Die Stadt will als Arbeitgeber punkten
Die Stadtverwaltung stellt in ihrem Papier „Arbeitgebermarke Stadt Murrhardt“ Möglichkeiten, Stärken und verschiedene Leistungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zusammen, um sich im Wettbewerb mit anderen zu positionieren.

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Die Stadtverwaltung Murrhardt möchte für aktuelle und potenzielle Beschäftigte ihre Leistungen als Arbeitgeber herausstellen. Im Gemeinderat wurde thematisiert, dass es dabei auch um ein gutes Betriebsklima und eine gelebte positive Arbeitskultur geht. Foto: Stefan Bossow
Von Christine Schick
Murrhardt. Für Städte und Gemeinden ist es nicht mehr selbstverständlich, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und/oder zu halten. Das Thema ist auch in Murrhardt angekommen und hat die Stadtverwaltung dazu bewegt, sich als Arbeitgeber Gedanken zu machen. Die Verwaltung hat sich mit dem Personalrat zusammengesetzt, um – unter Einbeziehung der Beschäftigten – wichtige Punkte zusammenzutragen. Das Ergebnis ist das Papier „Arbeitgebermarke Stadt Murrhardt“, in dem grundsätzliche Haltungen sowie die Chancen, Vorzüge und Leistungen für Beschäftigte festgehalten sind und das in der jüngsten Gemeinderatssitzung von Bürgermeister Armin Mößner vorgestellt wurde.
„Personalgewinnung und -bindung wird immer wichtiger“, sagte er und dass man mit diesem Schritt ein Zeichen setzen wolle. Es solle sichtbar werden, dass die Stadt ein attraktiver Arbeitgeber sei. Er skizzierte das umfangreiche Papier und die inhaltlichen Punkte. Zu ihnen gehören flexible Arbeitszeiten, Teilzeitmodelle und – wo es vom Bereich her möglich ist – auch bürofreie Zeiten, sprich Homeoffice. „Das gilt auch für ein Online-Seminar, bei dem man sich zu Hause vielleicht ungestörter fühlt.“
Die Stadt hat ein betriebliches Gesundheits- und Eingliederungsmanagement, das neben Informationen und Beratungen des Betriebsarzts Gymnastikangebote oder Rückenkurse und Unterstützung bei Wiedereingliederung nach längerer Krankheit umfasst. Der Besuch von örtlichen Fitnessstudios wird bezuschusst, und die Stadt bietet Grippeschutzimpfungen oder Impfungen gegen Corona an. „Das kann für Beschäftigte im Kindergarten wichtig sein.“ Hinzu kommen ergonomisch ausgestattete Arbeitsplätze und Sicherheitsstandards.
Bei kurzfristigen Betreuungsproblemen darf das Kind mitgebracht werden
Neben jährlichen Mitarbeitergesprächen mit Blick auf die Einzelsituation haben Beschäftigte auch die Möglichkeit, in den Schulferien die Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen. Bei unvorhergesehenen kurzfristigen Betreuungsproblemen können sie ihr Kind auch mal zur Arbeit mitbringen. Eine Situation, die Armin Mößner ganz persönlich als junger Betroffener noch gut in Erinnerung geblieben ist. „Da bin ich auch mal mit Mama ins Geschäft, das war hochinteressant.“ Unter bestimmten Voraussetzungen auch den Hund ins Büro mitzunehmen, ist möglich, was unter Umständen auch positive Auswirkungen für das soziale Miteinander habe.
Zu den Stärken zählt die Stadtverwaltung ebenso das breite Arbeitsumfeld und die vielfältigen Berufsfelder. Das Spektrum reicht vom Waldarbeiter über den Hausmeister, schulisches Personal und Berufe in der Kinderbetreuung bis hin zu Tätigkeiten bei der Kläranlage oder den Stadtwerken, erläuterte Mößner. Wer ganz frisch in den Job einsteigt, kann von einem Mentorenprogramm profitieren. Mütter und Väter werden bei ihrem Wiedereinstieg nach Mutterschutz oder Elternzeit ebenfalls über ein Rückkehrmanagement unterstützt. Die Stadtverwaltung hat sich zudem auf die Fahnen geschrieben, Führungs- und Nachwuchskräften anzubieten, sich mit gezielten Qualifizierungsmaßnahmen weiterentwickeln zu können.
Die Stadt bietet eine Vielfalt an Ausbildungsberufen – vom Verwaltungsfachangestellten über Kinderpflege, sozialpädagogische(r) Assistentin/Assistent, Kaufmann und -frau bis hin zu Umwelttechnologe und -technologin für Abwasserbewirtschaftung oder Wasserversorgung oder einem Studium Public Management (Bachelor of Arts). Azubis erhalten ein iPad zum Start und Einblick in weitere Bereiche und Dienststellen bei den sogenannten Ausbildungstagen. Ein Patenprogramm unterstützt sie während der Ausbildung mit regelmäßigem Feedback und es besteht eine Übernahmeoption.
Weitere Themen
Auf der Liste stehen darüber hinaus das Jobticket- und Jobradmodell mit den jeweiligen finanziellen Zuschüssen, der Mittagstisch für Mitarbeiter, die Betriebsrente, Zuwendungen bei Dienstjubiläen, Fahrradstellplätze sowie eine Duschmöglichkeit für diejenigen, die mit dem Zweirad zur Arbeit kommen.
Der Vorstoß wurde im Gremium begrüßt. Gleichzeitig gab es aber auch Stimmen, die eine Auflistung allein als zu wenig anmahnten. Andreas Winkle (CDU/FWV) machte klar, für wie wichtig er angesichts des demografischen Wandels die Mitarbeitergewinnung hält. Zu einer vorbildlichen Haltung als guter Arbeitgeber sagte er: „Das muss aber auch gelebt werden.“ Er wünsche sich auch ein Feedback an den Gemeinderat, wie die einzelnen Maßnahmen angenommen werden, und möglichst auch Zahlen, wie es mit der Fluktuation aussehe. Ein Detailvorschlag Winkles war, das Duschangebot nicht mit einer, wenn auch geringen, Gebühr zu belegen.
Ein Start ist gemacht, nun heißt es, zu beobachten, wie sich die Lage entwickelt
Edgar Schäf (SPD) stellte fest, dass die Verhältnisse in der freien Wirtschaft natürlich andere seien, die Stadt aber wie viele andere Kommunen Mitarbeiter suche und durchaus viel bieten könne. Themen wie das Jobradmodell habe man ja bereits als Gemeinderat auf den Weg gebracht. Bei einzelnen Punkten tue er sich allerdings schwer. Sein Beispiel: den Hund mit ins Büro bringen – und den ganzen Arbeitstag dortbehalten. Vieles sei aber nachvollziehbar. Was die Rückkehr nach dem Mutterschutz anbelangt, so frage er sich, wer dies konkret begleiten könne. Der Start sei nun gemacht und gut, nun müsse man beobachten, wie sich dies weiterentwickele. Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) hält es für wichtig, als Arbeitgeber für sich zu werben. Manches wie Jobticket- und Jobradmodell habe der Gemeinderat ja auch schon beschlossen. „Es ist aber sehr wichtig, das als einen Prozess zu sehen und auch weiter zu begleiten“, sagte er. Dazu gehöre, sich regelmäßig mit Betriebsrat und den Ressortleitern abzustimmen. Solch ein Vorhaben sei eine gemeinschaftliche Arbeit. „Klar, das muss weiter wachsen und man muss die Augen und Ohren offenhalten“, merkte auch Mößner an und unterstrich, dass es für die Verwaltung wichtig sei, gute Beschäftigte zu halten und zu gewinnen.
„Grundsätzlich halten wir den Ansatz für gut, das alles zu Papier zu bringen. Aber Papier ist auch geduldig“, sagte Wolfgang Hess (UL). Auf einem anderen Blatt stehe allerdings das Betriebsklima, das entscheidend sei. „All das nützt nichts, wenn die Leute nicht zufrieden sind.“ Und zu einem guten Betriebsklima gehört für ihn beispielsweise, zuhören zu können und die Meinung von Beschäftigten ebenso wie Verbesserungsvorschläge aufzunehmen. „Letztlich geht es darum, das mit Leben zu füllen.“ Seine Frage, für welche städtischen Bereiche die Arbeitgebermarke dann gelte, ergänzte Mößner, dass zwar der Bauhof eine eigenständige Rechtsform sei, man aber auch dort sicher einiges übernehme.
Der Gemeinderat verabschiedete das Konzept schließlich einstimmig.