Das goldene Jahrzehnt des Murrtals

70 Jahre Fußball an Rems und Murr (2010 bis 2020): SG Sonnenhof Großaspach wird Mitglied im deutschen Profifußball. TSG Backnang feiert erstmals den Aufstieg in Oberliga. Talfahrt des FC Viktoria. Coronapandemie bremst auch den Fußball aus.

Im Sommer 2014 wurde aus dem kleinen Großaspach ein Ort im deutschen Profifußball. Das Tor von Sahr Senesie (vorne mit Fahne) reichte der Mannschaft um Kai Gehring (links) zum 1:0 in Wolfsburg. Die SG Sonnenhof war damit in die Dritte Liga aufgestiegen. Foto: A. Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Im Sommer 2014 wurde aus dem kleinen Großaspach ein Ort im deutschen Profifußball. Das Tor von Sahr Senesie (vorne mit Fahne) reichte der Mannschaft um Kai Gehring (links) zum 1:0 in Wolfsburg. Die SG Sonnenhof war damit in die Dritte Liga aufgestiegen. Foto: A. Becher

Von Dieter Gall

Siege und Titel gab es an Rems und Murr schon viele. Nie zuvor waren die Fußballer im Bezirk so erfolgreich wie zwischen 2010 und 2020. Daran beteiligt waren vor allem die Teams aus dem Murrtal. Die SG Sonnenhof Großaspach zum Beispiel, die in die Dritte Liga aufstieg und sich dort sechs Jahre lang hielt. Oder auch die TSG Backnang, die gerade ihre dritte Saison in der Oberliga hinter sich bringt.

SG Sonnenhof Großaspach vertritt die Region in der Dritten Liga: Im Fautenhau hatte sich die SG Sonnenhof längst zur Topadresse des Rems-Murr-Fußballs entwickelt. In der Saison 2013/14 gelang gar der ganz große Wurf. Als Regionalliga-Meister stieg die Elf um Akteure wie Kai Gehring, Daniel Hägele, Nico Jüllich, Michele Rizzi, Tobias Rühle, Ships Binakaj oder David Kienast nach zwei Entscheidungsspielen gegen den VfL Wolfsburg II in die Dritte Liga auf. Dank eines 0:0 daheim und eines 1:0-Siegs in der VW-Stadt schaffte das Team von Trainer Rüdiger Rehm die Sensation. Der goldene Treffer von Sahr Senesie, dem älteren Bruder des DFB-Nationalspielers Antonio Rüdiger, hatte das kleine Großaspach in den Profifußball katapultiert. Dort schlug sich die SG sechs Spielzeiten recht wacker. Vor allem unter Rehm ließen die Schwaben manch Großen alt aussehen. Erfahrene Zugänge wie Julian Leist und Timo Röttger waren wichtige Verstärkungen, die im Fautenhau heimisch wurden. Zudem gelang es Sportdirektor Joannis Koukoutrigas immer wieder, junge Spieler wie Kevin Broll, Lukas Röser, Jo Gyau oder Makana Baku zu verpflichten, die sich bei der SG für Bundesligisten empfahlen. Als Rehm ging, wurden die Erfolge unter dessen Nachfolgern wie Sascha Hildmann, Oliver Zapel oder Florian Schnorrenberg aber nach und nach seltener. Am Ende der von Corona beeinflussten Saison 2019/20 ging es wieder runter in die Regionalliga.

Gar nicht mehr gibt es mittlerweile Großaspachs zweite Mannschaft. Dabei war die in der Saison 2011/12 als Meister der Landesliga, Staffel 1, in die Verbandsliga aufgestiegen und hatte damit die TSG Backnang überflügelt. Im Jahr des Drittliga-Aufstiegs der ersten Mannschaft stieg die SG II jedoch wieder ab und ein Jahr später war ganz Schluss. Das Team wurde aufgelöst.

Das goldene Jahrzehnt des Murrtals

Die Saison 2013/14 wird zum Meisterjahr des Fußballs im Murrtal: Im Sommer 2014 sorgte aber nicht nur Großaspachs Drittliga-Aufstieg für Jubel. Es gab förmlich eine Titelflut. Die TSG wurde Meister der Landesliga, der FC Viktoria in der Bezirksliga, Allmersbach in der Kreisliga A 2, und Sulzbach in der Kreisliga B 2.

TSG Backnang klettert hoch in die Oberliga: Nachdem die Roten jahrelang in der Landesliga vor sich hingedümpelt waren, kam mit Trainer Markus Lang im Sommer 2013 der Erfolg in die Etzwiesen. Nur zwölf Monate später stieg Lang, zuvor Co-Trainer von Rüdiger Rehm in Aspach, mit Backnang in die Verbandsliga und in der Saison 2016/17 gar in die Oberliga auf. Als Verbandsliga-Zweiter hinter Meister SGV Freiberg bezwang die TSG in zwei Relegationsspielen gegen Südbaden-Vertreter Freiburger FC. Dabei hatte Backnang das Hinspiel zu Hause 2:3 verloren (TSG-Tore Mario Marinic, Stephan Fichter). Doch dank eines fulminanten 4:1 im Rückspiel beim FFC gelang der Coup (Tore Sebastian Gleißner, Stephan Fichter, Kapitän Oguzhan Biyik und Julian Geldner) doch noch. Ein Wermutstropfen war, dass sich Erfolgscoach Lang danach verabschiedete. Unter Nachfolger Beniamino Molinari schlug sich der Neuling in der Saison 2017/18 aber gut und hielt die Oberliga. Molinari sagte trotzdem servus und in der Runde drauf ging das Vorhaben trotz fulminanter Rückrunde und dem Trainerwechsel von Andreas Lechner zu Laki Sbonias schief. Die Hypothek der schwachen Vorrunde war einfach zu groß. Unter Sbonias wurde der Betriebsunfall in der Coronasaison 2019/20 aber sofort repariert. Beim Abbruch hatte die Etzwiesenelf elf Punkte Vorsprung auf Hollenbach und war zurück in der Oberliga.

Die TSG jubelt. Nach dem 4:1 in Freiburg war der Oberliga-Aufstieg geschafft. Foto: A. Hornauer

© Alexander Hornauer

Die TSG jubelt. Nach dem 4:1 in Freiburg war der Oberliga-Aufstieg geschafft. Foto: A. Hornauer

Der steile Abstieg des FC Viktoria Backnang: Erst hoch und dann steil bergab ging es binnen zehn Jahren für den FC Viktoria. Im Sommer 2011 stieg der einstige Viertligist als Bezirksliga-Meister in die Landesliga auf, stieg gleich wieder ab und ebenso rasch wieder auf. Drei Runden hielt sich der FCV in der Landesliga, ehe der erneute Abstieg in der Runde 2016/17 den Niedergang einleitete. Nach zahlreichen Abgängen war die Viktoria in der Bezirksliga nicht wettbewerbsfähig und stieg mit dürftigen vier Punkten und 25:165 Toren in die Kreisliga A 2 ab. Dort läuft es nicht viel besser. Nur der Saisonabbruch wegen Corona rettete den FCV bislang vor der Sicherheitsliga.

Positive Entwicklung im Murrtal. Positive Schlagzeilen gab es im Murrtal allerdings nicht nur von der TSG und der SG. Auch beim SV Allmersbach hat sich viel entwickelt. Mittlerweile spielt der SVA wieder in der Landesliga, nachdem er sich im Sommer 2018 den Bezirksliga-Titel holte, zwar sofort wieder runter musste, aber auch gleich wieder in die Landesliga zurückkehrte. Nachbar SV Unterweissach wiederum führte diese Saison zum Zeitpunkt der Unterbrechung die Bezirksliga verlustpunktfrei an. Überhaupt ist die Region Backnang in der Bezirksliga stark vertreten. Waren einst oft nur zwei oder drei Vereine, sind in jüngster Vergangenheit regelmäßig fünf, sechs Teams aus dem Altkreis Backnang in der höchsten Spielklasse des Bezirks beheimatet.

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Erstellt:
1. April 2021, 06:00 Uhr

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