Die Gemeinschaft steht im Zentrum

Jose Antony betreut künftig als Pfarrer Seelsorgeeinheit Oberes Murrtal – Inder vereint Ordenserfahrung mit ökumenischen Anliegen

Jose Antony ist der künftige Pfarrer der katholischen Seelsorgeeinheit Oberes Murrtal. Seine Einsetzung wird am Sonntag, 20. Oktober, in St. Maria, Murrhardt, gefeiert. Der 45-jährige Inder freut sich auf die neue Herausforderung und will auch gar nicht im Vorhinein festlegen, was er wie angehen möchte. An erster Stelle steht für ihn, Gemeinde, Menschen, Gruppen und Einzelne kennenzulernen und dann zu überlegen, wie er sie unterstützen kann.

Pater Jose Antony kannte Murrhardt zuvor nicht, hat sich im Juli aber schon mal beim Sommerpalast umgeschaut und ist von der modernen Architektur der katholischen Kirche St. Maria sehr angetan. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Pater Jose Antony kannte Murrhardt zuvor nicht, hat sich im Juli aber schon mal beim Sommerpalast umgeschaut und ist von der modernen Architektur der katholischen Kirche St. Maria sehr angetan. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT/SULZBACH AN DER MURR. Für ihn ist es die erste Pfarrstelle nach seiner Zeit als Pfarrvikar in Bopfingen im Ostalbkreis – ein neues Stück Weg. Er wollte nun einfach den nächsten Schritt wagen, nach dem Motto „wer Mut zeigt, macht Mut“, erzählt er. Davor hat er bereits eine im wahrsten Sinne des Wortes weite Strecke zurückgelegt. Jose Antony ist in Cannanore im südindischen Bundesstaat Kerala aufgewachsen.

Als jüngster der insgesamt neun Geschwister drückte er zunächst die Schulbank und machte sein Abitur. Durch einen Freund kam er in Kontakt mit dem Thema Kloster und geistliches Leben. „Ich habe mich dann entschieden, ins Kloster einzutreten“, sagt er. Es ist der Prämonstratenserorden, dem er sich anschließt. Am Anfang stand die Zeit als Novize im Heimatkloster, etwa 40 Kilometer vom Wohnort der Familie entfernt. Jose Antony hatte auch die Möglichkeit, die Arbeit auf verschiedenen Sozialstationen kennenzulernen. Er schloss seinen Bachelor in Philosophie und Theologie ab, bevor er im Jahr 2001 die Priesterweihe in Kerala erhielt.

Jose Antony macht deutlich, wie sehr er die Arbeit des Ordens schätzt, zu der er auch seinen Beitrag leisten konnte – im pastoralen Dienst, bei koordinatorischen Aufgaben für Schulen oder in Sozialstationen. Im Lebenslauf ist dazu unter dem Punkt „weitere Kenntnisse“ notiert: Erfahrung mit Notleidenden, Straßenkindern und Fischern. Auch war er im Rahmen seiner Vikars- und Pfarrerausbildung im pastoralen Dienst auf den Philippinen tätig. Während der insgesamt rund sieben Jahre begleitete Pater Jose Antony O’Praem – so der offizielle Titel, wobei Pater auf die Zugehörigkeit zum Orden verweist und O’Praem das Ordenskürzel darstellt – drei verschiedene Gemeinden.

Vor rund zehn Jahren stand dann ein nächster weitreichender Entschluss an. Aufgrund bestehender Verbindungen des Ordens zu anderen Standorten in Europa eröffnete ihm sein Kloster das Angebot, nach Deutschland zu gehen. Jose Antony gibt zu: „Die Entscheidung ist mir nicht ganz einfach gefallen.“ Er war in Indien verwurzelt, die Sprache und auch das Klima waren ihm fremd. Nach abwägenden Gesprächen wagte er den Schritt und kam Mitte November 2010 in seiner künftigen Seelsorgeeinheit Ergenzingen-Baisingen an, die als Stadtteile zu Rottenburg gehören. „Es hat geschneit, ich habe meinen ersten Schnee erlebt!“, erzählt er, und dass sich sein Körper erst mal auf die kühlen Temperaturen einstellen musste. Die Ausbildung ging weiter, auf das Vikariat folgte die zweite Dienstprüfung und die Anstellung als Pfarrvikar in Bopfingen.

Pater Jose Antony musste sich erst an den deutschen Winter gewöhnen

Neben Freunden und Bekannten, die er in seiner neuen Wahlheimat findet, ist die Verbindung zum Orden immer noch wichtig. Mit den 17 Mitbrüdern, die wie er aus Kerala nach Deutschland kamen, trifft er sich regelmäßig, um sich auszutauschen und auch deren Arbeit vor Ort kennenzulernen. Bei der Frage, wo er seine erste Pfarrstelle antreten könnte, fiel die Wahl schließlich auf Murrhardt. „Es gab Gespräche in der Diözese und wurde mir Murrhardt vorgeschlagen.“ Für Pater Jose Antony war zumindest klar, dass er gerne in einer auch ländlich geprägten Gemeinde tätig werden möchte. „Ich kenne städtisches Leben, bin selbst in einem Dorf aufgewachsen, und ich glaube, die Verbindungen zwischen den Menschen sind dort doch noch etwas enger“, sagt er. Zur Seelsorgeeinheit Oberes Murrtal gehören die kirchlichen Standorte Murrhardt (St. Maria) und Sulzbach an der Murr (St. Paulus), neben den Mitgliedern dort begleitet sie zudem Katholiken in Spiegelberg und Großerlach.

Jose Antony geht zum Fenster seines Besprechungszimmers und schaut über die Straße zur Kirche St. Maria. Der Baustil des modernen Gotteshauses gefällt ihm sehr, „er ist wirklich besonders“. Der 45-Jährige möchte sich für die ökumenische Zusammenarbeit in seinem Wirkungsgebiet einsetzen, beide Punkte verbinden ihn mit seinem Vorgänger Pfarrer Andreas Krause. Pater Jose Antony erinnert daran, dass Indien ein ökumenisches Land durch und durch sei, in dem Hindus, Moslems und Christen zusammenleben.

Sein erster Eindruck der Pfarrgemeinden ist gut. Es gebe viele Gruppen, das sei wichtig für ein lebendiges Miteinander. „Ich will mich erst mal umschauen, die Menschen kennenlernen, sehen, was sie brauchen könnten“, sagt der 45-Jährige. Einerseits habe er als Pfarrer mehr Verantwortung, andererseits wolle er den Menschen auf Augenhöhe begegnen und sei nun einfach neugierig, wie vermutlich auch die Gemeindemitglieder. Erfahren habe er schon, dass es in Murrhardt sehr viele Pflegeheime gebe, bei denen die Begleitung älterer Menschen ein Thema sei.

Im Gespräch mit Jose Antony wird auch deutlich: Er setzt auf die Gemeinschaft. Natürlich ist dies bei ihm auch durch das Ordensleben geprägt, aber er merkt an, dass wir im Alltag so gut wie nie völlig individualisiert, losgelöst vom anderen, unterwegs sind. „Überall ist Gemeinschaft, wir sind auf die anderen angewiesen, miteinander wird es einfacher.“

Info
Amtseinführung

Pater Jose Antony wird am Sonntag, 20. Oktober, um 16.30 Uhr in der katholischen Kirche St. Maria in Murrhardt in sein Amt als Pfarrer für die Seelsorgeeinheit Oberes Murrtal eingesetzt. Dies übernimmt der stellvertretende Dekan Jens Brodbeck. Nach dem Gottesdienst schließen sich Grußworte und Beiträge sowie ein gemütliches Beisammensein im Gemeindezentrum an.

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Erstellt:
14. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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