Bargeldloses Zahlen

Digitaler Euro – ein sinnvoller Schritt

Immer weniger Menschen bezahlen bar. Das ist nicht das einzige Argument für die Einführung eines digitalen Euro, kommentiert unser Korrespondent Knut Krohn.

Um den Zahlungsverkehr zu erleichtern, will die EU einen digitalen Euro einführen. Brüssel versucht die Verbraucher aber zu beruhigen: das Bargeld wird nicht abgeschafft.

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Um den Zahlungsverkehr zu erleichtern, will die EU einen digitalen Euro einführen. Brüssel versucht die Verbraucher aber zu beruhigen: das Bargeld wird nicht abgeschafft.

Von Knut Krohn

Zuerst die gute Nachricht: das Bargeld wird nicht abgeschafft. Jeder Mensch wird auch in Zukunft seine Ersparnisse im Tresor deponieren oder mit Münzen und Scheinen beim Bäcker bezahlen können – ohne elektronische Spuren zu hinterlassen. Daran würde sich auch mit der Einführung des digitalen Euro nichts ändern. Der vor allem in Deutschland ausgeprägte Hang zum Bargeld hat sogar Einzug gehalten in die Positionierung der 27 EU-Staaten in Sachen digitaler Währung: Einzelhändler und Dienstleistern sollen verpflichtet werden, Bargeld anzunehmen.

Immer weniger Menschen bezahlen bar

Der Aufbau einer digitalen Währung ist aus mehreren Gründen ein sinnvoller Schritt. Zum einen bezahlen immer weniger Menschen ihre Einkäufe bar. Waren es 2017 noch rund Dreiviertel der Verbraucher, greift inzwischen über die Hälfte zur Karte, zum Handy oder der Smartwatch. In anderen Ländern ist dieser Trend noch deutlicher. In Schweden bezahlen rund 90 Prozent der Menschen bargeldlos. Ein digitaler Euro wäre nicht nur für die Verbraucher eine Vereinfachung. Auch die Händler würden profitieren, denn ihre Gebühren wären wesentlich niedriger als bei einer Kreditkartenzahlung.

Eine zu große Abhängigkeit von den USA

Leider gibt es inzwischen noch ein gewichtiges Argument für einen digitalen Euro: die strategische Autonomie. Europa ist bei der Abwicklung eines Großteils des Zahlungsverkehrs abhängig von US-Unternehmen. Ausgerechnet die Chefs der schier übermächtigen Internet-Giganten und Onlineplattformen spielen dabei eine wenig rühmliche Rolle. Eine Lehre daraus muss sein: in einer Welt, in der das Recht immer weniger und die Macht immer mehr wiegt, ist es sinnvoll, sich schrittweise unabhängig zu machen.

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Erstellt:
29. Dezember 2025, 16:32 Uhr

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