Der Geniestreich ist nur fast zu schwierig

Das besondere EM-Tor: Die Nachwuchsfußballerinnen des Juniorteams Sulzbach und Oppenweiler beweisen großes Geschick, als sie versuchen, das 1:0 des Walisers Aaron Ramsey beim Vorrundensieg über die Türkei nachzustellen.

Mit der Brust annehmen, den Ball auf den Boden abtropfen lassen und in aller Seelenruhe im Tor unterbringen. Die D-Mädchen des Juniorteams aus Sulzbach und Oppenweiler bewiesen, dass mit etwas Übung auch für sie machbar ist, was die großen Stars bei der EM vollbringen. Fotos: A. Becher

© Alexander Becher

Mit der Brust annehmen, den Ball auf den Boden abtropfen lassen und in aller Seelenruhe im Tor unterbringen. Die D-Mädchen des Juniorteams aus Sulzbach und Oppenweiler bewiesen, dass mit etwas Übung auch für sie machbar ist, was die großen Stars bei der EM vollbringen. Fotos: A. Becher

Von Uwe Flegel

Nein, noch ist die Europameisterschaft beim Fußballnachwuchs offensichtlich nicht richtig angekommen. Zumindest nicht bei der großen Mehrzahl der D-Mädchen des Juniorteams Sulzbach und Oppenweiler. „Deutschland gegen Frankreich“, lautet die Antwort auf die Frage, welche Spiele sie bisher angeschaut haben. Ach ja, und dann war da noch die Partie Italien gegen die Schweiz, die vereinzelt genossen wurde. Einzig Fiona Deriu erzählt, dass sie versucht, möglichst alle Begegnungen anzuschauen. Auch das 2:0 von Wales gegen die Türkei war dabei. Wenigstens eine aus dem Quintett der Elf- bis 13-Jährigen hat den Geniestreich von Gareth Bale und Aaron Ramsey, der den Männern von der Insel kurz vor der Halbzeit die 1:0-Führung brachte, also live miterlebt. Die vier anderen müssen sich diese Szene nun per Video vorspielen lassen – und machen erst einmal ganz große Augen. Wie sollen wir das nachmachen? Was haben uns unsere Trainer Sven Binder und Miriam Jung da eingebrockt? Das Leben könnte doch so einfach sein – in einem Freibad oder an einem Badesee. Was tun wir hier bei dieser Hitze auf dem Sportplatz im Rohrbachtal? Fragen über Fragen.

Rasch macht sich allerdings auch der sportliche Ehrgeiz bemerkbar. Zunächst einmal beim Verhandeln, um die Aufgabenstellung ein wenig zu erleichtern. Wenn wir auf den vorhergehenden 30-Meter-Pass verzichten könnten, uns stattdessen die Trainer den Ball aus sieben, acht Metern zuwerfen und wir den dann mit der Brust annehmen, um ihn anschließend ins Tor zu befördern, dann könnte das klappen. Okay, abgemacht. Den walisischen Superstar Gareth Bale, der Real Madrid vor drei Jahren mit einem spektakulären Fallrückzieher gegen den FC Liverpool zum Champions-League-Sieger machte, und seine Vorlage braucht im Rohrbachtal keiner. Und das, was dessen in Diensten von Juventus Turin stehender kongenialer Partner Aaron Ramsey hinbekommen hat, das können Mädels aus Oppenweiler schnell lernen.

Mit Feuereifer und Freude sind die fünf Mädels auf dem Platz am Ball.

Entsprechend eifrig wird geübt. Erst mit sogenannten Soft-, dann mit Lederbällen. Nach einer halben Stunde fühlen sich die Mädels gewappnet, um die Aufgabe anzugehen. Also rüber in die Umkleidekabine, das gelbe Trikot und die gleichfarbigen Stutzen sowie die grüne Hose angezogen. Schließlich soll es optisch ja einigermaßen zu dem Auftritt der Jungs aus dem Südwesten Großbritanniens gegen die Türkei passen. Als es auf dem Platz losgeht, ersetzen die feinen Händchen von Sven Binder sowie Miriam Jung als Vorlagengeber das gefühlvolle linke Füßchen von Gareth Bale. Ein Ball nach dem anderen fliegt, wird mit der Brust angenommen und ein, zwei Schritte später ins Tor geknallt, geschoben und gespitzelt. Die beiden Trainer kommen einerseits langsam ins Schwitzen, andererseits klappt das Zusammenspiel immer besser. Nicht nur millionenschwere Profis gehen an ihre Grenzen. Erst recht, als BKZ-Fotograf Alexander Becher glaubt, mit seiner Kamera vielleicht doch noch aus einer anderen Perspektive ein Bild schießen zu können. Denn überraschenderweise wird von den Mädels nicht gemurrt. Gut gelaunt und hoch konzentriert machen Ronja Matena, Lilly Schwinghammer, Lara Jung, Kadiatou Stoppel und Fiona Deriu weiter. Sie sind mit großer Freude bei der Sache und beim Üben. Nur ihre beiden Trainer schauen ein klein wenig gequält. Die Arme werden mittlerweile müde und der Schweiß fließt fleißig. Der Nachwuchs macht gerade viel Arbeit.

Sven Binder, nicht nur als Betreuer und Coach beim Juniorteam, sondern auch als Mitglied der Abteilungsleitung der SG Oppenweiler/Strümpfelbach aktiv, engagiert sich aber gerne. Erst recht beim dem lautstimmigen Ja von seinen Spielerinnen, als die gefragt werden, ob sie Spaß bei der Aktion gehabt haben. Selbst am Ball zu sein, ist für einen echten Fußballer eben doch viel schöner, als im Fernsehsessel oder als Couch-Potato den großen Stars einfach nur beim großen Kickspektakel zuzusehen.

Während der Fußball-Europameisterschaft lässt unsere Zeitung besondere Treffer von Jugendfußballern von Vereinen der Region nachstellen. Pro Woche suchen wir mit den Teams und Trainern gemeinsam ein Tor aus. Zum Auftakt fiel die Wahl auf das 1:0 von Wales im Vorrundenduell der Gruppe A gegen die Türkei. Mit 2:0 ging die Partie am vergangenen Mittwochnachmittag an Wales.

Der Geniestreich ist nur fast zu schwierig

© Alexander Becher

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Erstellt:
19. Juni 2021, 06:00 Uhr

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