Ein Treffpunkt in stetigem Wandel
Kommunalwahl 2024 Die Stadt versucht, Handel, Dienstleister und weitere Innenakteure zu unterstützen – beispielsweise mit einem Programm für Neugründungen. Auch Aktionen, Veranstaltungen und gute Rahmenbedingungen sollen das Zentrum stärken und attraktiv halten.
Von Christine Schick
Murrhardt. Die Schwierigkeiten des Innenstadthandels sind seit langer Zeit landauf, landab ein Thema. Neben den Krisen der letzten Jahre bilden auch gesellschaftliche Veränderungen wie der Trend zum Online-Einkauf den Hintergrund dafür, dass Geschäfte schließen. Die Stadt Murrhardt hat vor etlichen Jahren mit finanzieller Unterstützung und dem Schulterschluss von Geschäften, Handwerkern und weiteren lokalen Dienstleistern einen Online-Marktplatz aufgebaut, um ein entsprechendes Angebot sozusagen mit dem Link nach Murrhardt zu schaffen. Auch der Einkaufsgutschein Murrtaler, mittlerweile in digitaler Form erhältlich, soll dazu beitragen, die Anbieter vor Ort zu unterstützen.
Vor rund anderthalb Jahren war in Murrhardt trotzdem deutlich zu spüren, dass der Handel in der Innenstadt nicht nur kämpft, sondern eine Reihe von Läden aus diversen Gründen auch aufgaben – die Leerstände waren sehr präsent. Gemeinderat und Stadtverwaltung haben mit einem Förderprogramm für Neugründungen und Start-ups reagiert, über das sie Händlerinnen und Händler mit einem schlüssigen Konzept finanziell unterstützen. Profitiert hat davon bisher eine überschaubare Anzahl an Läden: die Villa Kinderbunt, die Secondhandwaren rund ums Kind anbietet, das Grüne Haus mit Obst, Gemüse und Feinkost sowie das Floristikgeschäft Kleinblumig.
Die Kundschaft entscheidet mit
„Wie nachhaltig solch ein Förderprogramm ist, entscheidet letztlich vor allem die Kundschaft“, sagt Bürgermeister Armin Mößner. Um eine Innenstadt lebendig zu halten, brauche es das Engagement der verschiedenen Gruppen, letztlich der ganzen Stadt und Umgebung. „Die Stadt kann nur den Rahmen vorgeben beziehungsweise schaffen.“ Aus Mößners Sicht wären auch weitere bauliche Investitionen wichtig. Vorbildlich in diesem Sinne seien beispielsweise die Sanierung des ehemaligen Gasthauses Hirsch und der Neuaufbau des Hauses gewesen, in dem die Metzgerei Kühnle ihren Standort hat, in Kombination mit dem Neubau im hinteren Bereich. Aber auch Investitionen wie beim Haus Marktplatz 5, in das Notarin Alexandra Goller eingezogen ist, oder aktuell an der Walterich-Apotheke seien zu nennen. „Insofern möchten wir auch als Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und das Rathaus sanieren.“
Schon vor über zwei Jahren hat der Gemeinderat auch ein paar strukturelle Veränderungen rund um die Zufahrt zum und für den Marktplatz wie Poller, die den Fußweg abgrenzen, und Bänke zum Verweilen beschlossen. Bisher wurde dies aber nicht umgesetzt. Mößner erläutert, dass man zunächst genau testen wollte, wie sich die Elemente beim Wochenmarkt und bei anderen Veranstaltungen integrieren, und dabei auch Rettungswege und Feuerwehrgassen in den Blick nehmen wollte. Die Umsetzung sei nun aber noch dieses Jahr geplant.
Wer freitags in Murrhardt unterwegs ist, weiß: Der Wochenmarkt ist ein Frequenzbringer. Insofern ist die Stadt bestrebt, an solch ein Potenzial für den Handel mit möglichst einer größeren Veranstaltung pro Monat in der Innenstadt während der Freiluftsaison und bei milderen Temperaturen anzuknüpfen – mit dem Murrhardter Frühling (April), dem Januariusmarkt (Mai/Juni), dem Brauereifest und Stadtfest (Juni/Juli), dem Streetfoodfestival (September) und dem Naturparkmarkt (Oktober). Im August während der Ferien wird pausiert.
Nicht generell finden sich die Besucherinnen und Besucher dieser Veranstaltungen auch in den Läden wieder. Als Belebung der Innenstadt lassen sich die Events aber dennoch sehen. Das Parken ist dann nur in der Umgebung möglich. Dass es für diese Tage eben doch funktioniert, legt die Frage nahe, ob eine autofreie Zone rund um Marktplatz und Hauptstraße vielleicht doch irgendwann ein Thema sein sollte? „Der Verkehr ist ein großes Thema“, sagt Mößner. Die Diskussionen haben bisher allerdings nicht in Richtung Autofreiheit gewiesen. „Der Handel muss erreichbar bleiben“, stellt der Bürgermeister fest. Mit Blick auf den Marktplatz gebe es eine Reihe von Geschäften, die auf die Möglichkeit, in der Nähe mit dem Auto zu halten, angewiesen seien. Viele vermutlich auch ältere Bürgerinnen und Bürger präferieren wohl einen Parkplatz vor den Geschäften oder in der Nähe, auch wenn das Parkhaus im Graben nicht allzu weit entfernt ist. Steht dort die immer wieder verschobene Sanierung an, könnte sich die Lage zuspitzen.
Ein weiterer Anlass, die Stadt anzusteuern, ist, sich in einer Gastwirtschaft zu treffen beziehungsweise essen zu gehen. Zwar ist als neues Restaurant das Oki in der Hauptstraße hinzugekommen, eine Reihe von älteren Häusern hat aber seit Längerem geschlossen, wie beispielsweise der Engel, der Ochsen oder der Hirsch. Die Stadt bemüht sich in der Sache. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Stadtmarketings (Bericht folgt) informierte Mößner, dass erste Gespräche leider nicht zum Erfolg geführt haben.
Diejenigen, die in der Weststadt leben, haben in Bezug auf den alltäglichen Einkauf bereits eine längere Durststrecke hinter sich. Durch den Neubau für Rewe und Penny mussten sie ausweichen, doch wenn alles nach Plan läuft, wird der Markt, in den auch die Hörschbach-Apotheke einzieht, im Herbst eröffnen. Für Mößner hat sich die Lage an der Fornsbacher Straße mit einer Art kleinem Dienstleistungszentrum und Geschäften sowie einem Imbiss und einem Fitnessstudio gut entwickelt.
Was das Gewerbe anbelangt, sieht Mößner eher punktuelle Entwicklungsmöglichkeiten. Die Stadt verfügt schlichtweg nicht mehr über größere Flächen. Lediglich Hauen-Ost bei Fornsbach ist mit einigen Flächen noch im Bebauungsplanverfahren. In den Teilorten hält Mößner eine Ausweisung aber auch nicht für sinnvoll, da dort viele Landschaftsschutzgebiete, Waldflächen oder Einschränkungen wegen des Hochwasserschutzes bestehen.
Folgethemen Nach „Innenstadtentwicklung, Einkaufen, Parken/Verkehr“ folgen noch die beiden Themen „Umwelt- und Klimaschutz“ und „Familienbewusste Kommune und Gemeinschaft“.