leben genießen.
Die Prominenz zu Gast
„Hier kurte was Rang und Namen hatte“, nennt der Stadtführer König Wilhelm I., Clara Schumann, die Zarenwitwe Alexandra oder Königin Olga samt Gatten König Karl. Das Thermalwasser brachte die Prominenz in den Ort und 1868 einen Bahnhof, der lange als „der eleganteste Bahnhof Württembergs“ galt. Erbaut, damit, wer mit der Königlichen Staatsbahn anreiste, standesgemäß aus- und in Kutsche oder Automobil umsteigen konnte. Für die Genusstourler geht es zu Fuß in den Kurpark.
Im Kurparkrestaurant bei Foxy Bräu ist das Wildschweingulasch mit hausgemachten Semmelknödeln bereits vorbereitet. Vor der Verkostung zeigt Braumeister Simon Combe wie Bier gebraut wird und verrät, dass in das Thermal Bräu neben Hopfen, Hefe und Malz auch echtes Wildbader Thermalwasser kommt. Die Genusstour, „die Wissenswertes über unsere königliche Geschichte und Badetradition mit regionalen Produkten und kulinarischen Highlights verbindet“, wie Touristikchefin Michaela Mack präzisiert, endet hochprozentig im Forum König-Karls-Bad. Dort wartet bereits Christopher Müller mit Gin und „Brunhilde“. Den Heidelbeer-Gin-Likör mit weiblichem Namen hat sich der Barkeeper einfallen lassen, um seinem selbstgebrannten Gin mit den im Schwarzwald häufig wachsenden Heidelbeeren eine regionale, süße Note zu geben.
Wann es auf Genusstour geht
Termine Die „Genusstour von königlich bis wild“ findet an folgenden Tagen statt: 9. Mai, 6. Juni, 1. August, 31. Oktober, 12. Dezember, jeweils 11 Uhr. Treffpunkt und Bezahlung an der Tourist Information eine halbe Stunde vor Beginn.
Kosten Die Teilnahme an der Tour kostet 39 Euro, mit Gästekarte 36 Euro. Individuelle Gruppentouren sind auf Anfrage möglich. Weitere Informationen: www.bad-wildbad.de/de/tourist-information