Die Backnang Wolverines erhöhen die Aussichten auf Erfolgserlebnisse

Freiwillig starten die American Footballer in der neuen Saison in der Kreis- statt in der Bezirksliga. Zwei Etagen tiefer also, doch dahinter steckt ein Kalkül: Die vielen jungen Spieler sowie Neu- und Quereinsteiger sollen Selbstvertrauen tanken und nicht die Lust verlieren.

Trotz des widrigen Wetters zeigen die Footballer der Backnang Wolverines im Training vollen Einsatz. Das gefällt Defensive Coordinator Martin Häuser, Offensive Line Coach Oliver Jauß und Offensive Coordinator Jan Kneiser (hinten von links). Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Trotz des widrigen Wetters zeigen die Footballer der Backnang Wolverines im Training vollen Einsatz. Das gefällt Defensive Coordinator Martin Häuser, Offensive Line Coach Oliver Jauß und Offensive Coordinator Jan Kneiser (hinten von links). Foto: Tobias Sellmaier

Von Steffen Grün

„Unser Kader hat in der Bezirksliga gerade noch gereicht und wir haben den Klassenverbleib gerade so geschafft“, blickt Martin Häuser auf die vergangene Saison zurück. Darauf, eine solche Gratwanderung ein weiteres Mal mitzumachen, hatte der erfahrene Spieler, altgediente Funktionär und neue Trainer so wenig Lust wie seine Mitstreiter. Davon wäre aber auszugehen gewesen, denn „das Gros der Spieler ist noch nicht so weit und wir wollen sie nicht überfordern“. Deshalb wurde wie bereits 2021 die Entscheidung gefällt, den freiwilligen Rückzug in die Kreisliga anzutreten. Vor drei Jahren war die Landesliga der Ausgangspunkt und nun die Bezirksliga, doch damals wie heute ging es gleich zwei Klassen runter, weil mittlerweile die Kreisoberliga dazwischenliegt.

„Wir hoffen, diese Spirale durchbrechen zu können“, sagt Martin Häuser und meint die vielen Negativerlebnisse, die es im Anschluss an den sofortigen Wiederaufstieg in den vergangenen zwei Bezirksliga-Spielzeiten gegeben hatte. Das bescheidene Ziel sei es, mehr Siege als Niederlagen einzufahren, vom Sprung in die Kreisoberliga ist nicht die Rede. Eine Vorgabe des Trainers, die der neue Vorsitzende teilt. „Vielleicht war es im Nachhinein zu früh, gleich wieder aufzusteigen“, blickt der erst kürzlich gewählte Matti Burkhardt auf 2021 zurück. Dieses Mal geht es zunächst darum, möglichst den kompletten und in den vergangenen Monaten von etwa 30 auf rund 45 Spieler gewachsenen Kader bei Laune zu halten. „Jeder soll eine gewisse Spielzeit bekommen, um sich weiterzuentwickeln und als Teil des Teams zu fühlen“, kündigt Martin Häuser an. Ihm ist es im Vergleich zum angestrebten Aufwärtstrend bei den Ergebnissen nämlich fast noch wichtiger, als Mannschaft zu wachsen, denn der Umbruch schreitet schrittweise voran.

Martin Häuser und Jan Kneiser lösen Fabian Lieb und Dennis Rieger ab

Mit den beiden bisherigen Spielertrainern Fabian Lieb und Dennis Rieger, die aus zeitlichen Gründen nach drei Runden aufgehört haben, geht den Wolverines auch viel Routine auf dem Platz verloren. Martin Häuser, der als Defensive Coordinator gemeinsam mit Offensive Coordinator Jan Kneiser das Erbe angetreten hat, zählt mit dem erreichten Schwabenalter zu den Jungs mit Ende 30 oder Anfang 40, „die keine zehn Jahre mehr dabei sind“, wie er lachend sagt. Dasselbe gelte für Wolfram Lederer oder Georg Gut, „die alte Garde dankt langsam ab“.

Umso bedeutsamer ist es, immer wieder neue Kräfte für American Football zu begeistern. Die Wolverines bitten regelmäßig zum Probetraining, in den vergangenen Monaten gleich dreimal: Mitte Oktober in den Etzwiesen, Anfang November und am vergangenen Mittwoch in der Katharinenplaisirhalle. Etwa 25 bis 30 Neu- und Quereinsteiger wurden insgesamt gesichtet und laut Martin Häuser sind nach den ersten beiden Terminen „einige Jungs hängen geblieben“. Das ist auch nach dem jüngsten Tryout die Hoffnung, obwohl es die schwächste Beteiligung hatte – trotz des bevorstehenden Super Bowls in der Nacht auf Montag, der das Interesse mit dem Duell zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers sowie der spektakulären Halbzeitshow auch hierzulande wieder in besonderer Weise auf die Sportart lenkt. Eine Handvoll Jungs zwischen 17 und 30 Jahren war da, „wenn davon zwei oder drei in unser nächstes Training kommen, wäre das klasse“. Der Wolverines-Coach betont, dass dafür auch im Nachgang der Kontakt gehalten wird, zum Beispiel per WhatsApp. Manche, die bei den Footballern einmal reinschnuppern wollen, werden auch durch die regen Social-Media- Aktivitäten des Vereins angelockt.

Ein paar schwere Jungs fehlen den Wolverines noch

„Wir sind sehr offen und die Neulinge werden schnell eingebunden“, verspricht Martin Häuser. Das Material, das fürs Training benötigt wird, ist vorhanden – vor allem der Helm, der Schulter- und der Mundschutz. Für die im April beginnende Saison (siehe Infotext) ist der Trainer zuversichtlich, dass die Personalsituation bis dahin gut bleibt. Einzige Ausnahme: „Uns fehlen noch ein paar schwere Jungs, so ab 100 Kilogramm aufwärts. Umso mehr man hat, umso besser.“ Deren Dienste sind in der Offensive und Defensive Line gefragt und unabdingbar für ein funktionierendes Spiel. Doch selbst wenn kurzfristig noch welche gefunden werden sollten, wird der Aufstieg nicht zum Thema. Aus den bereits genannten Gründen und weil es selbst in der Kreisliga Konkurrenten wie die Riedlingen Storks gibt, die angeblich schon drei Kanadier mit Erfahrung im High-School- oder College-Football geholt haben. „Das ist für uns keine Option“, versichert Martin Häuser. „Da kann man 1000 Dinge vorher machen.“ Wie etwa Tryouts und Jugendarbeit – auch mit solchen Mitteln soll es irgendwann wieder etwas nach oben gehen. „Wir sind auf langfristige Sicht kein Kreisligist“, meint Matti Burkhardt, „aber vielleicht auch kein Oberligist.“ Dort waren die Wolverines 2018 letztmals beheimatet, von den zwei Jahren in der Zweiten Bundesliga Anfang der 1990er ganz zu schweigen. Die Konkurrenz in der Region ist groß, aber die Landesliga könnte zu Backnang vielleicht passen.

Saisonstart im April, Super-Bowl-Event in der Nacht auf Montag

Kreisliga Sechs Teams sind am Start, neben den Backnang Wolverines sind dies die Riedlingen Storks, die Heilbronn Salt Miners, die Leonberg Alligators II, die Hellenstein Rascals und die Nordbaden Dukes. Los geht es für die Wolverines am 14. April in Riedlingen. Derselbe Gegner wird am 27. April im Karl-Euerle-Stadion erwartet. Die weiteren Heimspiele steigen dann am 18. Mai sowie am 8. und am 29. Juni.

Probetraining Auch für den Nachwuchs im Alter von 9 bis 15 Jahren ist wieder ein Tryout im Flag Football geplant. Die Wolverines bitten am Mittwoch, 21. Februar, um 17.30 Uhr in die Katharinenplaisirhalle. Backnangs Flag-Football-Team bereitet sich mit Headcoach Christos Chatziskostas und Defensive Coordinator Michael Müller auf die Freiluftsaison vor.

Superbowl Die Experten der Wolverines verfolgen das Spektakel in Las Vegas in der Nacht von morgen auf Montag mit anderen Interessierten in der Music Bar und Lounge das Wohnzimmer im Biegel. Los geht’s um 21 Uhr, Spielbeginn ist um 0.30 Uhr.

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Erstellt:
10. Februar 2024, 06:00 Uhr

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