Der Gradmesser kommt zur falschen Zeit

Großaspachs neuformierte Elf kämpft bei Titelverteidiger SSV Ulm um den Einzug ins Finale des WFV-Pokals. Trainer Boysen weiß, dass mit den Spatzen ein deutliche größeres Regionalliga-Kaliber als der VfB Stuttgart II auf seine Mannschaft wartet.

Kehrt wie Kai Gehring im Halbfinale des WFV-Pokals zu seinem Ex-Verein nach Ulm zurück: Großaspachs Zugang Sandro Sirigu (rechts). Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Kehrt wie Kai Gehring im Halbfinale des WFV-Pokals zu seinem Ex-Verein nach Ulm zurück: Großaspachs Zugang Sandro Sirigu (rechts). Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Die erste Pflichtspielaufgabe wurde mit dem 1:0-Sieg im Viertelfinale des WFV-Pokals am Mittwoch beim künftigen Regionalliga-Rivalen in Stuttgart ordentlich und teilweise souverän gelöst. Die zweite steht für die neuformierte SG Sonnenhof am Wochenende an. Auf Aspachs Fußballer wartet im Halbfinale mit Titelverteidiger SSV Ulm ein viel größeres Regionalliga-Kaliber wie der Aufsteiger vom Cannstatter Wasen. Die Spatzen zählen bei den Experten neben Elversberg zu den heißesten Titelanwärtern. Für den Ex-Drittligisten wird das Pokalduell im Donaustadion zu einem echten Gradmesser, was auf ihn eine Klasse tiefer zukommen kann. Angesetzt ist die Partie auf 15.30 Uhr, allerdings will die SG noch versuchen, das Spiel auf den Spätnachmittag oder gar auf den Sonntag zu verlegen. Das geht jedoch nur, wenn Ulm und der WFV mitspielen.

Aspachs Trainer Hans-Jürgen Boysen wird auf jeden Fall nichts dagegen haben, würde zwischen der gelösten Aufgabe am Mittwoch in Stuttgart und der nun anstehenden Herausforderung ein zusätzlicher Tag liegen. Schließlich stecken der Coach und sein Team gerade mal am Anfang der Vorbereitung auf die am 5. September in Pirmasens beginnende Regionalliga-Runde. Hinzu kommt, dass der Verein aus dem Fautenhau in Sachen Kaderplanung mittlerweile ein großes Stück voran gekommen, aber eben noch nicht fertig ist. Vor allem in der Offensive wollen die Schwaben noch zwei, dreimal nachlegen. Bereits nach dem 1:0 bei der Bundesliga-Reserve machte der SG-Coach kein großes Geheimnis daraus, dass ihm die harten Pokalaufgaben nicht ganz in den Kram passen, da sie derzeit eine vernünftige Vorbereitung stark erschweren. Ab schenken will der Verein noch zwei Siege entfernt vom Gewinn des WFV-Pokals und der damit verbundenen Qualifikation für den DFB-Pokal aber auch nichts.

Ex-Drittligist fährt eher als Außenseiter zum Titelverteidiger nach Ulm



Doch zunächst einmal geht es für die SG nun darum, die hohe Halbfinalhürde zu nehmen. Als Favorit fährt die Elf aus dem Fautenhau auf jeden Fall nicht zum Ex-Bundesligisten. Boysen sagte schon nach dem Sieg am Cannstatter Wasen: „Mir fällt es schwer, mit Freude auf das Spiel in Ulm zu schauen. Das ist ein anderes Kaliber.“ Eines, das sich seit Wochen in Ruhe auf die Pokalaufgabe vorbereiten konnte. Eines, das im Viertelfinale beim Oberligisten Ravensburg klar mit 5:1 gewann. Eines, das in seinen bisherigen vier Testspielen den Verbandsligisten TSV Berg mit 10:0, den bayrischen Regionalligisten FV Illertissen mit 8:0, und die baden-württembergischen Oberligisten SF Dorfmerkingen sowie Göppinger SV mit 6:2 und 2:1 bezwang.

Die Spatzen tun derzeit alles, um ihrem Anspruch auf den Aufstieg in die Dritte Liga gerecht zu werden. Und sie tun alles, um den WFV-Pokal wie im Vorjahr zu gewinnen. Dazu passen auch Verstärkungen wie der vom Zweitligisten KSC gekommene Sturmroutinier und Torjäger Anton Fink. Einer wie Tobias Rühle, in seiner Zeit in Großaspach in der Aufstiegssaison aus der Regionalliga und in der Dritten Liga immer gesetzt, muss schauen, dass er zum Zug kommt.

Inwieweit Großaspach nach gut zwei Wochen Vorbereitung bereits mithalten kann, wird sich zeigen. Fakt ist, dass bei der neuen SG-Elf in der Defensive schon viel stimmt. In Stuttgart zeigten Routiniers wie Kapitän Julian Leist sowie Kai Gehring und Sandro Sirigu, die beide einst gemeinsam für den SSV Ulm in der A-Jugend-Bundesliga am Ball waren, wie auch der vom FC Memmingen (Regionalliga Bayern) gekommene junge Linksverteidiger Darius Held eine gute Leistung. In der Mittelfeldzentrale nahm Nico Jüllich seine Chefrolle gut an, wurde Zugang Mohamed Diakite im Verlauf des Spiels sicherer und ließ Joel Gerezgiher immer wieder sein Können aufblitzen. Das gilt auch für Marvin Cuni und Jonas Meiser auf der linken und rechten offensiven Außenbahn. Selbst der in die Spitze beorderte Mittelfeldmann Andrew Owusu machte seine Sache auf ungewohnter Position ordentlich. Klar erkennbar und ebenso erwartbar war aber eben auch, dass an der Feinabstimmung noch gearbeitet werden muss. Dafür gibt es in normalen Zeiten ja Testspiele. Die fallen für Aspach aber bekanntlich aus. Die SG Sonnenhof muss die Pokalduelle nutzen, um sich das körperliche, taktische und spielerische Rüstzeug für die 42 Punktspiele in der Regionalliga zu holen.

Das zweite Ticket zum Finale nach Stuttgart geht an Pfedelbach oder Balingen

Da das Duell zwischen der SG und dem Ex-Bundesligisten aus Ulm noch zur WFV-Pokalrunde der Runde 2019/2020 zählt, gelten für die Vereine auch deren damalige Ligazugehörigkeit. Das bedeutet, dass Großaspach auch im Halbfinale auswärts ran muss, da der klassenniedrige Klub immer Heimrecht genießt. Zwar spielt Ulm künftig in einer Liga mit Aspach, doch vergangene Saison kämpften die Spatzen als Regionalligist eine Klasse unterhalb der SG um Punkte.

Der WFV-Pokalsieger ist für den DFB-Pokal qualifiziert. Er empfängt dort am zweiten September-Wochenende den Zweitligisten Erzgebirge Aue und hat für das Erreichen der ersten Runde bereits eine fixe Einnahme von 150 000 Euro sicher.

Im zweiten Halbfinale stehen sich morgen ab 15.30 Uhr der hohenlohische Landesligist TSV Pfedelbach und der in dieser Begegnung klar favorisierte Regionalligist TSG Balingen gegenüber. Pfedelbach qualifizierte sich für die Vorschlussrunde mit einem 2:0 im Viertelfinale gegen den Landesliga-Rivalen FV Löchgau. Balingen bezwang den Oberliga-Vizemeister Göppingen mit 4:2.

Das Finale steigt am Samstag, 22. August, im Stuttgarter Gazi-Stadion. Da die Partie in Konferenz mit vielen anderen Verbandspokalendspielen in Deutschland im Fernsehen übertragen wird, ist die Anstoßzeit noch unklar.

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Erstellt:
7. August 2020, 06:00 Uhr

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