Trump kündigt Vergeltung an

Drei Amerikaner erschossen – der Islamische Staat meldet sich in Syrien zurück

Der Täter war Mitglied einer Truppe des neuen Innenministeriums, stand aber kurz vor seiner Entlassung. Die US-Soldaten sollten abgezogen werden – das ist erst mal vom Tisch.

Islamisten kämpfen weiterhin für einen eigenen Staat in Syrien.

© IMAGO/UIG

Islamisten kämpfen weiterhin für einen eigenen Staat in Syrien.

Von Thomas Seibert

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat zum ersten Mal seit dem Machtwechsel in Syrien im vergangenen Jahr amerikanische Soldaten getötet: Ein IS-Mitglied erschoss im zentral-syrischen Palmyra zwei US-Soldaten und einen zivilen amerikanischen Dolmetscher. Der Angriff ist der vorläufige Höhepunkt einer neuen Welle von IS-Anschlägen in Syrien in jüngster Zeit. Dabei nutzt der IS die Schwäche der Übergangsregierung in Damaskus. US-Präsident Donald Trump kündigte Vergeltung an – er dürfte die amerikanischen Truppen in Syrien nun nicht so schnell abziehen wie geplant.

Der Täter war Mitglied einer Truppe des neuen syrischen Innenministeriums und schlug bei einer Besprechung amerikanischer und syrischer Militärs in Palmyra zu. Der Syrien-Experte Joshua Landis von der US-Universität in Oklahoma zitierte den syrischen Journalisten Wael Essam mit den Worten, der Täter habe sich Zutritt zu dem Treffen verschaffen wollen und sei auf dem Flur von US-Soldaten aufgehalten worden. Nach den tödlichen Schüssen auf die Soldaten und den Dolmetscher habe sich der Angreifer in die Luft gesprengt. Drei weitere amerikanische und zwei syrische Soldaten wurden bei dem Anschlag verletzt.

Trump: „Anschlag gegen die USA und gegen Syrien“

Das syrische Innenministerium erklärte, der Attentäter hätte wegen seiner extremen islamistischen Ansichten am Sonntag – am Tag nach dem Anschlag – entlassen werden sollen. Elf andere Mitglieder der staatlichen Sicherheitskräfte seien als mutmaßliche Komplizen festgenommen worden, meldete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Sicherheitskreise. Der IS betrachtet den Übergangspräsidenten und früheren islamistischen Extremisten Ahmed al-Scharaa wegen seines pro-westlichen Kurses als Verräter und bekämpft die neue Regierung.

Trump sprach von einem IS-Anschlag „gegen die USA und gegen Syrien“. Die Vergeltung werde „sehr heftig“ ausfallen. US-Truppen fahndeten am Sonntag in Palmyra nach weiteren Unterstützern des Angreifers, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte.

Scharaa hatte im November formell den Beitritt Syriens zu der US-geführten Allianz gegen den IS vollzogen. Amerikanische und syrische Truppen hatten nach US-Angaben bereits vorher gemeinsam IS-Einheiten in Syrien aus der Luft und mit Bodentruppen angegriffen, um ein Comeback der Dschihadisten zu verhindern.

1000 US-Soldaten sind noch im Land

Der IS profitiert davon, dass Scharaas Regierung nur rund zwei Drittel des syrischen Staatsgebietes kontrolliert und selbst in ihrem eigenen Machtbereich nicht alle Milizen unter Kontrolle hat. Das östliche Drittel von Syrien wird von den kurdisch dominierten Syrisch-Demokratischen Streitkräften (SDF) beherrscht. Zudem konnten Scharaas Behörden nicht verhindern, dass IS-Mitglieder in den syrischen Sicherheitsapparat einsickerten: In der Armee und Einsatzkräften des Innenministeriums gebe es hunderte IS-Sympathisanten, schrieb der Syrien-Experte Landis auf der Plattform X.

Palmyra gehört zu den Gebieten in Syrien, die nicht von Scharaas Regierung kontrolliert werden. Die für ihre antiken Ruinen bekannte Stadt war im syrischen Bürgerkrieg vor zehn Jahren vom IS erobert worden. Die Extremisten zerstörten viele antike Kulturschätze, bevor sie 2017 aus Palmyra vertrieben wurden. Zwei Jahre später wurde der IS von der US-geführten Allianz militärisch besiegt. Seitdem verlegt sich die Miliz auf Angriffe und Anschläge und versucht, die Instabilität in Syrien nach Assads Sturz für sich auszunutzen.

Die USA hatten nach dem Sieg über den IS die meisten Truppen aus Syrien abgezogen; derzeit sind noch rund tausend US-Soldaten in dem Land. Trump wollte auch die Verbliebenen nach Hause holen, doch vorerst dürften die US-Truppen nun dort bleiben.

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Erstellt:
14. Dezember 2025, 15:38 Uhr

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