Was geschah am . . . 24. Mai 1572?
Der englische Freibeuter Francis Drake startet zu seiner Karibik-Kaperfahrt
1572: Francis Drake startet zu seiner zweiten großen Kaperfahrt in die Karibik. Diesmal hat er zwei Schiffe zur Verfügung, die Swan mit 25 Tonnen und die Pasco mit 70 Tonnen.

© Imago/Gemini Collection
Nach der Rückkehr von seiner Weltumseglung 1580 besucht Königin Elisabeth I. Francis Drake auf dessen Schiff „The Golden Hind“ und schlägt ihn zum Ritter.
Von Markus Brauer/dpa
In Spanien läuten die Kirchenglocken, Priester zelebrieren Dankgottesdienste. Am Hof von Philipp II. herrschen Freude und Erleichterung. Der Anlass: Die Nachricht vom Tod des großen Feindes des Königreiches, Sir Francis Drake. Der Freibeuter und Admiral der verhassten englischen Königin Elizabeth I. war am 28. Januar 1596 in der Karibik an einer Fieberkrankheit gestorben. Die Besatzung seines Schiffes übergab seinen Leichnam vor Portobelo (Panama) dem Meer.
„Er war in ganz Europa und Amerika berühmt“
„Auf allen Gebieten der Seefahrt war er bei weitem geschickter als je einer von ihnen. Auch besaß er ein glänzendes Gedächtnis, eine vorzügliche Beobachtungsgabe, war von Natur aus beredt, geschickt als Artillerist sowie als Feldscher. Sein Name versetzte Franzosen, Spanier, Portugiesen und Indianer in Schrecken. Er war in ganz Europa und Amerika berühmt.“
So schrieb John Stow über seinen Landsmann und Zeitgenossen Sir Francis Drake, der als Seeoffizier und Freibeuter im Auftrage der britischen Königin nicht nur die gewaltige spanische Armada mehrfach in Angst und Schrecken versetzte.
Wie kein anderer Seefahrer seiner Zeit trägt Drake zur Veränderung der politischen Landkarte bei. Er bricht die Vormachtstellung der Spanier auf den Meeren und schafft die Grundlagen für Englands Aufstieg zur maritimen und kolonialen Weltmacht.
Mit seinen ungewöhnlich reichen Beutezügen gegen die spanische Flotte füllt er die Staatskasse seiner Herrscherin, die den berüchtigten und gefürchteten Piraten dann auch demonstrativ in den Adelsstand erhebt.
Spanier fürchten Drake mehr als Sturm und Untiefen
Drake, den die Spanier später „El Draque“ (Drachen) nennen und mehr fürchten als Sturm und See, kommt zwischen 1540 und 1543 in der südwestenglischen Grafschaft Devonshire zur Welt. Schon im Alter von 13 Jahren heuert er als Schiffsjunge auf einem Küstensegler an, mit 23 kreuzt er bereits in den Gewässern der Neuen Welt. Hier trifft er erstmals auf die Spanier, die sein Schiff angreifen.
Über die Weltmeere herrscht zu dieser Zeit praktisch unumschränkt der streng katholische König Philipp II. Potenzieller Feind, auch aus Glaubensgründen, ist das vom katholischen Glauben abtrünnige England. Denn die Flotte von Königin Elizabeth I. hat es auch auf die Galonen abgesehen, welche die in den spanischen Kolonien Amerikas geplünderten Gold- und Silberschätze ins Mutterland transportieren.
Den ersten Schlag führt der „Drache“ als Schiffskommandant im Jahr 1572 gegen die Hafenstadt Nombre de Dios, das heutige Colon in Panama.
1577: Aufbruch zur Reise um die Welt
Am 15. November 1577 bricht Drake zu seiner berühmt gewordenen Weltumseglung auf. Er fährt über den Atlantik durch die Magellan-Straße in den Pazifik und überfällt dort die völlig überraschten Spanier.
Auf dieser Reise segelt der Korsar auf der Suche nach einer Passage zum Atlantik bis Kanada, durchquert den Pazifik und den Indischen Ozean, um dann über das Kap der Guten Hoffnung heimzukehren. Sein Flaggschiff „The Golden Hind“ läuft am 26. September 1580 wieder in Plymouth ein, schwer beladen mit Beute.
Spaniens Herrscher protestieren wütend gegen den Piraten. Doch Elizabeth I. lässt sich nicht beeindrucken. Im Gegenteil. Sie besucht Drake sogar auf dessen Schiff und lässt ihn zum Ritter schlagen. Die Hafenstadt Plymouth macht den Freibeuter zu ihrem Bürgermeister. Er ist populär und beliebt. Hochnäsige Kapitäne aus Adelsgeschlechtern sehen in ihm jedoch nur einen Aufsteiger. Dieser bringt es zum Admiral der Königin.
Gefahr für die spanischen Flotten
Mit ihren Geschwadern werden Drake und die anderen englischen Freibeuter immer mehr zur Gefahr für die spanische Flotte. Der Admiral überfällt Santiago auf den Kapverdischen Inseln, plündert das reiche Cartagena in Kolumbien und Städte in Santo Domingo. Die Auswirkungen sind verheerend, Spaniens Kreditwürdigkeit sinkt.
Philipp II., moralisch unterstützt von Papst Sixtus V., bereitet den Krieg gegen England vor. Offiziell begründet er den Feldzug damit, die „Ketzerin“ in England vom Thron stoßen zu wollen, welche die katholische Königin Maria von Schottland ha auf dem Schafott hinrichten lassen.
1588: Spanische Armada wird bezwungen
Francis Drake tritt wieder in Aktion. Im Sommer 1587 greift er mit 24 Schiffen Cadiz an, den Haupthafen der Westindien -Segler. Er hinterlässt schwere Verwüstungen. Auf dem Rückzug kapert er noch die „San Felipe“, das größte Kauffahrtschiff dieser Zeit. Es gehört zum persönlichen Besitz des spanischen Königs. Im Jahr darauf lässt Philipp II. seine als unbezwingbar geltende Armada mit fast 130 Schiffen vor der englischen Küste aufkreuzen.
Die zahlenmäßig schwächeren, taktisch aber besser aufgestellten Engländer – Drake ist Vize-Admiral der Verteidiger – fügen den Spaniern in Seeschlachten drei Niederlagen zu. Als die Reste der Armada um Schottland herum den Rückzug in die Heimat antreten, geraten sie in schwere Herbststürme. Von den Verlusten hat sich die Flotte nicht mehr erholt, auf den Weltmeeren dominieren fortan die Engländer.
Mit 25 Schiffen zum letzten Unternehmen
Wohl nicht zuletzt, um den Ruf entgegenzutreten, er sei tatenlos und senil geworden, entschließt sich Drake im Jahr 1595 zu einer neuen Kaper- und Zerstörungsfahrt nach Westindien. Zudem mag es auch materieller Anreiz gewesen sein, denn inzwischen erzielt man in England mit den in Kaperunternehmen erbeuteten Waren einen jährlichen Gewinn von 100.000 bis 200 000 Pfund Sterling.
Gemeinsam mit Sir John Hawkins bekam Drake den Oberbefehl über das Großunternehmen mit vier Kriegsschiffen und 21 gut bewaffneten Kauffahrteischiffen sowie 1500 Matrosen und 1000 Soldaten. Am 28. August 1595 sticht die Flottille in See.
1595: Misserfolg vor Puerto Rico
Bevor jedoch die englischen Schiffe den Hafen von Puerto Rico erreichen, sind die Spanier vor dem geplanten Überfall gewarnt worden. Als die Engländer in den Hafen einlaufen wollen, versperren ihnen zahlreiche versenkte Boote die Zufahrt.
Bald müssen die Angreifer einsehen, dass der auf Befehl von Spaniens König Philipp II. erfolgte Ausbau der Verteidigungsanlagen die Eroberung Puerto Ricos ohnehin unmöglich macht.
Nachdem Hawkins im November 1595 den Tod gefunden hat, lastet die ganze Verantwortung auf Drake. Der lässt die Flotte Kurs auf Panama nehmen, das er nun zu erobern gedenkt. Als die Landenge erreicht ist, geht man vor Anker, brennt die spanische Ansiedlung Nombre de Dios nieder und setzt 700 Mann in Richtung auf das Landesinnere in Marsch. Doch sie geraten in einen spanischen Hinterhalt und werden unter schweren Verlusten in die Flucht geschlagen.
Ruhr rafft auch Sir Francis Drake dahin
Es bleibt nichts anderes übrig als weiterzusegeln. Vor der nicaraguanischen Küste beginnt sich unter den Mannschaften eine Ruhrepidemie auszubreiten. Das große Sterben greift schnell um sich. Und am 28. Januar 1596 erliegt auch Sir Francis Drake der heimtückischen Krankheit.
In einem Bleisarg wird sein Leichnam in der Bucht von Nombre de Dios der See übergeben. Die Überlebenden erreichen nach mehreren Seegefechten mit spanischen Schiffen im späten Frühjahr 1596 wieder England. Trotz des Misserfolges seines letzten Westindienunternehmens bleibt Sir Francis Drakes der Nimbus als einer der tollkühnsten Seemänner und Freibeuter, die jemals auf den Weltmeeren kreuzten.