Bläserklassen-Einsteiger überraschen alle

Die Höba Kids und ihre Begleiter: Marie, Leonie, Begüm, Sina, Sophia, Sofia und Noah (hinten von links) mit Musikschulleiterin Judith-Maria Matti, Rektorin Melanie Luithardt, Andrea Eitel, Dozentin der Stadtkapelle und Mitarbeiterin an der Schule, und Georg-Werner Hermann, Dozent an der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land (vorne von links). Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Höba Kids und ihre Begleiter: Marie, Leonie, Begüm, Sina, Sophia, Sofia und Noah (hinten von links) mit Musikschulleiterin Judith-Maria Matti, Rektorin Melanie Luithardt, Andrea Eitel, Dozentin der Stadtkapelle und Mitarbeiterin an der Schule, und Georg-Werner Hermann, Dozent an der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land (vorne von links). Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

Murrhardt. Das Ensemble mit Marie, Leonie, Begüm, Sina, Sophia, Sofia und Noah hat gemeinsam mit seinem Dozentenduo Andrea Eitel und Georg-Werner Hermann auf dem Pausenhof der Murrhardter Hörschbachschule Aufstellung genommen. Aus dem Hintereingang strömt schon die erste Runde Publikum zu ihnen. Ihre Mitschüler nehmen Platz und dann geht es los. Gemeinsam spielt die Gruppe „Der Frühling“ von Antonio Vivaldi. Der eine oder andere kleine Fuß wippt mit, die Augen wandern zwischen Notenblatt und Dozenten hin und her. Es folgt der etwas rockigere Song „Let’s play“ und mit dem Applaus heißt es für die Bläserklasse, sich vor ihren Zuhörern zu verneigen. Beim zweiten Vorspiel wird das Ensemble sogar zur Zugabe aufgefordert.

„Hut ab“, sagt Melanie Luithardt. „Ihr habt ja fast nur online gelernt, ihr könnt unglaublich stolz auf euch sein.“ Für die Rektorin der Hörschbachschule ist es beeindruckend, wie die Schüler bei der Sache geblieben sind und das Kooperationsprojekt für sich genutzt haben. Unter dem Titel „Höba Kids – eine Bläserklasse mit Pfiff“ haben sich im Sommer/Herbst 2019 die drei Kooperationspartner – Hörschbachschule, Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land und Stadtkapelle Murrhardt – für die Projektbewerbung zusammengetan und später den Zuschlag vom Bundesministerium für Bildung und Forschung erhalten. Die Idee: Kindern die Möglichkeit geben, ein Instrument zu erlernen, auch wenn der eine oder andere Schüler aus einer sogenannten bildungsfernen Familie kommt. „Das ist natürlich schon eine Chance für Familien“, sagt Melanie Luithardt. Denn so haben alle Interessierten die Gelegenheit, sich zu melden, auch wenn sie sonst aufgrund der Kosten für Unterricht und Instrument vielleicht hätten überlegen müssen, ob das denn möglich ist. Die Grundschulrektorin war angetan von dem Projekt, ging davon aus, dass es eine klasse Erfahrung für die Schüler sein wird, ein Blasinstrument kennen und spielen zu lernen.

Die Kinder sollten in zwei Gruppen üben und im Ensemble miteinander spielen

Mit dem Musikverein Stadtkapelle und der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land standen den Kindern zwei erfahrene Partner zur Seite. Die Musikschule übernahm die Antragstellung und Projektleitung, die Stadtkapelle den organisatorischen Ablauf und der Unterricht sollte in der Grundschule stattfinden. Dass es nach dem Start im Januar 2020 mit Corona ziemlich anders kam, konnte keiner wissen.

„Wir haben anfangs einfach alle Eltern informiert“, erzählt Melanie Luithardt. Ausgewählt werden musste nicht, alle 13 Kinder, die sich dann angemeldet haben, konnten beim Projekt dabei sein. Ein Foto von einer allerersten Probe vor rund anderthalb Jahren hängt auch noch in der Schule. Die Kinder, die in die zwei Gruppen Holz- und Blechblasinstrumente – Klarinette und Saxofon sowie Querflöte, Tenorhorn und Trompete – eingeteilt waren, sollten eigentlich auch regelmäßig im Ensemble zusammen üben und später bei Aktionstagen und Auftritten mitwirken. Daraus wurde erst mal nichts, sondern es hieß für die Schüler und Dozenten, auf Einzelunterricht in digitaler Form umzusteigen. Nicht ganz einfach, wenn man sich gerade erst an ein Instrument herantastet. Noch nicht mal ganz grundsätzliche Dinge wie die Pflege von Plättchen bei Saxofon und Klarinette waren ausführlich erklärt.

Im ersten Lockdown war das Unterrichtsangebot auch noch mit der Freude über die Möglichkeit verbunden, überhaupt Kontakte zu haben, erzählt Andrea Eitel. Im zweiten merkte Georg-Werner Hermann, dass es schon schwerer wurde, die Schüler bei der Stange zu halten. Aber zehn Mädchen und Jungen wollten am Ball bleiben, und die Projektpartner wurden auch vom Förderbündnis bestärkt.

Für das abschließende Vorspiel in der Hörschbachschule waren nur zwei Proben möglich, erzählt Georg-Werner Hermann. Ein beeindruckender Schlusspunkt für das Projekt trotz der widrigen Umstände. Nun, da für eine Reihe von Kindern der Wechsel auf weiterführende Schulen ansteht, hätten sich die Instrumentengruppen auch nicht aufrechterhalten lassen. „Aber es war ja auch als Einstiegsangebot gedacht“, sagt Judith-Maria Matti. Personal- und Projektkosten wurden vom Programm „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ übernommen. Diese umfassten neben dem Unterricht auch die geliehenen Instrumente, kleine Reparaturen sowie Noten. „Es ist wirklich toll, dass es solche Programme gibt und die Teilnahme somit für Familien kostenlos ist“, sagt sie.

Und wie geht es für die Kinder weiter? Andrea Eitel hat schon von einigen vernommen, dass sie gerne weitermachen möchten. Sie hätte selbst nicht gedacht, dass die Gruppe so dabeibleibt. Welche Faktoren haben dazu beigetragen? „Unser Konzept ging über das einer normalen Bläserklasse hinaus. Begonnen wurde mit ganzheitlichem elementaren Musizieren mit Körper und Stimme, um die Kinder niederschwellig ans Musizieren heranzuführen. Freude am Tun stand dabei immer im Vordergrund, sonst hätten wir die Coronaphase auch nicht so erfolgreich überstehen und bewältigen können“, erläutert Judith-Maria Matti. Zudem war die Zusammenarbeit der drei Partner eng und unbürokratisch, was auch zum guten Gelingen beigetragen hat – da sind sich alle einig.

Das Projekt mit sozialer Zielsetzung läuft anderthalb Jahre

Das Projekt „Höba Kids – eine Bläserklasse mit Pfiff“ wurde im Rahmen des Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit insgesamt rund 10000 Euro gefördert. Nach dem Start im Januar 2020 wurde es nach einem Jahr bis zum Juli 2021 verlängert.

Mit dem Projekt verbunden war eine soziale Zielsetzung, es sollte auch Kindern aus bildungsfernen Familien den Zugang zu und Teilhabe an Kultur, dem Musizieren und Erleben von Musik ermöglichen.

Drei Bündnispartner waren erforderlich, um sich zu bewerben. In diesem Fall übernahm die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land die Antragstellung und Projektleitung inklusive Abrechnung, der Musikverein Stadtkapelle organisatorische Abläufe und die Hörschbachschule kümmerte sich um die Bewerbung, da die Grundschüler dort die Chance zur Teilnahme bekommen und in der Schule unterrichtet werden sollten. Da die Gruppe auf digitalen Unterricht umstellen musste, gab es nur kurze Phasen für Ensemblestunden – Januar bis März 2020, Sommer/Herbst 2020 und Juni/Juli 2021.

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Erstellt:
29. Juli 2021, 06:00 Uhr

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