Die Kamera hat sie immer dabei

Inge Baur fotografiert leidenschaftlich gern und ist, so oft sie kann, im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald unterwegs. Das Bild eines Rotmilans überzeugt die Jury beim Wettbewerb Vogelfotografie des Verbands Deutscher Naturparke: Es ist unter den Siegerfotografien.

Den Juroren gefallen die Dynamik und die feinen Details des Rotmilans, die bei der Aufnahme zur Geltung kommen. Foto: Inge Baur

Den Juroren gefallen die Dynamik und die feinen Details des Rotmilans, die bei der Aufnahme zur Geltung kommen. Foto: Inge Baur

Von Christine Schick

Murrhardt/Mainhardt. Eine spezielle Lieblingsgegend im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald hat Inge Baur nicht. „Ich finde, jede Ecke hat etwas, auch Murrhardt hat etwas Besonderes“, sagt die Mainhardterin. Seit 2010 konzentriert sie sich beim Fotografieren ganz auf Pflanzen und Tiere. Das wiederum bedeutet, dass sie sich nach und nach das jeweilige Fleckchen Erde erarbeitet. Nicht alle Pflanzen lassen sich gleich erfassen und „wenn die Tiere etwas merken, sind sie natürlich sofort weg“, erzählt sie. „Im Grunde muss ich vorher da sein und mich dann auf die Lauer legen.“

So kann es nötig werden, dass sie bei ganz scheuen Modellen zu einem Tarnzelt greift oder sich einen Unterschlupf aus Zweigen, Ästen und Laub baut, um da eine noch bessere Deckung zu haben. Auch bei dem Rotmilan, dessen Bild sie beim Sonderwettbewerb „Vogelfotografie“ des Verbands Deutscher Naturparke 2022 eingereicht hat, hat es seine Zeit gedauert, bis sie ihn so lebendig und dynamisch im Flug einfangen konnte, wie sie ihn erlebt hat. Die Bedingungen müssen stimmen, sie darf nicht zu früh für das Tier sichtbar werden. Nicht von Nachteil war, dass sie es in dem Fall nicht allzu weit hatte – den Rotmilan hat sie in der Nähe von Mainhardt beobachtet und fotografiert.

Inge Baur veröffentlicht Bilder

auf dem Naturparkportal

Sind Pflanzen und Tiere selten und insofern gefährdet, lässt sie diese Information bei der Veröffentlichung ihrer Aufnahmen bewusst weg. Als leidenschaftliche Fotografin bestückt sie auch das Portal des Naturparks immer mal wieder mit ein paar ausgewählten Bildern. Als sie im Herbst 2022 von dem Wettbewerb der Naturparke erfuhr, hat sie erst noch überlegt, ob sie es wirklich wagen soll. Dass es ihr „Rotmilan im Flug“ auf Anhieb unter die fünf Siegerbilder geschafft hat, hat sie überrascht und sehr gefreut.

Ihr Hobby hat sich zu einer echten Leidenschaft entwickelt. Mal ist sie alleine, mal mit anderen Fotoliebhabern auf Tour in der Umgebung. Die Familienmutter, die als Betreuerin und Haushaltsassistentin arbeitet, hat ihre Kamera aber auch im Alltag immer dabei, sodass sie im Zweifel spontan ein paar Aufnahmen machen kann. Im Ausnahmefall wird auch mal ihr Mann als Fahrer eingespannt, um eine besondere Begegnung festhalten zu können. Inge Baur berichtet von einem Silberreiher, dem sie zu zweit ein Stück weit gefolgt sind. „Das ist bei einem Schmetterling schon einfacher“, sagt sie. Die Natur verändere sich mit dem Jahreszyklus – eine weitere Quelle, über die sich immer wieder neue Motive finden. Gute Beispiele in der Hinsicht seien auch die Hörschbachschlucht oder das Felsenmeer bei Murrhardt. Wenn sie dann tief ins Fotografieren eintauche, vergesse sie die Zeit. Aber die braucht es, um Tiere „auf Augenhöhe zu fotografieren“. Manchmal ließe sich auch gar nicht alles sofort wahrnehmen. Sie erinnert sich an eine Fotosession an einem See, bei der sie unzählige Libellen vor die Linse bekam. Erst zu Hause bei der Sichtung der Bilder bemerkte sie, dass unter diesen auch eine ganz besondere, seltene war.

Ein Winzer zeigt der Fotografin

die Haut einer Schlingnatter

Das gilt genauso für die Pflanzen, die sie auf ihren Fotos festhält. „Ich entdecke immer wieder etwas Neues“, sagt sie. Manchmal helfen auch Menschen, die ihr bei ihren Touren begegnen. Als sie beispielsweise auf der Suche nach einer Schlingnatter war, traf sie zufällig einen Winzer, der ihr zwar kein lebendiges Exemplar, aber eine abgestreifte Hülle des kleinen Reptils zeigen konnte. Als Naturfotografin hat sie nicht nur die Umgebung und die Bedingungen für ein Anpirschen im Blick, auch Handschuhe gehören in Bezug auf die Pflanzenwelt, unter denen sich auch mal kratzbürstigere bis giftige Exemplare finden, mittlerweile zur Ausrüstung. Weiteres Kennzeichen der vertieften Leidenschaft: Sich von Fotos anderer beeindrucken und inspirieren lassen. Das hat Inge Baur mit ihrer eigenen Aufnahme beim Wettbewerb umgekehrt getan. Die Jury mit Frank Paschen, Programmleiter Fotografie beim Rheinwerk Verlag, Hans-Peter Schaub, Chefredakteur des Fachmagazins NaturFoto, und Patrick Appelhans, Administrator des Fotoportals der Naturparke in Deutschland, urteilen über ihr Bild: Sowohl die Dynamik als auch die Farbigkeit des Rotmilans machen die Attraktivität dieser Aufnahme aus. Vor dem absolut homogenen Hintergrund kommen feine Details des Vogels zur Geltung.

Anlass für den Sonderwettbewerb war der Herbst, zu dem sich viele Vögel auf den Weg gen Süden machen

Gewinner Ebenfalls unter den Siegern mit den besten Aufnahmen sind: „In der Wildnis zu Hause“ von Raimund Knauf mit einem Schwarzstorch (Deutsch-Belgischer Naturpark Hohes Venn-Eifel), „Kampf der Titanen“ von Kurt Möbus, der Nilgänse fotografiert hat (Naturpark Taunus), „Morgenspaziergang“ von Matthias Dreizler mit einem Graureiher (Naturpark Stromberg-Heuchelberg) und „Kontraste“ von Gernot Blum, der einen Fasan fotografisch eingefangen hat (Naturpark Lauenburgische Seen).

Ausschreibung Der Verband Deutscher Naturparke hat gemeinsam mit dem Rheinwerk Verlag im Oktober 2022 den Sonderwettbewerb Vogelfotografie ausgelobt. Anlass war der herbstliche Vogelzug: Jährlich sind weltweit schätzungsweise 50 Milliarden Zugvögel unterwegs, davon etwa fünf Milliarden zwischen Europa und Afrika. Gemeinsam mit den Standvögeln, die das ganze Jahr über im Gebiet bleiben, bietet sich Interessierten also reichlich Gelegenheit, ein ansprechendes Foto zu machen, zumal Vögel zu den auffälligsten Tieren gehören und sich am besten beobachten lassen, so die Verantwortlichen. Eingereicht werden konnten jeweils drei Bilder.

Bilder Weitere Infos rund um das Fotoportal der Deutschen Naturparke sowie der einzelnen Unterportale, Fototipps und Wettbewerbe finden sich im Internet unter https://www.naturparkfotos.de.

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Erstellt:
1. Februar 2023, 06:00 Uhr

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