Die Breisgau-Bredouille

Der VfB Stuttgart tritt am nächsten Bundesliga-Spieltag beim Tabellenletzten an – was lief vor dem Landesduell schief in Freiburg?

Von Marco Seliger

Freiburg - Womöglich ist das nächste Spiel aus Sicht des SC Freiburg ja genau das richtige. Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, das prestigeträchtige Landesduell Baden gegen Württemberg samt knisternder Atmosphäre – da lassen sich die Dinge doch wunderbar geradebiegen. Sportlich und emotional.

Zurechtzurücken gibt es vor der Partie gegen den VfB (Samstag, 13. September um 15.30 Uhr) einiges beim SC, der nach den ersten beiden Spieltagen vom Tabellenende grüßt. Letzter mit null Punkten und 2:7 Toren: wer hätte das gedacht angesichts des machbar scheinenden Auftaktprogramms gegen den FC Augsburg und beim 1. FC Köln. Doch dann setzte es ein 1:3 daheim gegen den FCA und ein 1:4 beim FC.

Nachdem die Heimniederlage gegen Augsburg angesichts einer klaren Dominanz und vieler (vergebener) Großchancen mit etwas Wohlwollen noch als Betriebsunfall angesehen werden konnte, ging es nach der Pleite von Köln ans Eingemachte. Denn was die SC-Profis beim Aufsteiger auf den Platz brachten, glich einem Offenbarungseid. Vorne wie hinten. „Wir müssen hart zu uns selbst sein und können das nicht so stehen lassen“, sagte Torhüter Noah Atubolu: „So wie wir aktuell den SC Freiburg repräsentieren – das sind nicht wir. Das ist nicht das, was wir letzte Saison gezeigt haben.“

Da schaffte es der Sport-Club ja fast bis in die Champions League und wurde am Ende Fünfter. In Köln spielte das Team von Julian Schuster, der vor ein paar Wochen zu Deutschlands Trainer des Jahres gekürt wurde, jetzt plötzlich wie ein Absteiger. Und Schuster, der seit 2008 in Freiburg ist und im Jahr eins nach Christian Streich einen tollen Start als neuer Chefcoach hingelegt hatte, wusste nach dem 1:4 in der Domstadt genau, wo die Problemfelder liegen. „Es war in Freiburg immer unsere Basis, unsere Grundlage, gut zu verteidigen – es ist vielleicht eines der wenigen positiven Dinge, dass wir jetzt richtig eins auf die Mütze bekommen haben und uns klar aufgezeigt wurde, dass wir uns daran wieder zu orientieren haben.“

Es sei der klare Auftrag für die nächsten zwei Wochen, so Schuster weiter, „dass wir uns da wieder die Sicherheit holen und eine Grundlage schaffen, um Spiele wieder für uns entscheiden zu können.“ Am besten schon gegen den VfB – gegen den sich aber vieles ändern muss aus Freiburger Sicht. Denn ohne die Grundlagen wie Zweikampfführung, Aggressivität, Disziplin und Wachheit kann der SC nicht erfolgreich sein. Das betonen Spieler wie Verantwortliche seit Jahren mantraartig.

Kapitän Christian Günter sprach die Dinge an. „Die Tore, die wir kriegen, sind zu einfach, das darf uns nicht passieren – aber es ist passiert“, sagte das SC-Urgestein und meinte mit Blick auf drei Freiburger Top-Sechs-Platzierungen in den vergangenen vier Bundesliga-Saisons noch: „Wir waren die letzten Jahre verwöhnt, jetzt haben wir zweimal auf die Fresse gekriegt, jetzt müssen wir schauen, dass wir da gemeinsam rauskommen.“

Bei diesem Vorhaben ist auch der Trainer gefordert – der es in der vergangenen Runde schon geschafft hat, sein Team aus einer schwierigen Phase herauszuführen. Rund um den Jahreswechsel 2024/25 hatte der SC bei Bayer Leverkusen (1:5), Eintracht Frankfurt (1:4) und dem VfB (0:4) deftige Niederlagen kassiert. Nach deutlich verbesserter Leistung gegen den FC Bayern (1:2) gab es dann in sechs Partien kein einziges Gegentor und vier Siege. Das Problem mit Blick auf die aktuelle missliche Lage: In der vergangenen Saison hagelte es Klatschen nur gegen die Top-Teams – jetzt gegen Augsburg und Köln. Nun soll gegen den VfB alles besser werden.

Dass dabei in Ritsu Doan der Unterschiedsspieler der vergangenen Saison nicht mehr mithelfen kann und nun bei Eintracht Frankfurt durchstartet, schmerzt die Beteiligten im Breisgau – zumal der neue japanische Zehner Yuito Suzuki noch nicht überzeugte und in Eren Dinkci ein weiterer Offensivmann einen extrem schwachen Saisonstart hinlegte.

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Erstellt:
7. September 2025, 23:14 Uhr
Aktualisiert:
7. September 2025, 23:57 Uhr

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