Deutscher Zukunftspreis

Bosch-Trio für Ingenieurs-Oscar nominiert

Am 19. November entscheidet sich, wer den renommierten Forschungspreis des Bundespräsidenten erhält. Drei Brennstoffzellen-Entwickler von Bosch gehören zu den Kandidaten.

Die Boschler Kai Weeber, Pierre Andrieu und Christoffer Uhr (v.l.) mit dem Brennstoffzellensystem, das ihnen die Nominierung für den Zukunftspreis eingebracht hat.

© Lichtgut/Leif Piechowski

Die Boschler Kai Weeber, Pierre Andrieu und Christoffer Uhr (v.l.) mit dem Brennstoffzellensystem, das ihnen die Nominierung für den Zukunftspreis eingebracht hat.

Von Matthias Schmidt

Der Ablauf verspricht Spannung wie eine Oscar-Verleihung. Erst bei einer live vom ZDF übertragenen Gala in Berlin am 19. November werden die drei nominierten Teams erfahren, wer den mit 250.000 Euro dotierten Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, kurz Deutscher Zukunftspreis, erhält. Unter denen, die mitfiebern und auf den Sieg hoffen dürfen, sind dieses Jahr drei Ingenieure von Bosch.

Christoffer Uhr, Pierre Andrieu und Kai Weeber haben an verantwortlichen Positionen die Entwicklung eines Brennstoffzellen-Antriebssystems für Schwerlast-Lkw vorangetrieben und zur Serienreife gebracht. Laut Bosch ist es mit mehr als 1000 Einzelteilen und rund 500 Kilo Gewicht das komplexeste System, das in der fast 140-jährigen Geschichte des Unternehmens bisher gebaut wurde.

Bosch-Chef Hartung fühlt sich bestätigt

„Die Nominierung für den Deutschen Zukunftspreis ist eine tolle Anerkennung für das Bosch-Team und alle, die mit dem Fuel Cell Power Module zu tun haben“, sagt Stefan Hartung, der Vorsitzende der Bosch-Geschäftsführung. Sie sei zudem eine Bestätigung für den von Bosch eingeschlagenen Weg, auf die Entwicklung von Wasserstoff-Anwendungen zu setzen: „Wasserstoff ist unverzichtbar für die klimaneutrale Welt und ein strategisches Geschäftsfeld für Bosch“, so Hartung.

An die 1000 Mitarbeiter aus Forschung, Entwicklung, Technik, IT bis hin zum Einkauf waren an dem 2014 gestarteten Projekt beteiligt. Die größte Herausforderung sei es gewesen, ein robustes System zu bauen, das auf eine Gesamtlaufleistung von einer Million Kilometer ausgelegt ist – und in allen Einsatzgebieten gleichermaßen zuverlässig funktioniert, sagt der Entwicklungsleiter Christoffer Uhr.

Bosch entwickelt alle Kernkomponenten selbst

Das Brennstoffzellensystem müsse beispielsweise mit arktischer Kälte von minus 30 Grad genau so zurechtkommen wie mit der Gluthitze der Wüsten von Arizona. Die Reichweite von rund 1000 Kilometern und kurze Tankzeiten sind dabei gegenüber batterie-elektrischen Lkw die großen Vorteile. Zudem passt das System in den Bauraum der bisher üblichen Dieselmotoren. Bosch hat dafür, wie Projektleiter Pierre Andrieu berichtet, alle Kernkomponenten selbst entwickelt: Brennstoffzelle, Luftkompressor, Wasserstoff-Rezirkulationsgebläse, Sensoren, Klappen, Software und Steuergerät.

Für Bosch, das mit der Fertigung von Komponenten zum umsatzstärksten Autozulieferer der Welt wurde, ist der Brennstoffzellenantrieb ein Novum. „Erstmals liefern wir den Kunden ein komplettes Antriebssystem, das ist eine neue Form der Wertschöpfung“, sagt Kai Weeber, der das Entwicklerteam am Bosch-Forschungscampus in Renningen leitet. Eine Serienfertigung wurde bereits vor zwei Jahren in Stuttgart-Feuerbach aufgebaut, eine weitere im chinesischen Chongqing. Ausgelastet sind die Fabriken derzeit nicht, da für eine weitere Verbreitung das nötige Wasserstoff-Tankstellennetz erst noch aufgebaut werden muss. In Deutschland wird das System im Testbetrieb in Fahrzeugen von Iveco und MAN eingesetzt.

„Der Zukunftspreis hat auch deshalb einen hohen Stellenwert, weil man sich nicht selbst bewerben kann, sondern vorgeschlagen werden muss“, sagt Kai Weeber. Fürsprecher des Bosch-Trios war der Bund der Deutschen Industrie (BDI). Wie am Mittwoch vom Bundespräsidialamt bekannt gegeben wurde, kommen die weiteren Kandidaten für den Zukunftspreis von den Firmen Carl Zeiss (Jena) und Traceless Materials (Hamburg).

Bosch beim Zukunftspreis

PreisDer Zukunftspreis des Bundespräsidenten wird seit 1997 verliehen. Wesentliche Kriterien für die Jury sind „die innovative Leistung, die Patentfähigkeit und die bereits erzielte oder sich abzeichnende Umsetzung, die langfristig auch zu Schaffung von Arbeitsplätzen führen muss“.

BoschDer Technologiekonzern mit Sitz in Gerlingen war bereits fünf Mal nominiert und hat drei Mal gewonnen: 2005 für Piezo-Injektoren (Diesel-Einspritzung), 2008 für smarte Sensoren und 2013 für Ultrakurzpulslaser.

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Erstellt:
17. September 2025, 12:38 Uhr

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