Ein wichtiges und besonderes Duell

Für Aspachs Spielmacher Nico Jüllich ist das Regionalliga-Kellerduell daheim gegen Hoffenheim II ein klein wenig eine Begegnung mit der eigenen Vergangenheit. Als junger Fußballer schlug der Kurpfälzer ein Angebot für den Bundesliga-Kader der TSG aus.

Mittlerweile in der siebten Saison für die SG Sonnenhof Großaspach im zentralen Mittelfeld am Ball: Nico Jüllich (rotes Trikot). Foto: A. Becher

© Tobias Sellmaier

Mittlerweile in der siebten Saison für die SG Sonnenhof Großaspach im zentralen Mittelfeld am Ball: Nico Jüllich (rotes Trikot). Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

„Ohne die Verletzungen wären es sicher noch einige mehr.“ Mehr als die 152 Pflichtspiele, die Nico Jüllich bisher für die SG Sonnenhof absolviert hat. Zusammen mit Innenverteidiger Kai Gehring ist der Mittelfeldmann der letzte Verbliebene aus jener Elf, mit der die Fußballer aus dem Fautenhau im Mai 2014 den Aufstieg in die Dritte Liga geschafft haben. Mittlerweile kämpft der 29-Jährige mit Großaspach wieder in der Regionalliga um Punkte. Morgen ab 14 Uhr zum Beispiel zu Hause gegen die TSG Hoffenheim II. Für Jüllich und seine Mitstreiter eine wichtige Partie, geht es doch gegen einen direkten Kontrahenten im Tabellenkeller.

Für den SG-Routinier und gebürtigen Kurpfälzer ist es allerdings auch aus persönlichen Gründen ein wenig ein besonderes Duell. Elf Jahre ist es her, da hatte er als 19-jähriger Regionalliga-Spieler des SV Waldhof Mannheim ein Angebot für Hoffenheims Bundesliga-Kader und sagte ab. „Ich stand damals schon beim FC Bayern München im Wort.“ Der hatte ihn fürs Drittliga-Team eingeplant, setzte den jungen Zugang aber gleich mal in einem Freundschaftsspiel gegen Real Madrid ein. Dort sah sich Jüllich auf der rechten Abwehrseite einem gewissen Cristiano Ronaldo gegenüber und verdiente sich gute Noten. Zum endgültigen Sprung ins Bundesliga-Aufgebot reichte es trotzdem nicht und drei Jahre später wechselte der Badener über die Zwischenstation Saarbrücken nach Aspach.

Achteinhalb Jahre ist das mittlerweile her. Ohne den einjährigen Abstecher nach Lichtenstein zum FC Vaduz wäre Nico Jüllich nun die achte Saison in Folge für die Schwaben am Ball. „Die SG ist mittlerweile schon irgendwie mein Heimatverein“, sagt der Mann aus der Mittelfeldzentrale. Im Fautenhau hat er sowohl den Auf- in Liga drei wie auch den Abstieg daraus mitgemacht. Ebenfalls erlebt hat er zwei langwierige Verletzungen. Im Frühjahr 2015 setzte ihn ein Innenbandriss im Knie acht Monate außer Gefecht. In Vaduz, das in der zweiten Schweizer Liga um Punkte kämpft, gewann er zwar den Pokal des Fürstentums Lichtenstein, doch fiel in diese Zeit auch eine Leistenoperation. Danach musste sich Jüllich fast eineinhalb Jahre gedulden, ehe er in der Endphase des Drittliga-Abstiegskampfs der Saison 2019/2020 dreimal ein paar Minuten wieder auf dem Platz stand: „Die Kurzeinsätze waren für den Kopf schön, fühlten sich körperlich aber schon nach fünf Minuten an, als hätte ich ein ganzes Spiel hinter mir.“

Trotzdem war für den gebürtigen Heidelberger damit eine Phase beendet, in der er durchaus auch mal zweifelte, ob und wie es weitergeht. „Besonders mein Vater hat mir immer Mut zugesprochen“, blickt Nico Jüllich zurück. Die väterliche Aufbauarbeit gelang sicher auch, „da es mir schon wichtig ist, was er sagt“. Kein Wunder, schließlich weiß Gernot Jüllich als früherer Zweitliga-Profi des VfR Bürstadt und SC Freiburg, als langjähriger Oberliga-Fußballer bei Vereinen wie dem SV Sandhausen und dem FV 09 Weinheim sowie als Spieler und Trainer bei Klubs wie dem VfR Mannheim, von was er spricht. Die Kickerei nimmt im Hause Jüllich ohnehin breiten Raum ein. Nicos ältester Bruder Christoph stürmte einst unter anderem für den SC Freiburg II und Aspachs morgigen Gegner in der Regional- und Oberliga. Der eineinhalb Jahre ältere Bruder Max steht beim heimatlichen SV Schriesheim im Tor und die acht Jahre jüngere Schwester Katharina dribbelt in Florida für die Bobcats der St. Thomas University Miami in der US-College-Liga.

Nico Jüllich hat daheim also genug Ansprechpartner, um die Frage zu beantworten, weshalb sich Ex-Drittligist Aspach in der Regionalliga schwerer tut, als erwartet. Ihn selbst hat das ein wenig überrascht. Zwar sei klar gewesen, dass der Umbruch mit den vielen neuen Spielern, die zudem teilweise erst spät dazugekommen sind, am Anfang für Sand im Getriebe sorgen kann. Auch weil die Vorbereitung nicht ganz ideal verlaufen sei, sagt der erfahrene Spielmacher. Doch dass sich die Schwierigkeiten so lange hinziehen, das sei nicht zu erwarten gewesen, denn: „Von der Qualität der Spieler müssten wir weiter vorne stehen. Ich denke auch, dass wir in den nächsten Wochen peu à peu nach oben klettern.“

Um Rang 14 zu verbessern und nicht erneut richtig in die Bredouille zu geraten, bedarf es zum Beispiel gleich morgen eines Sieges. Mit der Bundesliga-Reserve aus dem Kraichgau kommt ein direkter Kontrahent im Abstiegskampf. „Wir sollten schon gewinnen“, weiß Nico Jüllich. Er hat aber bereits die ganze englische Woche im Blick. In der warten mit dem Heimspiel am Mittwoch gegen den Siebtletzten Rot-Weiß Koblenz und der Partie am Samstag drauf bei der TSG Balingen weitere wichtige Aufgaben. Die müssen Jüllich und Co. lösen, wollen sie den Tabellenkeller möglichst rasch verlassen.

Mittelfeldorganisator warnt davor, den klaren Hinrundensieg überzubewerten

Auf drei Treffer und drei Vorlagen brachte es Nico Jüllich bei seinen bisherigen 20 Einsätzen in dieser Regionalliga-Saison. „Alle drei Tore waren aber Elfmeter“, sagt der 29-Jährige. Dennoch ist es eine ordentliche Ausbeute, angesichts der Tatsache, dass Jüllich im zentralen Mittelfeld in dieser Runde „eine ein wenig defensivere Rolle“ hat, wie der 1,82 Meter große Fußballer erklärt.

Vor dem Heimspiel gegen Hoffenheim II warnt Jüllich, den Kontrahenten am Vorrundenspiel zu messen. „Da war das Ergebnis am Ende klarer als der Spielverlauf“, blickt der Spielmacher der Schwaben auf das 4:1 in der Hinrunde zurück. Für Aspach war es der erste Saisonsieg, zu dem Marvin Cuni drei Treffer und TSG-Verteidiger Philipp Strompf ein Eigentor beisteuerten. Zudem sagt Jüllich über die Elf aus dem Kraichgau: „Wie bei jeder zweiten Mannschaft ist es so, dass du nicht genau weißt, wer diesmal mitspielt.“

Nach Kai Gehring (262 Pflichtspiele) und Julian Leist (231) ist der in Schriesheim an der Bergstraße aufgewachsene Jüllich (152) im aktuellen Team der Fußballer mit den drittmeisten Einsätzen für die SG. Auf Rang vier folgt Verteidiger Sebastian Schiek (134). Besonders gerne erinnert sich der Mittelfeldspieler an die ersten Jahre in Aspach. „Mit so einer eingeschworenen Truppe habe ich nie wieder zusammen gespielt“, sagt er mit Blick auf die Aufstiegssaison und die Anfänge in der Dritten Liga. Da habe auch menschlich einfach alles gestimmt, erzählt Nico Jüllich und fügt an: „Mit einigen wie Tobi Rühle, Daniel Hägele und auch anderen habe ich immer noch regen Kontakt.“ Wobei er auch den derzeitigen Kader in Sachen Zusammenhalt und Miteinander auf einem guten Weg sieht: „Es passt wieder. Wenn wir einen solch ähnlichen Zusammenhalt wie im Aufstiegsjahr hinkriegen, wäre es klasse.“ Das dürfte umso schneller gehen, je mehr Siege es gibt.

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Erstellt:
19. Februar 2021, 06:00 Uhr

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