Iran-Treffen in Genf
Das Zünglein an der Waage
Die EU agiert im Nahen Osten hilflos. Nun haben die Europäer die Chance, dem Iran die Tür zu Verhandlungen mit Israel zu öffnen, kommentiert unser Brüssel-Korrespondent Knut Krohn.

© AFP
Iranische Raketen richten in Israel immer wieder massive Zerstörungen an. In Genf wird ein neuer Anlauf gestartet, beide Kriegsparteien an einen Tisch zu bekommen.
Von Knut Krohn
Es ist einfach, sich über die Iran-Gespräch der Europäer in Genf lustig zu machen. Seit dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel und dem darauf folgenden Krieg in Gaza fällt die EU durch eine vielstimmige Hilf- und Machtlosigkeit auf. Kann dieses Treffen also mehr sein als eine am Ende doch wieder nur folgenlose Geste? Dafür sprich, dass Diplomatie in Krisenzeiten bisweilen ein Spiel über mehrere Banden ist. Und in diesem Fall könnte gerade die EU, die immer wieder Israel brutales Vorgehen im Gazastreifen offen kritisiert hat, das Zünglein an der Waage spielen.
Europa hat die Rückendeckung der USA
Die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens agieren offensichtlich mit Rückendeckung der USA, wenn sie versuchen, den Iran an den Verhandlungstisch zurückzuholen. Ihr Wort hat also großes Gewicht. Zudem haben die Mullahs in Teheran vom engsten Verbündeten Russland das eindeutige Signal erhalten, dass sie vom Kreml in dieser schwierigen Phase keine direkte militärische Hilfe erwarten können. Auch China hält sich in diesem Konflikt auffallend zurück. Der Iran steht also allein auf weiter Flur.
Iran muss auf die Atombombe verzichten
Die europäischen Außenminister haben in Genf die Chance, bei den direkten Gesprächen ihrem Kollegen aus Teheran die Tür für Verhandlungen zu öffnen. Sie müssen ihm aber auch deutlich zu verstehen gaben, dass am Ende eines solchen Weges nur ein Ziel stehen kann: Irans Verzicht auf die Urananreicherung für militärische Zwecke und damit der Abschied von der Atombombe.