„Jurassic World: Die Wiedergeburt“
Die Riesenechsen sind wieder los!
Die Dinosaurier sind im Kino einfach nicht tot zu kriegen. Jetzt kehren sie mit Gareth Edwards’ „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ zurück. Worauf sich das Publikum freuen kann.

© dpa/Universal Pictures
Szene aus „Jurassic World: Die Wiedergeburt“
Von Martin Schwickert
Im Gegensatz zu ihren realen Vorbildern, die bereits vor etwa 66 Millionen Jahren ausstarben, sind die Dinosaurier im Kino nicht totzukriegen. Schuld daran ist kein geringerer als Steven Spielberg. Der große Mythenmacher des Kinos hatte bereits mit „Der weiße Hai“ (1975) das maritime Badeerlebnis für immer mit Angst und Schrecken verbunden und in „E. T. – der Außerirdische“ (1982) dem schlichten Satzfragment „nach Hause telefonieren“ auf ewig intergalaktische Bedeutung verschafft.
Mit seinem „Jurassic Park“ (1991), der die prähistorischen Reptilien auf die ganz gegenwärtige Menschheit losließ, löste Steven Spielberg eine regelrechte Dinomania aus.
Scarlett Johansson als Söldnerin Zora
Und auch heute noch sind die Saurier unterschiedlicher Couleur aus Gummi oder Plüsch aus keinem Kinderzimmer mehr wegzudenken. Sogar Chicken-Nuggets in Dinoform werden an die stets nachwachsende Schar kleiner Riesenreptilienfans verfüttert.
Nachdem das Sujet in den neunziger Jahren mit einer Kinotrilogie gründlich ausgeweidet war, dauerte es knapp zwanzig Jahre, bis die Rechteinhaber den Stoff wieder aus ihrer Patentkiste herauskramten. Ab 2015 tobten der Tyrannosaurus Rex und seine Artgenossen mit der ganzen Wucht digitaler Bildgestaltung über die Leinwand. Die drei Folgen, die auf die visuelle Maximierung des Spektakels setzten und die Humancharaktere weitestgehend als Statisten behandelten, spielten innerhalb von sieben Jahren schwindelerregende 3,98 Milliarden Dollar ein. Mit dem letzten Sequel „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ (2022) war die Angelegenheit sichtbar auserzählt – aber so ganz wollte man die Gelddruckmaschine doch noch nicht ausschalten.
Und so kommt es nur drei Jahre später zu dem, was man in der profitgierigen Franchise-
Das Blut der Dinos soll Menschenleben verlängern
Industrie einen Relaunch nennt. „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ lautet der pathetisch-prophetische Titel – ein Phänomen, das in Hollywood mittlerweile weiter verbreitet ist als im Buddhismus. Neu an dieser „Wiedergeburt“ ist vor allem die Besetzung, die vom Superstar Scarlett Johansson als Frontfrau angeführt wird. Glaubt man ihren Ausführungen bei der Premiere in Berlin, hat sie der Produzent Steven Spielberg geradezu bekniet, endlich Teil dieses wunderbaren Franchises zu werden. Womöglich wollte sie aber auch ihr eigenes Regiedebüt, das jüngst in Cannes seine Premiere gefeiert hat, mit einem lukrativen Gehaltsscheck gegenfinanzieren.
Johansson spielt die erfahrene Söldnerin Zora Bennett, die von ihren oftmals zwielichtigen Auftraggebern aus Regierung und Privatwirtschaft für besonders gefährliche Aufgaben unter Vertrag genommen wird. So eine Rolle schüttelt eine Frau wie Johansson aus dem Ärmel. Schließlich hat sie als Black Widow in diversen Marvel-Filmen und als versierte Kampfamazone in „Ghost in a Shell“ (2017) umfangreiche Erfahrungen im superheroischen Fach sammeln können. Ihre Zora wird von dem aalglatten Pharmavertreter Martin Krebs (Rupert Friend) angeheuert, der aus dem Blut von den drei größten Dinosauriern zu Lande, zu Wasser und in der Luft ein Medikament entwickeln will, das entscheidend zur menschlichen Lebensverlängerung beitragen und die Firmenkasse füllen soll.
Nostalgisches Kinoerlebnis
Ihnen zur Seite steht der nerdige Paläontologe Henry Loomis (Jonathan Bailey), der über ein enzyklopädisches Dino-Fachwissen verfügt und von dem medizinischen Segen des Saurierserums überzeugt ist. Zum Team stößt noch Zoras langjähriger Kampfgefährte Duncan (Mahershala Ali), mit dessen Boot es zuerst einmal Richtung Äquator geht, wohin sich angesichts der Klimakrise die überlebenden Saurier aus den vorangegangenen Sequels zurückgezogen haben. Hier gilt es, einem gigantischen Amphibien-Dino das Blut abzuzapfen.
Humor ist auch dabei
In der halsbrecherischen Jagd auf hoher See lässt Regisseur Gareth Edwards („Monsters“) ein wenig die Filmgeschichte mitatmen, wenn er die Walfang-Sequenzen zahlreicher „Moby Dick“-Verfilmungen augenzwinkernd zitiert. Später navigiert der magere Plot dann auf eine Insel, wo vor einer pittoresken, thailändischen Kulisse eine diverse Schar an Sauriern wartet. Die Jagddramaturgie bleibt überschaubar, aber man muss Edwards zugute halten, dass er nicht nur Gefahrensituationen heraufbeschwört, sondern auch poetische Momente aus dem Sujet generiert. Wenn sich aus dem grünen Tal eine Schar von friedlich grasenden Gigantosauriern erhebt, ist das ein majestätischer Kinomoment.
In die Handlung eingeflochten wird auch ein Vater, der mit seinen beiden Töchtern und einem verkifften Schwiegersohn in spe auf einem Segeltörn die Familienbande wieder zusammenschweißen will. Die Idee, nicht nur heroische Charaktere, sondern auch Normalsterbliche ins Biotop der Riesenechsen zu führen, erdet das Spektakel immer wieder und führt zu einigen gelungenen Humorsituationen.
Farbliche Brillanz, visuelle Tiefe
Das Drehbuch stammt von David Koepp, der nach dem Roman von Michael Crichton auch schon das Skript zu Spielbergs Dino-Debüt schrieb. Und auch filmästhetisch spürt man deutlich, dass sich Edwards am Originalfilm des Meisters und nicht an der langen Reihe der Sequels orientiert.
Gedreht wurde nicht auf digitalem, sondern auf 35-Millimeter Kodak-Filmmaterial, was der Angelegenheit eine große, farbliche Brillanz und visuelle Tiefe verleiht und zu einem fast schon nostalgischen Kinoerlebnis werden lässt. Entschlackt von aller digitalen Gigantomanie, führt diese „Wiedergeburt“ auch zurück zu der Essenz des Originals, das die Menschen als vermeintliche Krone der Schöpfung seiner Allmacht beraubte und auf die Plätze am unteren Ende der Nahrungskette verwies.
Jurassic World: Die Wiedergeburt. USA 2025. Regie: Gareth Edwards. 134 Minuten. Mit Scarlett Johansson, Jonathan Bailey, Mahershala Ali. Ab zwölf Jahren.