Ein Spender ermöglichte einst den Kitabau

1972 eröffnete der damals evangelische und nach dem Gönner Kurt Hein benannte Kindergarten, den die Stadt 1986 übernahm und 2011 zur Kindertagesstätte umwandelte. Heute stehen gesunde Ernährung und viel Bewegung im Zentrum. Nun wird der 50. Geburtstag gefeiert.

Kitaleiterin Melanie Sorg (links) und Erzieherin Sibylle Mohr (hinten) mit den Jüngsten der Krippengruppe. Foto: Elisabeth Klaper

Kitaleiterin Melanie Sorg (links) und Erzieherin Sibylle Mohr (hinten) mit den Jüngsten der Krippengruppe. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Die Mädchen und Jungen stehen im Zentrum von allem, was in der Kurt-Hein-Kindertagesstätte abläuft, die sich idyllisch mitten im Grünen am Rand der Almsiedlung befindet. Begeistert und neugierig gehen sie auf Entdeckungstour, lernen und erfahren spielerisch immer wieder Neues. „Unsere gesamte Erziehungs- und Bildungsarbeit, all unsere Aktivitäten und Angebote richten wir individuell und altersspezifisch auf jedes Kind aus, entsprechend dessen Entwicklungsstand und Interessen“, verdeutlicht Ingrid Trumm, eine von derzeit sieben pädagogischen Fachkräften, die in Voll- und Teilzeit in der Kita tätig sind.

Die Kita soll „ein Ort des Wohlfühlens und des individuellen Lernens“ sein, verdeutlicht Leiterin Melanie Sorg. Auch Sibylle Mohr, Andrea Veihl, Elke Windmüller, Meike Heinrich und Brigitte Abendschein gehören zum Erzieherinnenteam, das die Bundesfreiwillige Luisa Blank im hauswirtschaftlichen Bereich und Alltag unterstützt. „Wir legen großen Wert auf gesunde, ausgewogene Ernährung, deshalb stellen wir das Mittagessen selbst zusammen. Einige Zutaten und Beilagen liefert uns ein Cateringunternehmen, dazu gibt es immer Obst, Gemüse und Salate frisch, regional und in Bioqualität vom Wacholderhof. Einmal pro Woche bereiten die Kinder im Kochklub mit einer Erzieherin das Essen selbst zu, wofür wir auch Ernteerträge aus unserem Nutzgarten verwenden“, hebt Sorg hervor.

Ebenso wichtig sind die Bewegung und Aktivitäten im Freien: „Wir sind jeden Tag und bei jedem Wetter draußen im Garten und unternehmen viele Spaziergänge und Ausflüge in die Umgebung. Mit den Kindern erleben wir unsere Umwelt viel intensiver und entdecken Dinge, die Erwachsene oft übersehen. Zudem machen wir gezielte und vorbereitete Angebote zur Bewegung, die sich an den Bedürfnissen der Kinder orientieren. Wir bewegen uns in der Gruppe mit unterschiedlichen Schwerpunkten, einem Parcours oder Spielen, je nachdem, was die Kinder brauchen. So unterstützen wir die Gesunderhaltung, erweitern den Erfahrungsbereich, bieten Abwechslung und kommen dem natürlichen Bewegungsdrang der Kleinen entgegen. Dies verbinden wir auch mit Bildungs- und Lerngeschichten zu Themen, die Kinder interessieren“, erläutert Melanie Sorg.

Grundlage der Erziehungs- und Bildungsarbeit ist der Orientierungsplan Baden-Württemberg. Die Fachkräfte nehmen die Bedürfnisse und Interessen der Kinder auf, indem sie deren Aktivitäten und Verhalten beobachten und dokumentieren. Für die gesamte Entwicklung des Kindes ist dem Kitateam die Zusammenarbeit mit den Eltern besonders wichtig: „Die Eltern und der Elternbeirat sind für uns eine große Unterstützung in allen Bereichen“, unterstreicht die Kitaleiterin. Die Teammitglieder bilden sich ständig weiter, besuchen individuelle Fortbildungen und nehmen an Schulungen der Stadt teil, um ihr pädagogisches Angebot und Handeln zu evaluieren und weiterzuentwickeln.

„Die Sprachförderung ist in den Alltag integriert, sie erfolgt ständig direkt und indirekt in unterschiedlichen Formen. Alle Kinder mit Migrationshintergrund in unserer Kita verstehen und sprechen Deutsch, lernen verblüffend schnell und finden Wege, um miteinander zu kommunizieren“, berichtet die Kitaleiterin. Zusätzlich gibts mehrmals wöchentlich eine Sprachförderung mit dem Kolibriprogramm sowie „Singen – bewegen – sprechen“ in Kooperation mit der Musikschule Schwäbischer Wald/ Limpurger Land. Und alle, die gerne singen und musizieren, besuchen zweimal im Monat freitags den Musikkreis.

Nichts ist so beständig wie der Wandel: Dies trifft auf den ehemaligen Kindergarten und die heutige Kita auf der Alm zu, die heuer ihren 50. Geburtstag feiert und nach Kurt Hein benannt ist. 1900 in Breslau geboren, war er Heimatvertriebener aus Schlesien und starb 1966 in Stuttgart. Von 1951 bis zu seinem Tod lebte er als selbstständiger Steuerberater in der Walterichstadt und erwarb durch Fleiß und Bescheidenheit ein beachtliches Vermögen, das er in seinem Testament den Kindern der Stadt vermachte.

Damit ermöglichte Kurt Hein den Bau des Kindergartens in Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde und mit Unterstützung der Stadt Murrhardt 1971, den Bürgermeister Helmut Götz am 24. Juli 1972 eröffnete.

Das für 28 Kinder ausgelegte Platzangebot reichte später nicht mehr aus, daher erfolgte 1986 ein Anbau für eine weitere Gruppe. Die Stadt investierte dafür rund 250000 D-Mark und übernahm die Trägerschaft des zuvor eingruppigen Kindergartens mit Vor- und Nachmittagsbetreuung. Bis der Anbau fertig war, konnte eine Kleingruppe mit zehn Kindern in einem Raum betreut werden, der zur Erzieherinnenwohnung gehörte. Nach der Erweiterung standen ein größerer Gruppenraum und ein kleinerer Nebenraum zur Verfügung, der Kindergarten war zweigruppig und bot 56 Mädchen und Jungen Platz.

1992 änderte man die Öffnungszeit bedarfsgerecht in verlängerte Öffnungszeit, und ab 2006 nahm die Einrichtung auch zweijährige Kinder auf. 2010 erfolgte die energetische Sanierung des Gebäudes für 120000 Euro, davon 81000 Euro Fördermittel des Konjunkturpakets II. Im Rahmen der Bedarfsplanung schuf die Stadt zum Kindergartenjahr 2011/2012 weitere Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren und wandelte den Kurt-Hein-Kindergarten in eine Ganztagskindertagesstätte mit einer Krippengruppe und einer altersgemischten Gruppe um.

Seitdem können in der Kurt-Hein-Kita Kinder bis zur Einschulung von 7 bis 17 Uhr betreut werden. Die Umwandlung kostete rund 35000 Euro, dazu bekam die Stadt 20000 Euro Landesfördermittel. Seit dem Kindergartenjahr 2020/2021 bietet die Kita auch wieder kürzere Betreuungszeiten an. Die Coronapandemie stellte wegen vieler erheblicher Einschränkungen eine enorme Herausforderung für die Kindergartenarbeit dar und verlangte allen Beteiligten viel Geduld und Flexibilität ab, was sie aber mit großem Engagement, viel Kreativität und Durchhaltevermögen meisterten.

Ein Blick auf den Kindergarten in Murrhardt-Alm in seinen Anfängen. Foto: Stadt Murrhardt

Ein Blick auf den Kindergarten in Murrhardt-Alm in seinen Anfängen. Foto: Stadt Murrhardt

Einladung zur Geburtstagsfeier

Die Feier Das Geburtstagsfest „50 Jahre Kurt-Hein-Kita“ beginnt am Samstag, 14. Mai, um 14 Uhr. Auf dem Programm in der Silcherstraße 21 steht die Begrüßung durch Bürgermeister Armin Mößner und Kitaleiterin Melanie Sorg. „Die Kinder zeigen unseren Gästen eine kleine Überraschung.“ Der Elternbeirat hat die Bewirtung auf Spendenbasis vorbereitet, das Kitateam Stationen mit Aktionen für die Kleinen. „Unser Hauptanliegen ist es, dass sich alle während der drei Stunden frei und wohlfühlen, Zeit haben für Gespräche und die Gemeinschaft genießen, was wegen Corona lange nicht möglich war“, betont Melanie Sorg.

Die Kita Die Kurt-Hein-Kindertagesstätte ist eine zweigruppige Einrichtung mit verschiedenen Betreuungszeiten in einer Krippengruppe und einer Elementargruppe. Zurzeit ist die Kita mit 24 Kindern belegt, sieben davon in der Krippengruppe und 17 in der Elementargruppe. In der Krippengruppe werden Kinder ab einem Jahr bis zum dritten Lebensjahr betreut. Bereits mit zwei Jahren ist ein Wechsel in die Elementargruppe möglich. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 07192/7108 und via E-Mail an kurt-hein-kindergarten@murrhardt.de.

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Erstellt:
12. Mai 2022, 06:00 Uhr

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