Bald stehen weitere Bauplätze bereit

Drei Bebauungsplan-Aufstellungsverfahren auf den Weg gebracht: „Am Höllbächle“, „Sägdöbel-Erweiterung“, „Am Sommerrain“

Im Zuge der Wohnraumoffensive schöpfen Stadtverwaltung und Gemeinderat weitere Möglichkeiten aus, um etwas gegen den Bauplatzmangel in Murrhardt zu tun. Um einen Beitrag dazu zu leisten, den hohen Wohnflächenbedarf zu decken, werden drei Bebauungspläne auf städtischen Flächen aufgestellt, für die das Stadtparlament grünes Licht gab.

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Mit einem Wohnungsbauprojekt will die Kreisbaugesellschaft bezahlbaren Wohnraum sowie Eigentumswohnungen schaffen (wir berichteten). Die Planung sieht sieben Wohngebäude mit insgesamt 50 Wohneinheiten vor. Sie ist Grundlage für den Bebauungsplanentwurf „Am Höllbächle“. Mit ihm sollen die erforderlichen Flächen für Mehrfamilienhäuser an der Siebenkniestraße geschaffen werden, die ans Gelände der Hörschbachschule und der Hörschbachkindertagesstätte angrenzen, erläuterte Simone Sauer, Leiterin des Baurechtsamts. Das Gelände sei durch die Siebenkniestraße bereits erschlossen und verfüge über eine gute Infrastruktur, hob Bürgermeister Armin Mößner hervor. Das Plangebiet wird über eine von der Siebenkniestraße ausgehende Privatstraße erschlossen. Um die Hochwassergefahr zu vermindern, ist eine Retentionsfläche vorgesehen. Einmütig signalisierten die Fraktionssprecher ihre Zustimmung. „Wir hoffen, dass die Kreisbaugesellschaft schnell reagiert und die Planung voranbringt, damit das Projekt kurzfristig umgesetzt werden kann“, sagte Edgar Schäf (SPD). Wie viel Prozent an bezahlbarem Wohnraum mit niedrigeren Mietkosten und wie viele Eigentumswohnungen dabei entstehen, könne man derzeit noch nicht sagen. „Die Streuung wird erst zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt, wenn man sieht, wie wirtschaftlich das Ganze ist“, beantwortete Mößner eine Nachfrage des SPD-Fraktionsvorsitzenden. Auch im „Sägdöbel“, das gegenüber dem Teilort Alm und südlich der gleichnamigen Straße liegt, sollen Wohnbauflächen für Reihenhäuser oder Wohnungen je nach Bedarf geschaffen werden. Grundlage für den Bebauungsplanentwurf „Sägdöbel-Erweiterung“ ist ein Konzept der Korber Firma Weida Immobilien. Es sehe eine Bebauung mit drei Gebäudegruppen aus je drei Reihenhausteilen vor, erklärte Simone Sauer. Das Plangebiet werde über die bestehende Straße erschlossen. Die Erschließung sei dort nicht so einfach wegen der Geländebeschaffenheit: „Die Ver- und Entsorgung muss gewährleistet sein, doch da gibt es zurzeit keine Wendemöglichkeit“, gab Edgar Schäf zu bedenken. Der Sägdöbel sei schattig und ungünstig gelegen, fand Rolf Kirschbaum (CDU-FWV).

Die Fraktion MDAL/Die Grünen wünscht sich ein Konzept, um ökologisches Bauen zu forcieren

Im Zuge der Beratung entwickelte sich eine kurze Diskussion über ökologische Bauvorgaben zwischen Vertretern der MDAL/Die Grünen-Fraktion, dem Bürgermeister und Stadträten anderer Fraktionen. „Insgesamt fehlt uns ein Konzept für ökologisches Bauen“, kritisierte Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen) und hakte nach, welche ökologischen Vorgaben angewendet werden.

Es werde eine Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung erfolgen, aber keine „überkandidelten Umweltvorschriften“, denn: „Wir brauchen Wohnraum, der bezahlbar bleiben soll“, auch dürfe das Bauen nicht unwirtschaftlich werden, sagte der Rathauschef. Nentwich wies auf die mit hohen CO2-Emissionen verbundene Herstellung von Zement hin und plädierte für Holzhäuser: „Als Stadt sollte man dafür etwas tun“. „Man muss sich marktangemessen verhalten. Der Hausbau ist für eine Privatperson die größte Investition im Leben, darum ist es dem Bauherrn zu überlassen, wie er bauen will“, verdeutlichte Mößner. Der ökologische Aspekt sei „immens wichtig“, aber „es gibt zu viele Vorschriften und Bürokratie vonseiten der EU, des Bundes, Landes und der Kommunen, die Bauherren beachten müssen“, kritisierte Georg Devrikis (CDU-FWV). Darum forderte er, Wünschenswertes vom Machbaren zu trennen.

Im Teilort Hausen sollen in Verlängerung des Sommerrains entlang der Bahnlinie durch den Bebauungsplanentwurf „Am Sommerrain“ Wohnbauflächen für Einfamilienhäuser geschaffen werden. Dazu liegt ein konkreter Bauwunsch für den Bauplatz nördlich des bestehenden Gebäudes Sommerrain 21 vor. Geplant sind sechs Bauplätze, zulässig sollen Einfamilien- und Doppelhäuser sein, so die Baurechtsamtsleiterin. Um das Plangebiet zu erschließen, ist der Sommerrain bedarfsgerecht auszubauen und ein Stichweg für die weiter hinten liegenden Grundstücke herzustellen. In diesem Bebauungsplanentwurf sei „schon etwas mehr Ökologie drin“. Schottergärten sind nicht zulässig, auch gebe es einen Gürtel mit Pflanzzwang, betonte der Bürgermeister. Dort werde wohl eine Ausgleichsfläche geschaffen werden müssen, doch sei das Gebiet ein idealer Platz für Fotovoltaik und „solche Spielereien“, fand der SPD-Fraktionsvorsitzende Edgar Schäf. Auf seine Anmerkung, die Straße reiche nahe an die Bahnlinie heran, erwiderte Mößner, sie sei mehr als fünf Meter vom Bahngleis entfernt.

Der Bahnübergang sei ein „Nadelöhr für die Zugänglichkeit“, fand Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) und erkundigte sich nach der Einschätzung der Stadtverwaltung in Bezug auf die Rettungswege. Die bestehende Straße Sommerrain werde verlängert, weitere Maßnahmen für den Hausener Hangweg und den Hunnenburgweg seien indes nicht vorgesehen. Denn diese seien keine öffentlichen Verkehrswege, zugleich aber so ausgelegt, dass Rettungsfahrzeuge sie befahren können, verdeutlichte der Rathauschef. Und „der Bahnübergang bleibt“, denn dessen Beseitigung wäre „ein mittleres Drama“.

Rolf Kirschbaum (CDU-FWV), der in der Straße Sommerrain aufwuchs, wies auf einige Probleme hin: Überflutungen durch die Murr bei Hochwasser, die schwierige Zufahrt mit der engen Burgbergstraße, auf der Lastwagen kaum hinauf- und wieder herunterkommen, den unübersichtlichen Bahnübergang mit unzuverlässiger Schrankenanlage, das schwierig zu erschließende Gelände sowie die gravierende Lärmbelästigung durch die große Nähe zur Bahnlinie.

Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) kündigte an, seine Fraktion werde in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen den Antrag auf einen Grundsatzbeschluss stellen. Darin gehe es darum, dass in allen Bebauungsplänen und für alle Neubauten die Installation von Fotovoltaikanlagen und ökologische Bauweisen Pflicht sein sollen, was nachträglich auch für diese drei Bebauungspläne gelte, bekräftigte Ralf Nentwich auf Nachfrage. Darüber müsse dann der Gemeinderat abstimmen, erklärte der Bürgermeister dazu.

Unisono beschloss der Murrhardter Gemeinderat die Aufstellung der drei Bebauungspläne samt den örtlichen Bauvorschriften im beschleunigten Verfahren. Er billigte deren Entwürfe, die das Fellbacher Büro Käser Ingenieure erstellte, und beauftragte die Stadtverwaltung, die Auslegung durchzuführen sowie die Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange am Verfahren zu beteiligen.

Die Planungskosten betragen insgesamt rund 12600 Euro, die Kosten für die Vermessungen liegen bei insgesamt rund 4750 Euro. Sie werden zum größten Teil von der Stadt und anteilig von einem künftigen Bauherrn getragen.

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Erstellt:
23. November 2019, 06:00 Uhr

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