Bürger treiben Wärmenetz selbst voran
Ein Wohngebiet in Weilimdorf eignet sich offenbar gut für ein Wärmenetz. Weil die Stadt hier aber nichts plant, werden Bürger selbst aktiv.

© Lichtgut/Ferdinando Iannone
Roland Berger ist Mitglied der Energieoffensive Weilimdorf.
Von Judith A. Sägesser
Stuttgart - Ginge es nach den Plänen der Stadt, müssten die Bewohner dieses Quartiers in Stuttgart-Weilimdorf künftig alle mit Wärmepumpen heizen. Roland Berger lacht und schüttelt den Kopf. Für das Gebiet Pfaffenäcker kann er sich das beim besten Willen nicht vorstellen. Das Viertel aus den 1970er Jahren ist geprägt von Mehrfamilienhäusern. Deshalb treiben er und andere Ehrenamtliche von der Energieoffensive in Weilimdorf selbst ein Wärmenetz voran.
Während in Stuttgart-Botnang eine neue Energiegenossenschaft ein eigenes Wärmenetz bauen will, gehen die Weilimdorfer anders vor. Der Verein versucht, die Eigentümer und Wohnbaugenossenschaften von der Sinnhaftigkeit des Projekts zu überzeugen, steht den Leuten beratend zur Seite. Gerade die größeren Genossenschaften seien „absolut interessiert“.
90 Gebäude und 500 Wohneinheiten in Stuttgart
Federführend ist die Süwag, ein regionaler Energieversorger mit Sitz in Frankfurt am Main, der auch Wärmenetze entwickelt. Geplant ist laut Berger eine privatwirtschaftliche Gesellschaft, an der sich die Bürger beteiligen können.
Roland Berger spricht von einem „idealen Gebiet“ für ein Wärmenetz. Die Wärmedichte sei hoch. Im Fokus stehe Pfaffenäcker-Süd, betroffen sind rund 90 Mehrfamilienhäuser entlang der Mainzer, Landauer, Oppenheimer und Niersteiner Straße mit rund 500 Wohneinheiten. Zum Ankerkunden, der viel Energie abnimmt, könnte die Wolfbuschschule samt Sporthalle werden. Eine Erweiterung in den Norden denke man mit, so Berger.
Den finalen Beweis, dass sich das Wärmenetz rechnet, müssen sie erst noch erbringen. Der Antrag für eine Machbarkeitsstudie sei eingereicht – die zentrale Frage ist die der Wärmequelle. Dazu führt Berger einen hinab unter die Autobahnbrücke, wo derzeit allerlei Aushub gelagert wird. Ein guter Ort für Zweckbauten wie Energiezentrale, Großwärmepumpe oder Blockheizkraftwerk.
Die Energieoffensive plant öffentliche Veranstaltungen
Noch ist das alles offen. Bei was sich die Energieoffensive Weilimdorf – die es bereits seit circa zehn Jahren gibt – aber schon recht sicher ist: allein mit Erneuerbaren wird es kaum gehen. „Für die Spitzenlast oder für den Fall einer Dunkelflaute werden wir ein Blockheizkraftwerk oder ähnliches brauchen“, sagt Berger. Das wissen sie aus einer Untersuchung aus dem Jahre 2020. Die Studie hat ohnehin schon wichtige Vorarbeit geleistet für das, was sie vorhaben.
Sobald die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorliegen, plant die Energieoffensive öffentliche Veranstaltungen. Klar sei: „Die Stadt muss uns unterstützen.“ Sie müsse letztlich auch den Standort für die Energiezentrale absegnen.