Richtungsstreit bei den Grünen

Banaszak unterstützt Özdemir bei Diskussion um „Linksruck“

Cem Özdemir hat seine Partei vor einem Linksruck gewarnt. Der Bundesvorsitzende der Grünen, Felix Banaszak, will ebenfalls politisch in der Mitte bleiben.

Cem Özdemir (links) und Felix Banaszak – wie links sind die Grünen?

© Bernd Weißbrod/dpa

Cem Özdemir (links) und Felix Banaszak – wie links sind die Grünen?

Von Sascha Maier

Nachdem Cem Özdemir, der Grünen-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2026, vor einem „Linksruck“ in seiner Partei gewarnt und gleichzeitig Mut zu einem „inhaltlichen Kurs der Eigenständigkeit“ gefordert hatte, meldet sich nun der Parteivorsitzende Felix Banaszak zum Thema zu Wort. „Die Grünen werden jetzt wieder grüner“, sagte Banaszak im ARD-Sommerinterview, und: „Ich möchte, dass die Grünen Teil der Mitte bleiben.“

Einem von einigen in der Partei geforderten Ruck nach Links erteilte er damit eine Absage. Besonders aus der Grünen Jugend wurden zuletzt immer wieder derartige Forderungen laut. So betonte etwa Jette Nietzard, die Grüne-Jugend-Vorsitzende, dass sie sich als „linke Stimme“ in der Partei wahrnehme, bevor sie vergangene Woche erklärt hatte, nicht erneut für das Amt kandidieren zu wollen.

Özdemir: Nicht auf „linke“ Themen setzen

Cem Özdemir, der ohnehin dem Realo-Lager der Grünen zugeordnet wird, positioniert sich in der Vorwahlkampfzeit zusehends auch mit konservativeren Positionen. Er sprach sich neulich im Zusammenhang mit einer kriminellen Großfamilie aus Syrien in Stuttgart für ein entschlossenes Vorgehen bei Abschiebungen aus. Jetzt warnte er gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ RND davor, auf allzu linke Themen zu setzen, um die Grünen aus den Umfragetiefs zu holen.

Bei der Parteibasis stoßen die Realo-Positionen von Banaszak und Özdemir nicht nur auf Zuspruch. Vor allem bei jüngeren Grünen-Anhängern ist gerade in sozialen Netzwerken ein Flirt mit der Linkspartei zu beobachten, etwa, wenn Videos veröffentlicht werden, in denen sich Mitglieder beider Parteien die Hand schütteln und eingestehen, sich gegenseitig „ganz gut“ zu finden. Viele aus dieser Ecke zeigen sich von Özdemirs Kurs auf Plattformen wie X und Co. eher enttäuscht. Manche bezeichnen ihn dort gar als „rechts“.

Offenbar setzt der Grünen-Politiker, der Ministerpräsident werden will, bei der Landtagswahl im März 2026 vor allem auf Stimmen aus dem bürgerlichen Milieu, die er seinem Kontrahenten Manuel Hagel (CDU) direkt abluchsen möchte. Dabei hat er noch viel Arbeit vor sich: Aktuelle Umfragen sehen die CDU bei 31 Prozent, die Grünen sind mit 20 Prozent weit abgeschlagen.

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Erstellt:
4. August 2025, 11:38 Uhr

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