„Beim Spiel soll man die Musik genießen“

Pianist Nima Farahmand Bafi gibt individuelle Tipps zur Weiterentwicklung bei der „Kleinen Klavierakademie für Musikschüler“

Trotz der Coronakrise fand an der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land eine Premiere statt: Die erste „Kleine Klavierakademie für Musikschüler“. Im Kulturhaus Klosterhof gab der Pianist Nima Farahmand Bafi sechs Mädchen und Jungen zwischen sieben und 15 Jahren viele wertvolle Impulse, wie sie ihr Spiel möglichst facettenreich gestalten können.

Piano, crescendo, forte: Schüler Timon Winges spielt unter Anleitung von Nima Farahmand Bafi Robert Schumanns „Sizilianisch“. Foto. E. Klaper

Piano, crescendo, forte: Schüler Timon Winges spielt unter Anleitung von Nima Farahmand Bafi Robert Schumanns „Sizilianisch“. Foto. E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. „Die Idee zu diesem Kurs gibt es schon länger“, erzählt Musikschulleiterin Judith-Maria Matti und freut sich darüber, dass sie Nima Farahmand Bafi dafür gewinnen konnte. Geboren in der iranischen Hauptstadt Teheran, lebt er seit über zehn Jahren in Deutschland. An der Musikhochschule Stuttgart absolvierte er sein Klavierstudium und besuchte 2007 und 2008 die Internationale Klavierakademie in der Walterichstadt. „Er ist ein herausragender Musiker und kann gut mit Kindern umgehen“, betont Matti.

Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf: Zum Auftakt fasziniert der Künstler die insgesamt zehn Jugendlichen, von denen vier einfach konzentriert zuhören, indem er mitreißend emotional und fantasievoll verschiedene Kompositionen interpretiert. Dann geht er individuell auf jeden Musikschüler und dessen Spielweise ein. Dadurch wird der Kurs für alle zu einem besonders positiven und gewinnbringenden Erlebnis, aus dem sie viel für ihr weiteres Klavierspiel mitnehmen. Alle haben sich mit ihren Klavierlehrern gut vorbereitet, zeigen ihre Musikalität und meist schon beachtliche technische und gestalterische Kompetenzen.

Bafi vergleicht Töne mit Worten und die Melodie mit einer Kurve

Nima Farahmand Bafi findet dank seiner offenen, freundlichen und sympathischen Art gleich direkten Zugang zu den Mädchen und Jungen. Er holt sie ab mit spielerischen und heiteren Elementen, viel pädagogischem Geschick und Fingerspitzengefühl sowie seiner besonderen Fähigkeit, etwas zu veranschaulichen. So vermittelt der Pianist für alle gut verständlich und nachvollziehbar seine Hinweise und Tipps, was sie noch verbessern und verfeinern können, wozu auch die Feinarbeit an wichtigen Details der Werke gehört.

Viel Spaß macht das moderne, klangmalerische Stück „Großvaters Automobil“ des zeitgenössischen Stuttgarter Komponisten Axel Ruoff, mit witzigen Effekten, die an Motor- oder Hupgeräusche erinnern, stimmig präsentiert vom siebenjährigen Johannes Zügel. „Stellt euch zur Musik eine Geschichte oder ein Bild vor und denkt daran, dann vergesst ihr die Schwierigkeiten“, empfiehlt Bafi. Er ermutigt Johannes, lauter und schneller zu spielen, zeigt ihm, wie’s geht, und rasch hat der jüngste Schüler des Kurses den Bogen raus.

Mit einer schwingenden tänzerischen Bewegung, die an einen Walzer erinnert, aber wesentlich schneller ist, spielt Timon Winges Robert Schumanns „Sizilianisch“. Das Stück enthält einige Passagen, die zu wiederholen sind: „Als Pianist sollte man Wiederholungen den Zuhörern möglichst unterschiedlich präsentieren“, verdeutlicht Nima Farahmand Bafi. Darum soll Timon die Stelle zunächst piano (leise) spielen, dann allmählich die Lautstärke steigern (crescendo) bis zum forte (laut) am Schlusspunkt, den der Pianist mit einem Torschuss vergleicht. Mit hörbarer Spielfreude begeistert Amelie Hopf: Voller Schwung und temporeich gestaltet sie eine Sonatina von Friedrich Kuhlau in heiter verspielter klassischer Klangsprache. Der Pianist ist beeindruckt von ihrer sehr guten Spieltechnik und regt sie an, die unterschiedliche Bedeutung der Motive und Töne zu zeigen, indem sie einige stärker betont und mit etwas höherer Lautstärke hervorhebt. Bafi vergleicht dabei die Töne mit Worten und die Melodie mit einer Kurve, die auf einen Höhepunkt zusteuert.

Alle Teilnehmer halten sich an die aktuellen Hygienevorschriften

Ihm gehe es im Kurs darum, die Potenziale der Jugendlichen zu aktivieren, damit sie selbst ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten entdecken und nutzen, aber auch sie zu motivieren, am Klavierspiel dranzubleiben und sich weiterzuentwickeln, erklärt Nima Farahmand Bafi. Wichtig sei auch, dass sie stets Freude daran haben: „Die Schüler sollen die Musik genießen, die sie spielen.“ Er wolle den Schülern seine Ideen so vermitteln, dass sie diese anwenden und in individuellem Tempo weiterarbeiten können. „Mein Herz schlägt für die klassische Musik, aber ich improvisiere auch gerne, woraus Fantasien entstehen.“ Zugleich stellt der Pianist klar: „Schüler können auch andere Musikstile erforschen und dabei viel lernen“, insofern findet er es völlig in Ordnung, wenn sie gerne Pop, Jazz, Folklore oder Musik anderer Stilrichtungen spielen möchten.

Während der „Kleinen Klavierakademie“ halten sich übrigens alle Beteiligten genau an die aktuellen Hygienevorschriften. Der Kursleiter und die sechs Schüler, die aktiv mitmachen und Werke vorspielen, die sie gerade üben, waschen sich sorgfältig die Hände, bevor sie die Tasten des Flügels berühren. Und nach jedem etwa 15-minütigen Intensivunterricht desinfiziert Judith-Maria Matti die Tasten mit einem Spray.

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Erstellt:
16. März 2020, 06:00 Uhr

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