Bei Aspach klappt nichts, bei Ulm alles

Die Fußballer der SG Sonnenhof kassieren im WFV-Pokalhalbfinale beim künftigen Regionalliga-Kontrahenten eine auch in dieser Höhe gerechte 0:6-Klatsche. Spätestens jetzt wissen sie, dass bis zum ersten Punktspiel noch ein Berg an Arbeit vor ihnen liegt.

Und wieder hat es geklingelt: Mit dem 2:0 in der zwölften Minute stellte Johannes Reichert die Weichen für Ulm bereits auf Sieg, letztlich fing sich Großaspach sechs Tore ein. Foto: L. Schwerdtfeger

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Und wieder hat es geklingelt: Mit dem 2:0 in der zwölften Minute stellte Johannes Reichert die Weichen für Ulm bereits auf Sieg, letztlich fing sich Großaspach sechs Tore ein. Foto: L. Schwerdtfeger

Von Steffen Grün

Wer einen engen Pokalfight zwischen dem Vorjahressiebten in der Regionalliga Südwest und dem Drittliga-Absteiger aus dem Fautenhau erwartet hatte, wurde schnell enttäuscht. Im Prinzip war die Partie im Donaustadion nach 16 Minuten gelaufen. Allerspätestens, denn zu diesem Zeitpunkt führte Ulm bereits mit 3:0 und niemand glaubte daran, dass sich die taumelnden Gäste bei brütender Hitze noch berappeln würden. Großaspachs Coach Hans-Jürgen Boysen beklagte „viele individuelle Fehler“. Vor dem 0:1 (6.) durften die Hausherren ungestört kombinieren. Beim Pass in die Tiefe von Nicolas Jann ließ Kai Gehring Adrian Beck im Rücken davonlaufen, auch der Schuss des SSV-Kickers ins lange Eck war nicht unhaltbar. Beim 0:2 (12.) irrte der neue SG-Keeper Oliver Schnitzler nach einem Eckball von Burak Coban durch den Strafraum, am zweiten Pfosten schob Johannes Reichert die Kugel über die Linie. Weil keiner von ihnen an den Ball kam, half es beim 0:3 (16.) nichts, dass nach einer Flanke des Ex-Aspachers Tobias Rühle eigentlich genug Gästespieler im Strafraum waren. Stattdessen landete das Leder bei Coban, der mit einem Schuss ins linke Eck für die Entscheidung sorgte.

Hans-Jürgen Boysen brachte die Kräfteverhältnisse auf den Punkt. „Bei uns hat überhaupt nichts und beim Gegner alles funktioniert“, sagte der SG-Trainer nach dem Spiel und attestierte seinem Team einen „sehr ängstlichen Spielaufbau, sicherlich auch bedingt durch den frühen Rückstand“. Anschließend seien seine Akteure nur noch physisch auf dem Platz gewesen „und alles, was wir probiert haben, ging durch den hohen Gegnerdruck schnell in die Hose“. Folgerichtig fingen sich die Gäste, die selbst zu keiner einzigen Torchance kamen, noch vor der Pause das 0:4 (42.). Schnitzler wehrte den Rühle-Schuss noch ab, doch Lennart Stoll stand richtig und bugsierte die Kugel mit dem Kopf über die Linie. Es war ein auch in dieser Höhe verdienter Halbzeitstand für die im 4-4-2 mit Mittelfeldraute sehr variabel angreifenden Ulmer, die es in der zweiten Hälfte etwas langsamer angehen ließen. Trotzdem blieb es bei einem klaren Chancenplus für den SSV, für den Felix Higl mit einem Doppelpack (66./71.) den 6:0-Endstand herstellte.

Nach dem Totalumbruch kommt das Pokalduell für die SG zu früh.

Aus Großaspacher Sicht war es eine Packung, die wehtut. Einerseits, weil sich der Traum vom zweiten WFV-Pokalsieg nach 2009 abermals nicht erfüllt. Andererseits, weil die fixen DFB-Pokaleinnahmen von rund 150000 Euro, die der Klubkasse gerade nach dem Drittliga-Abstieg gutgetan hätten, damit nun entweder Ulm oder Finalgegner Balingen zusätzlichen, finanziellen Spielraum verschaffen. Und dennoch war die Gemütslage bei den SG-Funktionären eine andere als nach den peinlichen Pokalpleiten gegen Rivalen aus tieferen Klassen in der Vergangenheit – nicht zuletzt wegen des jetzigen, coronabedingten Zeitpunkts mitten in der Vorbereitung auf die neue Runde. „Wir haben einen Totalumbruch“, erinnerte Boysen bei aller Enttäuschung über die schwache Leistung daran, dass sechs von bislang zwölf Neuen zur Startelf gehörten und sich der Kader erst nach und nach gefüllt hatte. „Wie soll man da so ein Halbfinale spielen?“

Es war eine rhetorische Frage, die der Trainer auch nicht als Ausrede fürs Debakel benutzen wollte, die aber allemal berechtigt ist. Körperlich kann das runderneuerte Team nur fünf Wochen nach dem Ende der alten Saison noch nicht auf der Höhe sein, dasselbe gilt taktisch und spielerisch. Automatismen greifen noch nicht, das hatte sich schon beim knappen 1:0-Sieg im Viertelfinale beim VfB II angedeutet. Und nun ging es gegen ein ganz anderes Kaliber – einen „Gegner, der voll im Saft steht“, urteilte Boysen. „Was Ulm läuferisch abgeliefert hat, war für die Regionalliga allererste Sahne. Spielerisch war es Drittliga-Spitze.“ Für ihn sind die Spatzen ein heißer Titelanwärter. „Wir waren gegen diesen Gegner jetzt nicht konkurrenzfähig, wollen es aber natürlich werden.“

Damit das klappt, will der Trainer seine Schützlinge nach dem Pokaldebakel rasch wieder aufrichten. Denn „das Schlimmste, was passieren könnte, wäre, wenn sich die neuen Spieler jetzt fragen würden, wo sie denn hier gelandet sind“. Dass er das nicht wirklich befürchtet, verrät sein Schmunzeln und die Ansage: „Wir werden eine gute Mannschaft entwickeln.“ Auf diesem Weg wartet bis zum ersten Punktspiel aber noch eine Menge Arbeit, unter anderem im fünftägigen Trainingslager am Walchsee ab dem kommenden Samstag. Vorher geht es schon an diesem Donnerstag um 18.15 Uhr mit dem neuen WFV-Pokalwettbewerb und dem Erstrundenspiel beim Landesligisten Sindringen/Ernsbach weiter.

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Erstellt:
10. August 2020, 06:00 Uhr

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