Damit’s auch mit der Botschaft klappt

Dietmar und Jonathan Bäßler haben sich für den „Speaker-Slam“ qualifiziert und bei dem Rednerwettstreit beeindruckt. Die Herausforderung für Vater und Sohn: Ihr Thema in nur vier Minuten möglichst anschaulich darstellen und so Jury sowie Publikum mitreißen und überzeugen.

Jonathan Bäßler war mit seinen 18 Jahren der jüngste der 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Fotos: D. Pfau

© DOMINIK PFAU

Jonathan Bäßler war mit seinen 18 Jahren der jüngste der 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Fotos: D. Pfau

Von Christine Schick

Kirchenkirnberg. „Auf einer Bühne vor so vielen unbekannten Menschen stand ich noch nie“, erzählt Jonathan Bäßler. „Ich war schon nervös.“ Eigentlich steckt der 18-Jährige mitten in der Ausbildung zum Elektroniker, aber als sein Vater Dietmar Bäßler vorschlägt, nach Mastershausen in Rheinland-Pfalz zu fahren, um beim „Speaker-Slam“ inklusive Qualifikation und Vorbereitungstraining dabei zu sein, sagt er sich: „Ja, wieso eigentlich nicht?“ In diesem Jahr sind beim Event coronabedingt nur 50 Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus acht Nationen – Deutschland, Schweiz, Österreich, Polen, Serbien, Ukraine, Kroatien und Russland – angetreten. Ausgerichtet wird der Wettstreit vom Vortragsredner, Coach und Autor Hermann Scherer. Ähnlich wie bei der mittlerweile recht bekannten Form des „Poetry-Slams“, bei dem um die Wette gereimt oder gerappt wird, messen sich die Kandidatinnen und Kandidaten dort in Bezug auf ihre persönlichen Themen miteinander – in Form einer vierminütigen Rede.

„Die begrenzte Zeit heißt, das Thema muss sehr kompakt rüberkommen und der Schlusspunkt muss sitzen“, sagt Dietmar Bäßler. Und dann ist am besten noch alles locker und in ansprechende Geschichten, Bilder und Metaphern verpackt. Jury und Publikum sollen eingefangen werden und am Haken bleiben. „Ich war etwas früher fertig, hatte einen ganz guten Lauf“, erinnert sich Jonathan Bäßler. Als 18-Jähriger ist er der Jüngste im Bewerberfeld und stellt seine Überlegungen rund um Hürden und Hindernisse vor, die er als persönliche Herausforderungen und insofern positiv verstanden wissen will. Stolpersteine werden zu Trittsteinen, das Verweilen im Basislager mit Blick auf die Bergspitze zur wertvollen Anpassungsetappe. Jonathan Bäßler macht es nicht nur Spaß, mit diesen Sprachbildern und Erzählelementen zu arbeiten, er merkt auch, dass „die Profis genauso aufgeregt sind“ und es gleichsam spannend ist, wie sich die Aufmerksamkeit von Jury und Publikum halten lässt.

Auch für Dietmar Bäßler sind Wettbewerbe wie der „Speaker-Slam“ Neuland, aber er trägt sich schon länger mit dem Gedanken, sich ans Thema Rhetorik heranzutasten. „Jeder hat ja etwas, wofür er brennt und sagt, ich habe eine bestimmte Botschaft“, erläutert der 55-Jährige. Wenn man sagen kann, „das macht mich aus, das will ich“, ist für ihn der nächste Schritt, dafür auch die richtigen Worte zu finden und dies zu präsentieren. Da er Hermann Scherers Arbeit kennt, habe er nun die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sich für das Rednerevent angemeldet. Sein Thema und seine Thesen vor einer Jury und einem teils noch online zugeschalteten Publikum rüberbringen zu müssen, war für ihn ein wertvolles Training und eine gute Erfahrung. Als Elektromeister, Heizungssanitärtechniker, Solarteur und Gebäudeenergieberater aus Murrhardt-Kirchenkirnberg beschäftigt er sich seit Langem mit Fragen rund um die Energiewende und möchte seine verschiedenen Gesprächspartner dabei inhaltlich überzeugen. Keine ganz einfache Aufgabe, weil es ja um komplexe technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge geht.

Das Thema mit einer Geschichte illustrieren und mit Humor würzen

Wie sich rhetorisches Salz in die fachlich-anspruchsvolle Suppe streuen lässt, war auch Thema beim Treffen in Mastershausen. Vor der Qualifikation hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit zu ausführlichen Coaching- und Trainingsrunden. „Man prüft sich immer wieder selbst, fragt sich, stehe ich wirklich hinter dem, was ich sage.“ Die Botschaft in einer Geschichte zu erzählen, ist dabei eine gängige Methode. Dietmar Bäßler berichtet aber auch, dass es trotz der eigenen hohen Motivation wichtig sei, das Ganze „nicht so verbissen zu sehen“ und mit Humor zu würzen. Als er auf die Bühne tritt, spürt auch er die Herausforderung von Zeitdruck und Livesituation. Inhaltlich möchte er eine ganze Menge vermitteln: Von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erwartet er, die (verträglichen und unverträglichen) Eigenschaften von Energieträgern genau und je nach Technikstand immer wieder neu in den Blick zu nehmen, in puncto Energieeffizienz fordert er die Techniker auf, langfristiger und nicht zu situativ-punktuell zu bewerten, und wenn es um jeden Einzelnen geht, wünscht er sich, dass der die Energiewende anpackt, aber dabei auch Spaß hat. „Wie wir unsere Energieversorgung organisieren und welche Energieträger wir nutzen, hat wesentlichen Einfluss auf unsere Abhängigkeit sowie auf unsere finanziellen Belastungen. Im Kleinen wie im Großen, für eine Familie im Wohnhaus genauso wie für eine ganze Nation oder eine Staatengemeinschaft“, so seine Botschaft. „Nur die regenerativen Energieträger und speziell die Strom produzierenden Technologien wie Fotovoltaik, Windkraft et cetera ermöglichen auf Dauer niedrige Energiekosten, Unabhängigkeit, Ressourcenschonung und CO2-Vermeidung.“

Vater und Sohn überzeugen mit ihren Beiträgen. Beide werden zum Abschluss des „Speaker-Slams“ mit Gold ausgezeichnet – Dietmar Bäßler in der Kategorie „Wirtschaft“ und Jonathan Bäßler in der Kategorie „Motivation“. Und der 55-Jährige gibt zu: „Ich bin echt stolz auf meinen Sohn.“ Auch den Austausch mit den Mitstreiterinnen und Mitstreitern und so manchem Jurymitglied, unter ihnen auch Fachleute aus der Medienbranche und Wirtschaft, wollen sie nicht missen. Und wie geht es nach dieser erfolgreichen Etappe weiter? Halten die beiden schon Ausschau nach dem nächsten Wettbewerb? „Ich will mich erst mal auf die Ausbildung konzentrieren“, sagt Jonathan Bäßler, sieht „Speaker-Slam“ und Training aber als wertvolle Erfahrung an, die ihm Rüstzeug in Sachen Kommunikation und Rhetorik verschafft hat. Dietmar Bäßler will in diesen Punkten dranbleiben, an seinen fachlichen Themen, aber auch an deren guter Vermittlung weiterarbeiten. Könnte auch sein, dass dies irgendwann in ein Buchprojekt mündet. „Mal sehen“, sagt er.

Sein Vater Dietmar Bäßler hat vorgeschlagen, nach Mastershausen zu fahren und beim „Speaker-Slam“ dabei zu sein.

© DOMINIK PFAU

Sein Vater Dietmar Bäßler hat vorgeschlagen, nach Mastershausen zu fahren und beim „Speaker-Slam“ dabei zu sein.

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Erstellt:
21. Januar 2022, 06:00 Uhr

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