Personalfragen
Die Frau, der sie in der SPD alles zutrauen: Bärbel Bas
Am Montag soll SPD-Chef Lars Klingbeil das Personaltableau der SPD vorstellen. Eine Frau wird für viele Jobs gehandelt: Bärbel Bas. Wer ist sie?

© TOBIAS SCHWARZ/AFP
Welchen Job übernimmt künftig Bärbel Bas?
Von Tobias Peter
Es gibt ein Selfie von Hubertus Heil und Bärbel Bas vom Tag der Vorstellung des Koalitionsvertrags. Beide lächeln. Heil hat dazu noch eine scherzhafte Bemerkung zu den vielen Listen geschrieben, die schon damals kursierten, welcher Politiker welches Ministerium übernehmen könnte. Es war ein Zeichen: Hier schätzen sich zwei, auch wenn sie für denselben Job gehandelt werden.
Heil hat mittlerweile gesagt: Er ist gern Arbeitsminister – er geht aber davon aus, es ab nächster Woche nicht mehr zu sein. Der Grund: Mit dem künftigen Finanzminister Lars Klingbeil und Verteidigungsminister Boris Pistorius schickt die niedersächsische SPD bereits zwei Vertreter ins Kabinett. Damit rückt Bärbel Bas, Abgeordnete aus Duisburg und bis vor kurzem Bundestagspräsidentin, noch stärker ins Blickfeld.
Im Ruhrpott weiß man sich durchzusetzen
Am Montag wird Klingbeil, SPD-Chef und kommender Vize-Kanzler, das Personaltableau der Partei vorstellen. Die meisten in der SPD gehen davon aus, dass Bas Arbeitsministerin wird. Wenn es doch anders kommen sollte, müsste es damit zu tun haben, dass Bas immer wieder auch als gute Kandidatin für weitere Jobs genannt wurde.
Könnte Bas zum Beispiel, als Nachfolgerin von Esken, Co-Parteichefin von Lars Klingbeil werden? Ginge das vielleicht sogar in Kombination mit dem Ministerjob? Was ist mit der Position des oder der künftigen Fraktionschefs oder -chefin? Selbst als mögliche SPD-Spitzenkandidatin für die nächste Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen wurde sie schon genannt. Die ist aber erst im Jahr 2027. Und der Job, gegen den beliebten CDU-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst anzutreten, ist höchst unattraktiv.
Bas dürfte in den kommenden Jahren also eine wichtige Rolle im politischen Berlin spielen. Der Grund dafür, dass die 56-Jährige auf allen möglichen Listen für alle möglichen Jobs auftaucht, ist ein dreifacher. Erstens hat Bas als Bundestagspräsidentin einen guten Job gemacht. Die Frau aus dem Ruhrpott weiß sich – auch dann, wenn es mal härter zugeht – durchzusetzen. Sie hat pöbelnde AfD-Abgeordnete souverän in die Schranken verwiesen. Die Sozialdemokratin hat aber auch Bundeskanzler Olaf Scholz zurechtgestutzt, wenn er in der Regierungsbefragung seine Zeit mit länglichen Schachtelsätzen überzog. Und das kam häufig vor.
Als Bundestagspräsidentin warb Bas dafür, den Kompromiss in der Demokratie wertzuschätzen. Dabei sparte sie auch nicht mit Kritik an der SPD-geführten Ampel-Koalition. „Unser Parteiensystem darf nicht zerbröseln“, sagte sie. „Wenn alle Parteien zunehmend nur auf ihren Markenkern pochen, dann wird es schwierig mit guten Lösungen.“
Der zweite Grund, der für Bas spricht, ist, dass sie aus dem nordrhein-westfälischen Landesverband stammt. Dieser hat seinen ruhmreichen Zeiten zwar hinter sich, ist aber in der kleiner gewordenen SPD immer noch groß und wichtig.
Drittens sticht Bas durch eine klassische SPD-Aufsteigerbiografie hervor, wie sie aber längst die wenigsten Parlamentarier der Partei haben. Ihre Schulzeit hat sie mit einem erweiterten Hauptschulabschluss, also der Fachoberschulreife beendet. An der Berufsfachschule erlernte sie unter anderem das Schweißen. Bas machte erst eine Ausbildung zur Bürogehilfin, dann zur Sozialversicherungsfachangestellten. Sie bildete sich fort zur Ökonomin für Personalmanagement.
In der Schule hat sie Schweißen gelernt
In den Bundestag zog Bas, die sich vorher kommunalpolitisch engagiert hat, erstmals im Jahr 2009 ein. Auch dort stieg sie schnell auf und war von 2013 bis 2019 eine der Parlamentarischen Geschäftsführerinnen in der Fraktion. Als sie Fraktionsvize für die Themen Gesundheit und Bildung wurde, hatte sie es nicht immer leicht. Denn als die Corona-Pandemie begann, war in der Öffentlichkeit nicht sie als Gesprächspartnerin aus der SPD gefragt, sondern der Epidemiologe und spätere Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Doch auch das ertrug Bas souverän.
Bas ist Witwe, ihr Mann starb im Jahr 2020. Im Interview mit dem „Tagesspiegel“ hielt sie sich zu ihren Ambitionen bedeckt. „Am Ende entscheide ich selbst über mein Leben“, sagte sie.