Tour de France

"Sehr hart": Van der Poel verpasst Coup - Bauhaus Siebter

Kurz nach dem Start macht sich van der Poel mit einem Kollegen auf die Flucht. Der spektakuläre Versuch misslingt nur knapp. Nach dem Massensprint wird Bauhaus Siebter. Es ist eine besondere Etappe.

Die Radprofis im Massensprint auf der neunten Etappe.

© Thibault Camus/AP/dpa

Die Radprofis im Massensprint auf der neunten Etappe.

Von Felix Schröder und Stefan Tabeling, dpa

Châteauroux - Mathieu van der Poel schaute betreten zu Boden und rang um Luft. Und doch konnte sich der niederländische Ex-Weltmeister ein leichtes Lächeln nach seinem spektakulären Ausreißmanöver bei der 112. Tour de France über etwa 170 Kilometer nicht verkneifen. 

Doch sein mutiger Versuch mit Kollege Jonas Rickaert scheiterte denkbar knapp bei der laut den Organisatoren zweitschnellsten Tour-Etappe aller Zeiten. Van der Poel wurde alleine, nachdem sich Rickaert zurückfallen lassen hatte, erst knapp einen Kilometer vor dem Ziel eingeholt. 

"Es ist sehr hart, das nicht bis zum Ende durchbringen zu können", sagte der zweimalige Tour-Etappensieger van der Poel. "Ich habe mit Jonas diskutiert, ob wir das machen wollen", fügte er hinzu. Die Fluchtgruppe sei von Beginn an der Plan gewesen. 

Direkt nach dem Start machte sich das Duo auf und verfolgte den mutigen Plan. Van der Poel hatte zuletzt die zweite Etappe gewonnen und sich ein kleines Duell mit Titelverteidiger Tadej Pogacar um das Gelbe Trikot geliefert - das trägt der slowenische Ausnahmefahrer aber weiter. 

Phil Bauhaus belegte als bester Deutscher Rang sieben. Der Sprinter, der weiter auf seinen ersten Etappensieg bei der Tour wartet, hatte kein Mitleid mit dem Niederländer van der Poel. "Das hat er sich ja selbst ausgesucht, er hätte ja nicht attackieren müssen", sagte der gebürtige Bocholter. "Ist für mich in Ordnung", sagte er über seine Platzierung. Auf der dritten Etappe hatte er Platz drei belegt.

Zweitschnellste Tour-Etappe aller Zeiten

Der 30 Jahre alte van der Poel, der auch für das hektische Rennen sorgte, wurde erst im Endspurt gestellt und musste erleben, wie der belgische Europameister Tim Merlier seinen zweiten Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt feierte. 

Der italienische Radprofi Jonathan Milan verfehlte als Zweitplatzierter seinen nächsten Erfolg nach dem Sieg am Vortag. Auf der neunten Etappe wurde Merliers Landsmann Arnaud de Lie nach den 174,1 Kilometern zwischen Chino und Châteauroux Dritter. Für van der Poel reichte es am Ende nur zu Rang 68.

Laut den Organisatoren der ASO ging die Etappe als zweitschnellste überhaupt in die Tour-Geschichte ein. Die Fahrer erreichten auch durch die Rennsituation um van der Poel an der Spitze und Rückenwind eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 50,01 Stundenkilometern - nur 1999 war die vierte Etappe zwischen Laval und Blois mit 50,36 demnach schneller. Die ASO bestätigte dies auf dpa-Anfrage.

"Ich bin doch jedes Jahr erschrocken, wie schnell das hier ist", sagte Bauhaus. Der dreimalige Tour-Sieger Pogacar sagte: "Ich habe die Statistik nicht nachgeschaut, aber es fühlte sich sehr schnell an."

Pogacar weiter an der Spitze

In der Gesamtwertung änderte sich nichts. Gelb-Träger Pogacar steht weiter an der Spitze des Klassements mit einem Vorsprung von 54 Sekunden auf den belgischen Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel und 1:11 Minuten auf den Franzosen Kevin Vauquelin.

Der deutsche Hoffnungsträger Florian Lipowitz belegt den achten Rang gut drei Minuten hinter dem slowenischen Ausnahmefahrer Pogacar, der nun auf seinen Edel-Helfer Joao Almeida verzichten muss. Der Portugiese stieg wegen der Folgen eines Sturzes samt Rippenbruchs vom Rad. "Es sind noch zwei Wochen zu gehen. Einen Fahrer zu verlieren, ist ein kleiner Nachteil für uns. Ich bin aber weiter sehr selbstbewusst", sagte Pogacar. 

Zimmermann stürzt heftig

Auch den deutschen Straßenrad-Meister Georg Zimmermann erwischte es heftig. Der Augsburger stürzte etwa 117 Kilometer vor dem Ziel schwer, zog sich dabei Schürfwunden am Unterarm und Oberschenkel zu, wie TV-Bilder zeigten. Nach einer kurzen Untersuchung durch den Rennarzt stieg Zimmermann zunächst wieder auf das Rad und wurde daraufhin noch bei laufender Fahrt am medizinischen Begleitfahrzeug versorgt. 

Zimmermann hielt sich wacker, kam wieder ins Feld und fiel auch wieder ab. 44 Kilometer vor dem Etappenfinale war er dann wieder im Hauptfeld. Sein Team titelte bei der Plattform "X": "Der Held des Tages."

Kletterpartie am Nationalfeiertag

Am Nationalfeiertag bieten die Tour-Organisatoren den Radsport-Fans eine erste anspruchsvolle Klettershow im Zentralmassiv. 4450 Höhenmeter stehen bevor. Unter anderem sieben Anstiege der zweiten Kategorie stehen auf dem Programm. Nie zuvor hatte es an einem Tag so viele Anstiege dieser mittelschweren Kategorie gegeben.

Zu Ehren des ehemaligen Sprinters Mark Cavendish: Der Ankunftsort der 9. Tour-Etappe trägt vorübergehend den Beinamen "Cavendish City".

© Felix Schröder/dpa

Zu Ehren des ehemaligen Sprinters Mark Cavendish: Der Ankunftsort der 9. Tour-Etappe trägt vorübergehend den Beinamen "Cavendish City".

Zum Artikel

Erstellt:
13. Juli 2025, 15:20 Uhr
Aktualisiert:
13. Juli 2025, 18:22 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!