Der Sommerpalast geht wieder an den Start

Das Team des Vereins Palastkultur kehrt nach zwei Jahren Bergfestival auf den Höhen Murrhardts in den Stadtgarten zurück. Bei der Planung hieß es, sich auf alle Eventualitäten einzustellen, sodass das Programm in gewisser Weise einen Mix aus beiden Festivalformen darstellt.

Frank Fischer. Foto: Oliver Haas

© Oliver Haas Fotodesign

Frank Fischer. Foto: Oliver Haas

Von Christine Schick

Murrhardt. Im Intro des druckfrischen Programmflyers ist zu lesen: „Nach einer zwei Jahre langen Expedition durch die Murrhardter Bergwelt kehrt der Sommerpalast 2022 in seine Heimatgalaxie, den Stadtgarten, zurück.“ Hardy Wieland, bei dem die organisatorischen Fäden zusammenlaufen, erzählt, dass es in den Planungsdiskussionen zuvor erklärtes Ziel gewesen sei, genau auf dieser Homebase landen und wieder ein ganz klassisches Festival in der Stadt ausrichten zu können. Allerdings war wie für andere Veranstaltungen auch lange nicht klar, ob das in Bezug auf die Pandemielage denn auch funktionieren würde.

Insofern hieß es, mit drei Varianten zu planen. Neben dem Wunschkandidaten – Stadtgarten und Kulturveranstaltungen im großen Zelt – stand noch eine Open-Air-Alternative im städtischen Park und gastronomische Versorgung auf die Hand auf der Liste. Bei widrigen Pandemiebedingungen sollte auf die grüne Bergwiese ausgewichen werden, aber im klassischen Fünf-Tage-Veranstaltungsformat. Nach gründlichem Check stellten sich nur die erste und letzte Alternative als machbar heraus. Somit war klar, dass das Kulturprogramm auch für eine Art Intensiv-Bergfestival auf den Höhen Murrhardts funktionieren musste. „Vor diesem Hintergrund gibt es zum ersten Mal in der Geschichte des Sommerpalasts keinen Varietéabend“, sagt Hardy Wieland. Denn der setzt eine abgedunkelte Kulisse eines Zelts voraus oder die Vorstellung hätte erst sehr spät am Abend beginnen können.

Comedian Frank Fischer umzingeltvon spannenden Bands

Somit ist das Programm vergleichsweise konzertlastig. Auch eine Kabarett- und Comedyvorstellung vor einem weit verteilten Publikum auf der grünen Wiese ist für die Künstlerinnen und Künstler kein ganz einfaches Unterfangen, weil sich die Konzentration eben nicht so bündeln lässt wie bei einem klassischen Bühnensetting. Eine Ausnahme gibt es trotzdem: Weil Comedian Frank Fischer beim vergangenen Bergfestival gezeigt hat, dass er sein Publikum auch von der Picknickdecke aus abholen und fesseln kann, hat ihn das Team eingeladen. „Er hat an dem Abend einfach auch alles eingebaut, was passiert ist. Mal war das eine Hubschrauberabordnung, die über den Park Hohnenstein geflogen ist, mal ein Feuerwehralarm, der fälschlicherweise ausgelöst wurde“, erzählt Hardy Wieland. Die weiteren Tage sind Bands vorbehalten, die einen ganz eigenen Stil haben und ungewöhnliche, sehr unterschiedliche Musikgenres vorstellen.

Die vier Chiemgauer von Django 3000 haben sich der Gipsymusik verschrieben und kombinieren diese mit bayerischen Texten. Die Band eröffnet das Festival mit ihrer dialektgefärbten Balkan-Pop-Rock-Melange. Shirley Davis&The Silverbacks sind nicht nur für Soul- und Funkfans interessant. Davis, die lange in Australien gelebt hat und mittlerweile in Madrid gelandet ist, hat eine beeindruckende Stimme und die Band sorgt für einen groovigen Bläserklang.

Make A Move ist ebenfalls bläserbetont, sehr experimentierfreudig und energiegeladen unterwegs, kombiniert Funk- und Skaelemente mit Rap. Den Abschluss macht Yael Deckelbaum, die mit ihrer Combo The Mothers bereits zum zweiten Mal beim Sommerpalast zu Gast ist. Die israelisch-kanadische Songwriterin präsentiert ihre Lieder mit Intensität und Emotion. Eines ihrer zentralen Themen ist dabei ganz klar der Frieden. Als Extraevent ist DJ Frietmachine zu Besuch – an zwei Tagen vor und nach den Konzerten im Biergarten, sprich für alle Gäste. Er wird ein ganz besonderes Potpourri servieren, das Kunstinstallation, Mitspielangebot, Musik und Tanz miteinander verbindet. So viel sei zumindest verraten: Im Mittelpunkt steht die frittierte Kartoffel, die ja auch im Sommerpalast zu den kulinarischen Genüssen gehört.

Für die Jüngeren gibt es zwei Vorstellungen: Die Blindfische haben fetzige Rockmusik und groovigen Rap und witzige nachdenkliche Texte im Gepäck, verpackt in turbulente Geschichten. Außerdem kommt Liedermacher und Musikpädagoge Tom Lugo, der seine Friends mitbringt. Eine Besonderheit beim Kinderprogramm gibt es dieses Jahr, berichtet Wieland. Für kleine Leute aus geflüchteten Familien ist der Eintritt frei, genauso wie für Mädchen und Jungen, deren Familien finanziell nicht auf Rosen gebettet sind. Da sich in der Regel Kindergartengruppen und Schulklassen anmelden, setzt das Team darauf, dass die Betreuerinnen und Betreuer beziehungsweise Lehrerinnen und Lehrer das entsprechend begleiten beziehungsweise moderieren können.

Die Arbeit steht mit der Sommerpalast gGmbH auf soliden Beinen

Hardy Wieland findet, dass das Programm mit seiner Genrevielfalt punkten kann, zudem betont er, wie wichtig der Sommerpalast als soziales Miteinander ist, ob nun am Grill, beim Aufbau, Kartoffelschälen oder Schlemmen und Schwätzchen im Stadtgarten. Relativ frisch ist auch die Gründung der Sommerpalast gGmbH, mit der der Verein Palastkultur nun als alleiniger Gesellschafter und Veranstalter am Start ist – inklusive eines gewissen Stammkapitalstocks als Hintergrundsicherheit. Somit steht die Arbeit im übertragenen Sinne auf soliden Beinen, zumal der Sommerpalast dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. Einen Sommerpalast-Förderverein gibt es trotzdem noch, und er kann sich nunmehr gezielt um Wunschprojekte kümmern. So war es beispielsweise möglich, über Leader-Förderungen einige neue Ausrüstung anzuschaffen, da der Förderverein die Mitfinanzierung geleistet hat, berichtet Hardy Wieland, der nun Geschäftsführer der Sommerpalast gGmbH ist. „Der Verein steht als demokratisches Gremium hinter der gemeinnützigen Gesellschaft.“ Auch wenn es mittlerweile fast 400 Palastvereinsmitglieder sind, wünscht er sich weitere. Eher selten ist die Konstruktion, dass ein einmaliger Beitrag zur Mitgliedschaft führt. „Das entspricht eigentlich einer Spende, ist aber vorteilhaft, weil sich viele nicht mehr kontinuierlich binden wollen.“ Beim Ziel, weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, denkt er auch an die Botschaft, die damit verbunden ist. „Die Menschen zeigen ihre Solidarität zum Sommerpalast und für das Helferteam bedeutet es Wertschätzung und Rückhalt.“

Django 3000. Foto: mike@heider.pics

© mike@heider.pics

Django 3000. Foto: mike@heider.pics

Yael Deckelbaum. Foto: privat

Yael Deckelbaum. Foto: privat

Make A Move. Foto: privat

Make A Move. Foto: privat

Shirley Davis. Foto: privat

Shirley Davis. Foto: privat

Im Juli können die Sommerpalast-Fans wieder in den Stadtgarten pilgern. Archivfoto: Alexander Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Im Juli können die Sommerpalast-Fans wieder in den Stadtgarten pilgern. Archivfoto: Alexander Becher

Der Sommerpalast läuft vom 20. bis 24. Juli im Murrhardter Stadtgarten

Termine Django 3000 eröffnet den Sommerpalast am Mittwoch, 20. Juli, 20 Uhr. Frank Fischer kommt am Donnerstag, 21. Juli, 20 Uhr. Shirley Davis& The Silverbacks treten am Freitag, 22. Juli, 20 Uhr auf und Make A Move rocken das Zelt am Samstag, 23. Juli, 20 Uhr. Den Abschluss machen Yael Deckelbaum&The Mothers am Sonntag, 24. Juli, 20 Uhr. DJ Frietmachine ist am Freitag und Samstag, 22. und 23. Juli, jeweils von 18 bis 19.30 Uhr und 21.30 bis 23 Uhr zu Gast im Biergarten. Das Kinderprogramm bietet zwei Vorstellungen: Die Blindfische kommen am Donnerstag, 21. Juli, 10 Uhr ins Festzelt und Tom Lugo&Friends sind am Freitag, 22. Juli, 10 Uhr zu Gast.

Tickets Weitere Infos zu den Künstlerinnen und Künstlern gibt es auf der Homepage www.sommerpalast.de. Dort kann man auch Karten ordern.

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Erstellt:
11. Mai 2022, 06:00 Uhr

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