Kampfjets
Deutsche Eurofighter am polnischen Himmel
Deutschland unterstützt Polen bei der Überwachung des Luftraums. Das Logo auf den Kampfjets weckt negative Erinnerungen – im Fokus steht aber die gegenwärtige Lage.

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Daniel, Pilot und Oberleutnant, in Minsk Mazowiecki östlich von Warschau
Von Jens Mattern
Die beiden grauen Kampfflugzeuge starten kurz hintereinander, ziehen steil nach oben. Das Röhren der Triebwerke erfüllt die Startbahn am Waldrand und dringt durch die gelben Ohrstöpsel der Beobachter, die zusehen, wie die Maschinen drehen, im mit Wolkenschlieren durchsetzten Augusthimmel bald zu Punkten werden, bis sie ganz verschwinden.
Es ist der polnische Himmel, den die fünf Eurofighter EF–2000 Typhoon erstmals bewachen. Vom 5. August bis 3. September sind die Jets vor Ort auf dem Stützpunkt der polnischen Luftstreitkräfte in Minsk Mazowiecki östlich von Warschau. „Erweiterte Luftüberwachung“ heißt der Einsatz, begründet durch den Krieg in der Ukraine, welcher das Militär des Nachbarlands Polen unter Daueranspannung setzt. „Die Piloten und die Techniker sind in einer Bereitschaft und wenn der Befehl hereinkommt, dauert es 15 Minuten, bis die Bremsen gelöst werden“, sagt Holger Neumann, Inspekteur der Luftwaffe. Die Bewaffnung ist dabei einsatzfähig: „Eine Bordkanone, zwei Lenkflugkörper für kürzere Reichweite, zwei für mittlere“, wie der Generalleutnant erläutert.
Kampfjets zeigen Präsenz
Der deutsche Offizier und sein polnischer Kollege General Ireniusz Nowak, beide im Piloten-Overall, sind gemeinsam vor Ort, um Einheit an der Ostflanke der Nato zu beschwören. Im Hintergrund sieht man „Kavernen“ – mit Gras und Büschen bedeckte und somit getarnte Bunker, aus denen die spitzen „Nasen“ der Flugzeuge herausschauen. Auf dem weitläufigen Platz steht ein weiteres Exemplar zur Präsentation. Auf einer Seite prangt das Eiserne Kreuz – das Logo der Bundeswehr und in Polen auch mit dem Dritten Reich assoziiert. Wenn dies auch einige Rechte in Polen anders sehen – die Gegenwart zählt hier, nicht die Vergangenheit. „Flügel an Flügel“ sei man gemeinsam unterwegs, so der Deutsche. Das Nachbarland würde „signifikante Präsenz und Stärke demonstrieren“.
Der Pole bedankte sich für die Unterstützung des Nato-Partners und hofft auf einen Ausbau der Kooperation. „Die polnischen Luftstreitkräfte tragen die Last der Verantwortung, für die Luftsicherheit zu sorgen“, sagt Nowak.
Denn immer wenn es in der westlichen Ukraine zu Beschuss kommt, steigen an der Weichsel Kampfflugzeuge auf, um eine Attacke abwehren zu können und um Präsenz zu zeigen. Dies schultert Polen nicht mehr allein. So drängten bereits im April schwedische Piloten mit ihren Saab JAS-39C/D Gripen ein russisches Flugzeug ab, das sich Polen genähert hatte. Acht dieser Jets sind weiterhin auf dem nordpolnischen Militärflughafen bei Marienburg (Malbork) vor Ort. Auch die Briten waren an diesem Standort bis Ende Juli mit Eurofightern zugegen.
Kampfdrohne landete 160 Kilometer vom Militärflughafen entfernt
Deutschlands Luftwaffe ist zudem mittels Patriot-Raketen nahe dem ostpolnischen Ort Rzeszow präsent, wo die Drehscheibe für die militärische wie humanitäre Versorgung der Ukraine liegt. Allein in Minsk Mazowiecki sind 150 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Daniel, ein Pilot und Oberstleutnant, berichtet über die Übungsflüge, über die Vorteile des Flugzeugs, das herausragende Triebwerk, die große Wendigkeit, im Gegensatz zu anderen Kampfjets ist der Eurofighter vornehmlich aus Kunststoff gebaut. Im Ernstfall würden die deutschen Piloten versuchen, ein russisches Flugzeug abzudrängen, aber auch das Szenario eines Abschusses sei möglich.
Dass die Lage in Polen ernst ist, zeigt auch eines der jüngsten Vorkommnisse. Eine russische Kampfdrohne landete 160 Kilometer von dem Militärflughafen entfernt in einem Maisfeld. Die Drohne vom Typ „Shahed“, in Russland massenhaft billig produziert und gegen die Ukraine eingesetzt, hinterließ einen sechs Meter breiten Krater – und viele offene Fragen.