Damit das Apfelbäumchen eine Zukunft hat

Der Verein für Obstbau, Garten und Landschaft Murrhardt geht ab Ende August mit einigen Veranstaltungen an den Start. Die Mitglieder möchten ihr Wissen weitergeben und den am Thema Interessierten bei ersten Schritten im Obstbau zur Seite stehen.

Streuobstwiesen wie hier bei Fornsbach prägen auch die Landschaft des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Früher gehörte der heimische Obstanbau mit zur eigenen Grundversorgung, heute ist das Wissen in den Familien nicht mehr so selbstverständlich präsent. Der Obstbauverein setzt sich aber für die Vermittlung ein. Archivfoto: Alexander Becher

© Alexander Becher Fotografie

Streuobstwiesen wie hier bei Fornsbach prägen auch die Landschaft des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Früher gehörte der heimische Obstanbau mit zur eigenen Grundversorgung, heute ist das Wissen in den Familien nicht mehr so selbstverständlich präsent. Der Obstbauverein setzt sich aber für die Vermittlung ein. Archivfoto: Alexander Becher

Von Christine Schick

Murrhardt. „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, das könnte einem ja einen gewissen trotzigen Mut bescheren. Aber was, wenn es wirklich ans Umsetzen geht und zwar für jemanden, der bisher noch nicht viel Erfahrung damit hat, ein Obstbäumchen in die Erde zu setzen und großzuziehen? Eine Jungpflanze ist zwar schnell gekauft, aber wenn das Projekt nichts fruchtet, ist die Enttäuschung groß, so die Überlegung des Vereins für Obstbau, Garten und Landschaft Murrhardt.

Da ein harter Kern der Mitglieder auf dem Gebiet einiges an Erfahrung mitbringt und weitergeben möchte, ist das Vorstandsteam nun aktiv geworden. Im Schulterschluss mit der Volkshochschule Murrhardt bietet der Verein im Herbst einen Vortrag im Grabenschulhaus an, bei dem es um besagtes Apfelbäumchen geht. Vermittelt werden sollen wichtige Kriterien, anhand derer über solch ein Projekt entschieden werden kann. Stichworte sind da beispielsweise Standortbedingungen, Sortenauswahl, Vorgehensweise beim Pflanzen sowie Versorgung und Pflege des Apfelbaums.

Ein Baumschnitt dient der

Entwicklung des Baums und Obstes

Zu letzterer gehört auch der Schnitt des Baums, der zu den zentralen Anliegen und Kompetenzen des Vereins gehört. Wolfgang Doderer vom Vorstand zeigt am Samstag, 27. August, auf der Hardt in einem Kurs, wie ein sogenannter Sommerschnitt funktioniert und was dabei zu beachten ist. „Es gibt auch Obstfachberater des Kreises, die bei Kursen unterstützen können“, sagt er. Darüber hinaus ist beispielsweise das Kompetenzzentrum Obstbau eine gute Adresse. Insofern besteht eine Reihe von Strukturen und Unterstützungsmöglichkeiten, trotzdem müssen die künftigen Obstbaumbesitzerinnen und -besitzer das vor Ort in ihrem Garten auch umsetzen können.

Ist das denn alles überhaupt nötig? Kann der Baum nicht einfach wachsen und diese Dinge selbst erledigen? Natürlich ist das nicht ausgeschlossen. „Wenn man den Baum aber gar nicht schneidet, ist es möglich, dass er auch kein Obst trägt“, erklärt Wolfgang Doderer. Der Schnitt soll dafür sorgen, dass er kräftiger wird und sich die Blüten und damit die späteren Früchte gut entwickeln. Auch ein paar weitere Dinge sind für potenzielle Apfelbaumbesitzerinnen und -besitzer zu erwägen. Wer viel Platz hat, kann überlegen, ob er den Baum als Hochstamm aufzieht. Aber es gibt auch noch eine mittlere Größe sowie die Variante Spalier, die beispielsweise auch für den Balkon infrage kommt. Zu bedenken ist auch, wie weit entfernt vom Haus ein größerer Baum stehen sollte, denn das Herbstlaub in der Dachrinne kann lästig werden.

Man ahnt es schon: Solch ein Projekt ist ein langfristiges, macht Wolfgang Doderer klar, und in puncto Aufzucht und Pflege heißt es, immer wieder strukturierend einzugreifen. Ganz zu Anfang steht der Pflanzschnitt, gefolgt vom Erziehungsschnitt, bei dem es darum geht, dass der junge Baum ein stabiles Gerüst entwickelt. Im Idealfall hat er ja einiges an Obst zu tragen. Später ist dann der Erhaltungsschnitt Thema und am Ende seines Lebens steht der Verjüngungsschnitt. Letztlich hat die Besitzerin oder der Besitzer aber den Gestaltungsspielraum. Mal steht vielleicht die Obsternte im Zentrum, mal der Baum als wertvoller Schattenspender, der beispielsweise den Hof prägt und der nicht durch den Schnitt lichter werden soll.

Die Krankheit Feuerbrand

zeigt sich an lederartigen Blättern

Und dann muss noch so einiges klappen – die Befruchtung und das Bestehen gegen Krankheiten. Gefürchtet unter Obstbauern ist der Feuerbrand, der unter anderem Apfel-, Birn- und Quittenbäume sowie Weißdornsträucher befallen kann. Erkennen lässt sich die Bakterienkrankheit an lederartigen Blättern, die wie verbrannt aussehen, und Schleimpfröpfchen an den befallenen Zweigen. „Obstbauberatungsstellen können das überprüfen, beispielsweise anhand von Proben“, sagt Wolfgang Doderer. Er selbst hatte bei seinen Quittenbäumen den Verdacht, dass sie betroffen waren, was sich allerdings nicht bestätigt hat. „Es war Monilia“, eine Pilzkrankheit. Auch einem fachlichen Austausch darüber hinaus steht nichts im Wege, beispielsweise wenn es um die Verwertung des Obstes geht. Dörren, Einlegen und Einkochen werden mittlerweile ja auch ein Stück weit wiederentdeckt.

Um selbst auch wieder Anregungen zu bekommen, steht am Sonntag, 9. Oktober, ab 8 Uhr ein Aktionstag auf dem Programm, der gleichzeitig allen Interessierten offensteht: Es geht gemeinsam ins Freilichtmuseum Beuren zum „Moschtfescht“. Das Museum liegt inmitten eines der größten zusammenhängenden Streuobstgebiete in Europa, das sich zwischen Alb und Neckar aufspannt. An diesem Sonntag erwartet die Besucherinnen und Besucher ein umfangreiches Programm rund um Äpfel, Birnen, Saft und Most. Es umfasst Mitmachaktionen in Sachen Obstverarbeitung, beispielsweise Saftherstellung an der Obstmühle oder -presse, Apfelmuskochen am holzbefeuerten Herd oder das Experimentieren an der Obstdarre. Beim Apfelschälwettbewerb lässt sich testen, wie flink einem die Sache von der Hand geht. Zudem gibt es eine Ausstellung mit zahlreichen regionalen Apfel- und Birnensorten. Darüber hinaus bietet das Museum viele Tipps und Obstleckereien zum Mitnehmen. Im Spätherbst, am Samstag, 26. November, um 14 Uhr geht es mit dem Obstbauverein dann noch auf eine Besenfahrt in die Weinstube Bayer in Talheim, bei der schwäbische Schlachtplatte und schwäbischer Wein serviert wird.

Für Interessierte und Einsteiger

Sommerschnitt Wolfgang Doderer bietet am Samstag, 27. August, um 14 Uhr einen Sommerschnittkurs auf der Hardt in Murrhardt (Obstlehrpfad an der Straße in Richtung Karnsberg) an. Im Anschluss ist ein gemütliches Beisammensein auf der Terrasse des Bezirksbienenzüchtervereins geplant.

Einstiegshilfe Der Vortrag „Ein Apfelbäumchen pflanzen“ in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Murrhardt findet am Samstag, 24. September, um 18 Uhr im Grabenschulhaus, Obere Schulgasse 6, Wilhelm-Seibold-Saal im 1. Obergeschoss statt. Er richtet sich insbesondere an Neueinsteiger. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos bei der VHS unter https://vhs-murrhardt.de.

Exkursion Der Verein stattet dem Freilichtmuseum Beuren am Sonntag, 9. Oktober, einen Besuch ab. Dieser ist als familienfreundliche Ausfahrt für Familien mit Kindern genauso wie für Ältere geplant. Weitere Infos unter https://www.freilichtmuseumbeuren.de.

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Erstellt:
17. August 2022, 06:00 Uhr

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