Chef von Hilfsorganisation sitzt im Iran im Gefängnis
Lange war sein Schicksal ungewiss und man musste das Schlimmste befürchten. Nun gibt es Neues über den Verbleib von Serkan Eren.
Von Frank Rothfuß
Stuttgart - Es war ein Hoffen und Bangen. Und es bleibt ein Hoffen und Bangen. Doch zumindest ist man sich in Stuttgart nun sicher, dass Serkan Eren lebt. Der Gründer und Geschäftsführer der Hilfsorganisation Stelp war Ende Juni bei einem Hilfseinsatz im Iran verschollen. Es gab seitdem keinen Kontakt mehr.
Nun teilt Stelp mit, dass er sich „nach unserer Kenntnis aktuell in iranischem Gewahrsam befindet. Die zuständigen Stellen dort untersuchen seinen humanitären Einsatz. Wir sind zuversichtlich, dass die Prüfung zu Serkans Heimkehr führen wird.“ Man tue alles, um ihn in dieser Situation bestmöglich zu unterstützen – mit erfahrenen Experten und über diplomatische Kanäle.
Weil Serkan Eren türkischer Staatsbürger ist, hat Stelp die türkische Regierung eingeschaltet. In der Vergangenheit gab es zwischen der Türkei und dem Iran immer wieder Gesprächskanäle, darauf setzt man nun. Eren hat zwar von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen, aber tatsächlich ist die Türkei Ansprechpartner. „Um die Bemühungen aller Beteiligten und vor allem Serkans Sicherheit nicht zu gefährden und die Familie nicht zusätzlich in dieser schwierigen Zeit zu belasten“, bittet man eindrücklich um Zurückhaltung. Man solle von eigenen Initiativen oder öffentlichen Spekulationen absehen und vor allem Eren nicht kontaktieren. Jegliche Kommunikation an seine Nummer und über Social Media sei kontraproduktiv, schließlich ist davon auszugehen, dass die iranischen Behörden Zugriff auf sein Handy haben.
Eren selbst hatte vor seinem Einsatz gesagt, das Risiko sei groß. Damals herrschte Krieg mit Israel, die Lage war und ist unübersichtlich. Kurz bevor er in den Iran reiste, hat er gesagt, warum er sich trotz aller Gefahren zu der Reise entschlossen hatte: „Bei Stelp hatten sich viele Menschen gemeldet und um Hilfe gefleht.“
Viele Deutsch-Iraner haben darum gebeten, ihren Angehörigen zu helfen. Zudem wollte er Lebensmittel nach Teheran bringen. In der Stadt leben gut neun Millionen Menschen. Viele sind vor den Luftangriffen geflohen. Allerdings waren kaum noch Lebensmittel zu bekommen. Die wollte Eren auf dem Land kaufen und nach Teheran bringen. Das hat geklappt, er hat sich dann von dort gemeldet, fühlte sich offenbar sicher, schrieb über soziale Netzwerke. Am 28. Juni wollte er nach fünf Tagen im Iran ausreisen. Das hat nicht geklappt. Seitdem hat niemand mehr von ihm gehört. Bis jetzt die Nachricht kam, dass er in Haft ist. Aber immerhin, er ist am Leben.