Die spinnen die Finnen

Das sind die irresten Sportarten in Finnland

Finnen lieben Wettkämpfe. Auch wenn es um nichts geht wie beim Gummistiefel-Weitwerfen, Dauer-Saunieren oder Winterschwimmen. Was zählt sind Spaß und Geselligkeit.

Luftgitarre: Seit 1996 wird im finnischen Oulu die Luftgitarren-WM im Rahmen des Oulun Musiikkivideofestivaalit (Oulu Music Video Festival) veranstaltet. Bei den Wettbewerben sind sowohl Luftgitarren als auch Luftplektra (Plättchen, mit dem die Saiten von Zupfinstrumenten angeschlagen oder gezupft werden) zugelassen. Auch Roadies dürfen mitgebracht werden. Die Auftritte nach einem Musikstück nach Wahl dauern 60 Sekunden.

© dpa

Luftgitarre: Seit 1996 wird im finnischen Oulu die Luftgitarren-WM im Rahmen des Oulun Musiikkivideofestivaalit (Oulu Music Video Festival) veranstaltet. Bei den Wettbewerben sind sowohl Luftgitarren als auch Luftplektra (Plättchen, mit dem die Saiten von Zupfinstrumenten angeschlagen oder gezupft werden) zugelassen. Auch Roadies dürfen mitgebracht werden. Die Auftritte nach einem Musikstück nach Wahl dauern 60 Sekunden.

Von Markus Brauer

Finnland ist berühmt für seine freundlichen Ureinwohner (5,5 Millionen), mega-heiße Saunen (mehr als 1,5 Millionen im Land), stille Seen (mehr als 60 000), kalte Winter (ab minus 20 Grad Celsius Minimum), Rentierherden (allein in Lappland in Nord-Finnland mehr als 200 000 domestizierte Tiere) und Wälder (waldreichstes Land Europas: 86 Prozent der finnischen Landfläche sind bewaldet).

Am berühmtesten sind die stolzen und spielverliebten Finnen allerdings auf ihre irren Sportwettbewerbe. In unserer Bildergalerie stellen wir einige der verrücktesten Meisterschaften aus Finnlands Geschichte und Gegenwart vor.

Bilderband über finnische Sportbegeisterung

Der finnische Ethnologe und Gymnastiklehrer Maximilian Stejskal (1906-1991) hat sich im Rahmen seiner Doktorarbeit mit Volkswettspielen der männlichen Landbevölkerung Finnlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Zwischen 1929 und 1937 und nochmals 1948 verbrachte er jeweils mehrere Wochen in Süd- und Ostfinnlands und fotografierte schon damals kaum mehr praktizierte Spiele.

Während seiner Feldforschung legte Stejskal eine riesige Sammlung an, die aus Reiseberichten und Beschreibungen mit mehr als 2000 Zeichnungen und 433 Fotografien besteht. Aus diesem unschätzbaren völkerkundlichen Material hat der Schweizer Verlag Edition Patrick Frey das grandiose, opulent bebilderte Buch „Folklig idrott“ zusammengestellt. einige der historischen Fotos stellen wir vor.

Folklig idrott. Mit Fotografien von Maximilian Stejskal und Texten von Marie-Isabel Vogel und Alain Rappaport, Edition Patrick Frey, Zürich 2016. 112 Seiten broschiert mit 98 Abbildungen, 52 Euro.

Ehefrau Tragen: Ein finnisches Ehepaar nimmt mit Maske und Perücke an der alljährlich stattfindenden Ehefrau-Tragen-Weltmeisterschaft in Sonkajaervi teil. Zu den Regeln gehört, dass die eigene Ehefrau oder die eines Nachbarn getragen wird, dass sie über 17 Jahre alt ist und weniger als 48 Kilogramm wiegt. Die kuriose WM findet seit 1992 in Finnland statt.

© dpa

Ehefrau Tragen: Ein finnisches Ehepaar nimmt mit Maske und Perücke an der alljährlich stattfindenden Ehefrau-Tragen-Weltmeisterschaft in Sonkajaervi teil. Zu den Regeln gehört, dass die eigene Ehefrau oder die eines Nachbarn getragen wird, dass sie über 17 Jahre alt ist und weniger als 48 Kilogramm wiegt. Die kuriose WM findet seit 1992 in Finnland statt.

Gummistiefel-Weitwurf: Die Ursprünge des Gummistiefel-Weitwurfs führen – wie auch sonst – nach Finnland, wo den Überlieferungen zufolge Seeleute Ende des 19. Jahrhunderts dieses Wurfspiel ersannen. Viele Jahrzehnte später wurde ein Regelwerk geschaffen. Seit 1975 wird der Gummistiefel-Weitwurf in Finnland als offizieller Mannschaftssport ausgetragen, 1992 fand die erste WM statt.

© dpa

Gummistiefel-Weitwurf: Die Ursprünge des Gummistiefel-Weitwurfs führen – wie auch sonst – nach Finnland, wo den Überlieferungen zufolge Seeleute Ende des 19. Jahrhunderts dieses Wurfspiel ersannen. Viele Jahrzehnte später wurde ein Regelwerk geschaffen. Seit 1975 wird der Gummistiefel-Weitwurf in Finnland als offizieller Mannschaftssport ausgetragen, 1992 fand die erste WM statt.

Swamp Soccer: Moor- oder Matschfußball ist ein Ballsport, bei dem zwei Mannschaften mit je sechs Spielern auf schlammigem Untergrund (matschiger Acker, überflutete Wiese) gegeneinander antreten. Ziel ist es, wie beim klassischen Fußball mehr Tore zu erzielen als das gegnerische Team. Esa Romppainen, Skitrainer aus Hyrynsalmi in Finnland, kam auf die schräge Idee als er das Sommertraining erweitern wollte und dafür das örtliche Moor nutzte. Die erste Veranstaltung, an der 13 Mannschaften teilnahmen, fand 1998 statt.

© dpa

Swamp Soccer: Moor- oder Matschfußball ist ein Ballsport, bei dem zwei Mannschaften mit je sechs Spielern auf schlammigem Untergrund (matschiger Acker, überflutete Wiese) gegeneinander antreten. Ziel ist es, wie beim klassischen Fußball mehr Tore zu erzielen als das gegnerische Team. Esa Romppainen, Skitrainer aus Hyrynsalmi in Finnland, kam auf die schräge Idee als er das Sommertraining erweitern wollte und dafür das örtliche Moor nutzte. Die erste Veranstaltung, an der 13 Mannschaften teilnahmen, fand 1998 statt.

Swamp Soccer: Beim Matsch-Kicken ist der volle Körpereinsatz – mit oder ohne Hose – besonders wichtig.

© dpa

Swamp Soccer: Beim Matsch-Kicken ist der volle Körpereinsatz – mit oder ohne Hose – besonders wichtig.

Dauer-Saunieren: Der Gewinner der Sauna-WM, Finne Bjarne Hermansson, aufgenommen im finnischen Heinola im August 2008. Der  damalige Weltmeister im Schwitzen hielt 18 Minuten und 15 Sekunden aus bei 110 Grad Celsius aus. Das Rekordversuche tödlich enden können, zeigt das Beispiel der Sauna WM von 2010: Bei 110 Grad kollabierte der russische Kandidat <a href="https://www.youtube.com/watch?v=bpNuBsSlfGw" target="_blank">Wladimir Ladyschenski</a>, ein Amateurringer aus russischen Nowosibirsk, und verstarb in der Schwitzhütte.

© dpa

Dauer-Saunieren: Der Gewinner der Sauna-WM, Finne Bjarne Hermansson, aufgenommen im finnischen Heinola im August 2008. Der damalige Weltmeister im Schwitzen hielt 18 Minuten und 15 Sekunden aus bei 110 Grad Celsius aus. Das Rekordversuche tödlich enden können, zeigt das Beispiel der Sauna WM von 2010: Bei 110 Grad kollabierte der russische Kandidat <a href="https://www.youtube.com/watch?v=bpNuBsSlfGw" target="_blank">Wladimir Ladyschenski</a>, ein Amateurringer aus russischen Nowosibirsk, und verstarb in der Schwitzhütte.

Dauer-Saunieren: Die Gewinnerin der Sauna-WM hieß 2008 Leila Julin. Sie schaffte 5 Minuten und 21 Sekunden.

© dpa

Dauer-Saunieren: Die Gewinnerin der Sauna-WM hieß 2008 Leila Julin. Sie schaffte 5 Minuten und 21 Sekunden.

Winterschwimmen: Seit dem Winter 1999/2000 gibt es in dieser Sportart (hier am Helenesee nahe Frankfurt/Oder) Weltmeisterschaften (Winter Swimming World Championships). Die Ersten fanden im finnischen Jyväskylä statt. Bei Lufttemperaturen von minus zehn Grad Celsius wurde aus einem zugefrorenen See ein Schwimmbecken von 25 Meter Länge und zwölf Meter aus dem 40 Zentimeter dicken Eis herausgesägt. Für die offiziellen Wettkämpfe gilt: Die Teilnehmer müssen Badesachen (Hose oder Anzug aus nicht durchsichtigem Material) mitbringen und können Mützen und Schwimmbrillen tragen. Wärmehaltende Hautpflegemittel sind verboten.

© dpa

Winterschwimmen: Seit dem Winter 1999/2000 gibt es in dieser Sportart (hier am Helenesee nahe Frankfurt/Oder) Weltmeisterschaften (Winter Swimming World Championships). Die Ersten fanden im finnischen Jyväskylä statt. Bei Lufttemperaturen von minus zehn Grad Celsius wurde aus einem zugefrorenen See ein Schwimmbecken von 25 Meter Länge und zwölf Meter aus dem 40 Zentimeter dicken Eis herausgesägt. Für die offiziellen Wettkämpfe gilt: Die Teilnehmer müssen Badesachen (Hose oder Anzug aus nicht durchsichtigem Material) mitbringen und können Mützen und Schwimmbrillen tragen. Wärmehaltende Hautpflegemittel sind verboten.

Tretschlitten: Seit 1988 wird in Multia (eine Gemeinde mit 1699 Einwohnern in Mittelfinnland) alljährlich die WM im Tretschlitten-Fahren ausgetragen. Alkohol gibt’s erst danach.

© dpa

Tretschlitten: Seit 1988 wird in Multia (eine Gemeinde mit 1699 Einwohnern in Mittelfinnland) alljährlich die WM im Tretschlitten-Fahren ausgetragen. Alkohol gibt’s erst danach.

Eisfischen: Hierbei handelt es sich um eine Angelpraktik, bei der die Fische aus zugefrorenen Meeren oder Seen durch Eislöcher gefischt werden. Eisfischen ist überall dort verbreitet, wo’s bitterkalt ist – neben Finnland Kanada, Norwegen, Schweden, Russland oder Kasachstan (wie hier im Bild).

© dpa

Eisfischen: Hierbei handelt es sich um eine Angelpraktik, bei der die Fische aus zugefrorenen Meeren oder Seen durch Eislöcher gefischt werden. Eisfischen ist überall dort verbreitet, wo’s bitterkalt ist – neben Finnland Kanada, Norwegen, Schweden, Russland oder Kasachstan (wie hier im Bild).

Handy-Weitwerfen: Seit dem Jahr 2000 wird im finnischen Savonlinna die WM ausgetragen. Gekämpft wird in den Disziplinen klassischer Stil und Freistil. Während beim Wurf über die Schulter nur die Weite zählt, gehen bei kreativen Wurftechniken auch Ästhetik und Choreografie in die Wertung ein. Zugelassen sind nur Mobiltelefone mit Akku. Der Weltrekord liegt bei wahnwitzigen 101,46 Metern, den der damals 18-jährige Finne Ere Karjalainen 2012 aufstellte. (Bild: erstes deutsches „Wettspiel im Handyschmeißen nach finnischer Art“ 2005).

© dpa

Handy-Weitwerfen: Seit dem Jahr 2000 wird im finnischen Savonlinna die WM ausgetragen. Gekämpft wird in den Disziplinen klassischer Stil und Freistil. Während beim Wurf über die Schulter nur die Weite zählt, gehen bei kreativen Wurftechniken auch Ästhetik und Choreografie in die Wertung ein. Zugelassen sind nur Mobiltelefone mit Akku. Der Weltrekord liegt bei wahnwitzigen 101,46 Metern, den der damals 18-jährige Finne Ere Karjalainen 2012 aufstellte. (Bild: erstes deutsches „Wettspiel im Handyschmeißen nach finnischer Art“ 2005).

Melkschemel-Weitwurf: Wer den ganzen Tag im Stall sitzt und Kühen am Euter zapft, kommt auf die schrägsten Idee – zum Beispiel Melkschemel-Weitwurf. Eine beliebte Sportart auf Bauernhöfen in ganz Finnland.

© AP/dpa

Melkschemel-Weitwurf: Wer den ganzen Tag im Stall sitzt und Kühen am Euter zapft, kommt auf die schrägsten Idee – zum Beispiel Melkschemel-Weitwurf. Eine beliebte Sportart auf Bauernhöfen in ganz Finnland.

Dauersitzen auf einem Ameisenhaufen: Das Motto bei jeder finnischen WM lautet: „Alle Teilnehmer müssen Spaß haben.“ Ob das immer der Fall ist, darf aber bei der WM im Nackt-Dauersitzen auf einem Ameisenhaufen bezweifelt werden.

© dpa

Dauersitzen auf einem Ameisenhaufen: Das Motto bei jeder finnischen WM lautet: „Alle Teilnehmer müssen Spaß haben.“ Ob das immer der Fall ist, darf aber bei der WM im Nackt-Dauersitzen auf einem Ameisenhaufen bezweifelt werden.

Beerenpflücken: Wem FKK auf dem Ameisenhaufen zu pieksig ist, der kann sich in Finnland auch an der WM im Beerenpflücken versuchen. Der Weltrekord liegt bei 27,98 Kilogramm Preiselbeeren in einer Stunde (Bild: Ernte-Helferinnen beim Heidelbeeren-Pflücken in Borstel, Landkreis Diepholz).

© dpa

Beerenpflücken: Wem FKK auf dem Ameisenhaufen zu pieksig ist, der kann sich in Finnland auch an der WM im Beerenpflücken versuchen. Der Weltrekord liegt bei 27,98 Kilogramm Preiselbeeren in einer Stunde (Bild: Ernte-Helferinnen beim Heidelbeeren-Pflücken in Borstel, Landkreis Diepholz).

Skurrile historische Sportarten in Finnland: Wie lange kann ein Finne mit dem Kopf an einem Balken stehen? Die folgenden Schwarz-Weiß-Fotografien stammen vom finnischen Ethnologen Maximilian Stejskal (1906-1991). Er hat sie zwischen 1929 und 1937 im ländlichen Süd- und Ostfinnland aufgenommen. Übrigens: Auf die folgenden Fragen gibt es keine Antworten.

© Pressebild Edition Patrick Frey

Skurrile historische Sportarten in Finnland: Wie lange kann ein Finne mit dem Kopf an einem Balken stehen? Die folgenden Schwarz-Weiß-Fotografien stammen vom finnischen Ethnologen Maximilian Stejskal (1906-1991). Er hat sie zwischen 1929 und 1937 im ländlichen Süd- und Ostfinnland aufgenommen. Übrigens: Auf die folgenden Fragen gibt es keine Antworten.

Wie lange kann eine Finne einen Sack mit den Zähnen festhalten?

© Pressebild Edition Patrick Frey

Wie lange kann eine Finne einen Sack mit den Zähnen festhalten?

Wie lange kann ein Finne einen Stuhl mit ausgestrecktem Arm hochheben?

© Pressebild Edition Patrick Frey

Wie lange kann ein Finne einen Stuhl mit ausgestrecktem Arm hochheben?

Was das für eine Meisterschaft gewesen sein soll, dürfte auch heutigen Finnen nicht mehr bekannt sein.

© Pressebild Edition Patrick Frey

Was das für eine Meisterschaft gewesen sein soll, dürfte auch heutigen Finnen nicht mehr bekannt sein.

Was für dieses seltsame „Am eigenen Bein hochziehen“ genauso gilt.

© Pressebild Edition Patrick Frey

Was für dieses seltsame „Am eigenen Bein hochziehen“ genauso gilt.

Wie lange kann ein Finne kopfüber in einer Leiter stecken?

© Pressebild Edition Patrick Frey

Wie lange kann ein Finne kopfüber in einer Leiter stecken?

Wie lange können Finnen Fingerhakeln im Stehen?

© Pressebild Edition Patrick Frey

Wie lange können Finnen Fingerhakeln im Stehen?

Liegestützen auf zwei Stühlen: Auch das eine traditionelle Vergnügungsart unter finnischen Bauersleuten anno dazumal.

© Pressebild Edition Patrick Frey

Liegestützen auf zwei Stühlen: Auch das eine traditionelle Vergnügungsart unter finnischen Bauersleuten anno dazumal.

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Erstellt:
27. Mai 2025, 09:30 Uhr

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