Büro-Dresscode bei Hitze

„Die kurze Hose ist ein No-go. Und bitte keine Spaghettiträger!“

Wenn die Luft im Großraumbüro steht und der Schweiß rinnt, kann das Büro-Outfit zur Herausforderung werden. Eine Modeexpertin gibt Tipps, wie man stilvoll schwitzt.

Darling, it’s hot outside – was trägt man bei diesen Temperaturen im Büro.

© IMAGO/Westend61

Darling, it’s hot outside – was trägt man bei diesen Temperaturen im Büro.

Von Theresa Schäfer

Kostüm oder Hosenanzug für die Damen, Sakko und Hemd für die Herren bei mehr als 30 Grad? An Tagen, an denen der Stoff auf der Haut klebt und die Füße in geschlossenen Schuhen kochen, verflucht sicher der ein oder andere seine Berufswahl: Je nach Branche kann der Dresscode fürs Büro nämlich immer noch sehr streng sein – bei Banken zum Beispiel. Wenn die Luft im Großraumbüro steht und der Schweiß rinnt, wie in diesen extrem heißen Tagen gerade, kann das zur Herausforderung werden. Vor dem Kleiderschrank fragen sich morgens viele: Was ziehe ich heute bloß an?

In den meisten Unternehmen ist heute zwischen Anzug und Businesskostüm viel mehr erlaubt als früher. „Bis in die oberen Chefetagen sind inzwischen legere Outfits durchaus erlaubt“, sagt Sonja Grau, die als Personal Shopperin auch viele Geschäftsleute und Manager einkleidet. „Sportlich-elegante Lässigkeit“ – T-Shirt unterm Anzug, 7/8-Hosenbeine –, wie man sie heute in vielen Unternehmen sieht, ist im Sommer einfacher zu stylen als die knallharte Bürouniform, die früher die Norm war. Auch wenn heute viel mehr geht als früher – modische No-gos gibt es am Arbeitsplatz immer noch, sagt die Expertin. Extrem kurze Miniröcke. Spaghettiträger. Flipflops. Bauchfrei.

Michelle Obama machte das ärmellose Kleid salonfähig

Frauen sind bei Hitze mit einem Sommerkleid generell gut angezogen. Ärmel muss es keine mehr haben, die frühere First Lady der USA, Michelle Obama, hat ärmellose Kleider nachhaltig salonfähig gemacht. Die Träger sollten aber eine gewisse Breite haben, sagt die Personal Shopperin aus dem bayerischen Senden. „Bitte keine Spaghettiträger.“ Auch der Ausschnitt sollte lieber moderat ausfallen und der Rock am besten knieumspielend. Sehr zarte Stoffe bergen die Gefahr, bei einem bestimmten Lichteinfall mehr zu zeigen als man wollte – „ein Unterrock oder Unterkleid kann da leicht Abhilfe schaffen“. Neben Etuikleidern sind Frauen auch in Hemdblusenkleidern oder Kleidern in A-Linie im Büro gut angezogen.

Die Schuhe, Slingbacks zum Beispiel oder Sandalen, dürften dann gern auch barfuß getragen werden, findet Sonja Grau. Niemand muss sich heute noch bei über 30 Grad mit einer Feinstrumpfhose plagen. „Flipflops sind ein No-go im Berufsalltag, genauso wie stillose Gesundheitslatschen.“ Und sieht man viel vom Fuß, sollte der unbedingt gepflegt sein, sagt die Expertin – abgeblätterter Nagellack auf den Zehen oder schlampig gefeilte Nägel sehen nachlässig aus.

Ob Frauen es leichter haben als Männer, sich bei Hitze Büro-tauglich zu kleiden? Sonja Grau sieht das nicht so: „Männer können aus dem Mode-Pool luftig leichte Kleidung genauso wählen wie Frauen.“ Anstelle eines Hemd darf man(n) auch ein schickes Shirt oder Polohemd zur Anzughose tragen. Oder diese bleibt gleich im Schrank und wird durch eine luftigere Chinohose ersetzt. Manche Unternehmen lockern auch von sich aus die Kleiderordnung, wenn ein sehr heißer Tag ansteht. Beim Herrn kann die Krawatte (wenn sie überhaupt noch verlangt wird) dann daheim bleiben.

Wer traut sich die Bermuda?

Zu kurzen Hosen hat Sonja Grau eine dezidierte Meinung – sie haben im Büro nichts zu suchen. Mit einem Abstrich: Die Bermuda sieht man als Smart-Casual-Look auch immer wieder auf den Laufstegen der internationalen Herrenmodeschauen. „Wer sich das traut, sollte diese Variante aber auch wirklich tragen können“, sagt die Expertin. Und schickt charmant verklausuliert hinterher: „Eine erhöhte Selbstreflexion ist an dieser Stelle gefragt.“ Soll heißen: Man prüfe gewissenhaft, ob es wirklich gut ausschaut, bevor man am Morgen vor der Arbeit zur Bermuda greift.

Wenn es in die Branche passt, kann für Herren auch ein Leinenanzug eine gute Alternative sein. Die Personal Shopperin rät aber zu Modellen aus einem Leinen-Mix-Stoff. „Hundertprozentiges Leinen knittert stark – da sieht man schnell so aus, als wäre man gerade dem Wäschekorb entsprungen.“

Generell sind Naturmaterialien wie Leinen, Baumwolle oder Seide bei Hitze erste Wahl. „Diese Materialien sind atmungsaktiv und damit äußerst angenehm zu tragen“, sagt die Modeexpertin. Synthethische Stoffe sollte man dagegen an heißen Sommertagen lieber meiden, weil diese nicht atmungsaktiv sind und sich die Hitze darin schlimmstenfalls sogar anstaut.

„Setze niemals Dein Strandoutfit fürs Büro ein“

Wo Frauen aber definitiv einen Vorteil haben, ist bei der Schuhwahl: Sie können immer auf offene Schuhe setzen, während es Männer nach Ansicht der Modeexpertin „im Büro bei den geschlossenen Schuhen belassen sollten“. Ein Sneaker oder Mokassin ist das Äußerste, was Männer sich erlauben dürfen, findet Sonja Grau. Flipflops? Siehe oben.

Sonja Grau hat eine Faustregel für heiße Arbeitstage: „Setze niemals Dein Strandoutfit fürs Büro ein.“ Und wenn es noch so verlockend wäre: „Man sollte dem Dresscode niemals hitzefrei geben. Stil gilt immer.“

Modische No-gos im Büro – das geht gar nicht, egal wie heiß es ist:

Flipflops sind kein Schuh wie jeder andere: Die schlurfigen Zehentrenner, meist aus quietschendem Weichplastik und in quietschbunten Farben, entstellen den Gang, werden aber von vielen heiß geliebt. Wer es mag: in der Sauna, am Strand, auf der Sommerparty sind sie okay. In Büros haben sie nichts zu suchen.

Sie leben nicht auf den Bermudas? Dann haben Sie Pech! In dem britischen Überseegebiet ist die kurze Hose übliche Bürokleidung. Man kombiniert sie dort mit Kniestrümpfen, Hemd und Krawatte, seit britische Militärs ihre Hosen kürzten, um die für sie ungewohnt heißen Temperaturen durchzustehen. Hierzulande sagen die meisten Stilexperten: Ein nacktes Männerbein gehört in kein Büro. Klingt hart, ist aber wahr.

Stilwidrig, aber leider erfolgreich: das Kurzarmhemd. Leider setzen sich manche Kleidungsstücke über die Jahre durch, einfach nur, weil sie so hartnäckig getragen werden. Das gilt unglücklicherweise auch für das Herrenoberhemd mit halbem Arm. Männer sehen darin leider allesamt aus, als seien sie Busfahrer. Krempeln is king!

Das Leben ist kein Picknick: Spaghettiträgertops, Bikinioberteilschnürchen, bauchfreie Hemdchen, transparente Blusenfähnchen, Boho-Röcke im Batiklook – alles zauberhaft. Im Büro hat Freizeitkleidung allerdings nichts zu suchen. Sonst hieße sie ja anders.

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Erstellt:
2. Juli 2025, 13:38 Uhr
Aktualisiert:
2. Juli 2025, 14:38 Uhr

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