Trump trifft auf Putin
Der KGB-Offizier manipuliert den Narzissten meisterhaft
Donald Trump ist Kremlchef Wladimir Putin offensichtlich nicht gewachsen. Das Scheitern des Gipfels in Alaska hat für die Ukraine mutmaßlich noch Schlimmeres verhindert.

© Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa
Russlands Präsident Putin und US-Präsident Donald Trump am Freitag in Anchorage.
Von Karl Doemens
Noch muss man über vieles rätseln, was US-Präsident Donald Trump und Kreml-Boss Wladimir Putin drei Stunden lang in Alaska besprochen haben. Die Äußerungen der beiden Politiker nach ihrer Begegnung waren äußerst vage. Doch soviel ist klar: Einen Waffenstillstand in der Ukraine hat Putin nicht angeboten. Trotzdem darf Russlands Machthaber seinen brutalen Krieg gegen das Nachbarland ungestraft fortführen. Das Wort „Sanktionen“ nahm Trump nicht einmal in den Mund.
Das sind schlechte Nachrichten für die Bevölkerung der Ukraine und alle Europäer. Und gleichwohl ist es mutmaßlich das beste Ergebnis, das diese Konstellation hervorbringen konnte. Die Bilder aus Anchorage müssen jedem Demokraten den Magen umdrehen: Da ließ der einstige Anführer der freien Welt einem mit internationalem Haftbefehl gesuchten Kriegsverbrecher buchstäblich den roten Teppich ausrollen und klatschte freudig erregt zu seiner Begrüßung.
Trump ist beunruhigend fasziniert von Putins Macht
Wenig spricht dafür, dass ein „Deal“, den der amerikanische Möchtegernautokrat mit seinem Buddy Putin hinter verschlossenen Türen ohne die Ukraine abgeschlossen hätte, die Lage des geschundenen Landes in irgendeiner Weise verbessert hätte. Schon vorher hatte Trump munter über territoriale Konzessionen spekuliert, ohne von Putin irgendwelche Sicherheiten zu verlangen, dass er sich bei nächster Gelegenheit nicht die nächste ukrainische Provinz unter den Nagel reißt.
Trump ist auf eine beunruhigende Weise von Putins scheinbar grenzenloser Macht, seiner Ruchlosigkeit und seinen Bodenschätzen fasziniert. Und der gelernte KGB-Offizier manipuliert den instabilen Narzissten meisterhaft. Noch krasser als bei dem Presseauftritt, als der Kremlherrscher den Gastgeber als „lieben Freund“ umgarnte und zur halben Zusage eines Moskau-Besuches brachte, wurde das in einem anschließenden Fernsehinterview von Trump deutlich. Da brüstete sich der US-Präsident ernsthaft, dass Putin ihn als Sieger der US-Wahl von 2020 anerkenne und ihm versichert habe, mit ihm im Amt hätte er die Ukraine nie überfallen.
Ein Staatenlenker, der sich von einem Aggressor derart plump einseifen lässt, ist ein schlechter Anwalt des Opfers. Der Gipfel zwischen Trump und Putin war deshalb von Anfang an ein gefährliches Unterfangen. Nun hat er dem angeblich größten „Dealmaker“ aller Zeiten einen Dämpfer und Putin einen unnötigen PR-Erfolg beschert. Sein Scheitern aber birgt die Chance, dass bei den weiteren Verhandlungen endlich die Betroffenen mit am Tisch sitzen. Allzu viel Unterstützung von Trump sollten sie freilich nicht erwarten. Der schob nach seinem Gipfel-Fehlschlag den Schwarzen Petzer ganz schnell weiter und erklärte, es sei nun am ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, rasch einen „Deal“ abzuschließen.