Übernahme in Heilbronn

Chinesen kaufen Beyerdynamic

Das traditionsreiche Heilbronner Unternehmen soll erhalten bleiben. Stellenstreichungen seien nicht geplant, heißt es.

Das Heilbronner Traditionsunternehmen Beyerdynamic fertigt noch 80 Prozent seiner Kopfhörer und Mikrofone in der Region.

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Das Heilbronner Traditionsunternehmen Beyerdynamic fertigt noch 80 Prozent seiner Kopfhörer und Mikrofone in der Region.

Von Ulrich Schreyer

Der Heilbronner Audiohersteller Beyerdynamic wird an den chinesischen Wettbewerber Cosonic in Shenzen verkauft. Das Unternehmen plant offenbar keine Stellenstreichungen, gleichwohl machen sich die Mitarbeiter Sorgen.

„Ich nehme eine sehr große Verunsicherung wahr“, sagte Niklas Anner von der IG Metall Heilbronn-Neckarsulm. Der Hersteller von Audiogeräten wie Kopfhörer, Mikrofone und Konferenztechnik beschäftigt am Firmensitz Heilbronn und im nahen Talheim rund 360 Mitarbeitende. Der Umsatz soll im vergangenen Jahr rund 85 Millionen Euro betragen haben, schreiben verschiedene Medien. Zudem sei ein Gewinn von 4,5 Millionen Euro erzielt worden.

„Verkauf kommt überraschend“

Im Jahr zuvor wurden bei einem geringeren Umsatz noch rote Zahlen geschrieben. Der Verkaufspreis beträgt nach Angaben der „Heilbronner Stimme“ etwa 122 Millionen Euro. Der Kaufvertrag für das Familienunternehmen wurde bereits am fünften Juni unterschrieben, einen Tag später waren auch die Beschäftigte informiert worden. In der bisherigen Struktur hätten künftige Investitionen nicht finanziert werden können, hatte Geschäftsführer Andreas Rapp gegenüber dem newsticker heise online erklärt. „Für uns kommt der Verkauf überraschend“, sagte Anner.

Der Wirtschaftsausschuss des Unternehmens, der zum Betriebsrat gehört, sei nicht rechtzeitig informiert worden. Wenn die Geschäftsleitung nun sage, durch den Verkauf ändere sich für die Mitarbeiter nichts, nehme man dies erst einmal zur Kenntnis. Es sei noch kein Plan für die Zeit nach dem Verkauf vorgelegt worden. In der Vergangenheit waren bei dem Unternehmen auch schon Stellen abgebaut worden.

Beyerdynamic war 1924 in Berlin gegründet worden und zog nach dem Zweiten Weltkrieg nach Heilbronn. Von der Geschäftsführung war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (IMU) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hatte jüngst in einer Untersuchung festgestellt, Betriebsräte von an chinesische Firmen verkauften Unternehmen würden von einem eingeschränkten Zugang zu Informationen berichten. Es gebe zwar keine Versuche, die Arbeit von Betriebsräten aktiv zu behindern, wohl aber seien die chinesischen Gesellschafter oder Manager wegen ihrer Abwesenheit oft nicht ansprechbar.

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Erstellt:
12. Juni 2025, 17:10 Uhr

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