Einverleibung des Brathähnchens

Kunstfenster am Murrhardter Wolkenhof zeigt Videoarbeiten.

Ausschnitt aus Anette Halms Video „Libido“, das 2011 entstand. Foto: A. Halm

Ausschnitt aus Anette Halms Video „Libido“, das 2011 entstand. Foto: A. Halm

MURRHARDT (pm). „Videocity“ ist ein internationales Public-Art-Projekt der Kuratorin Andrea Domesle, das Videokunst einem breiten Publikum im Alltag und seit der Coronakrise auch online zugänglich macht. Mit ihrem Team hat sie seit Jahresbeginn die Reihe „Food“ zusammengestellt. Zum Hintergrund heißt es in der Ankündigung der Schau im Kunstfenster auf dem Murrhardter Wolkenhof: Gerade in der Coronakrise, in der wir uns unversehens auf die eigenen vier Wände zurückgeworfen finden, hat das Thema Essen eine neue Aktualität erhalten. „Haben Sie Ihren Umgang mit dem Grundbedürfnis Nahrung geändert? Wurden Sie mit Hamsterkäufen, einem teilweise eingeschränkten oder rationierten Warenangebot konfrontiert? Oder fühlten Sie sich isoliert bei Ihren Mahlzeiten in der Quarantäne? Mit der Erfahrung der Krise änderte sich für viele die Einstellung zum Essen.“

Eine Auswahl von vier Videoarbeiten aus der Reihe „Food“ ist ab Samstag, 5. Dezember, im Kunstfenster zu sehen sowie im Internet unter www.einfenster.net. Die Ausstellung wird bis zum 29. Januar präsentiert und ist übers Kunstfenster, Wolkenhof 14, in Murrhardt im Außenraum frei zugänglich. Die Videos von Anette Halm, Peter Aerschmann, Franziska Bieri und Gyonyoung Yoon laufen jeweils von 9 bis 23 Uhr.

Zu den Arbeiten erläutert die Vorschau: „Libido“ von Anette Halm ist ein Selbstporträt der Künstlerin beim Verzehr eines Brathähnchens. Der Akt des Essens wird dabei so nah herangezoomt, dass die menschlichen und tierischen Körperteile verschmelzen (www.anette-c-halm.de).

Sputnik 1 war der erste künstliche Satellit, der 1957 in die Erdumlaufbahn geschossen wurde. In seinen Animationen lässt Peter Aerschmann isolierte Figuren und Objekte um ihre eigene Achse oder die Achse anderer Objekte kreisen. Aus dieser Grundkonstellation hat er einen ganz persönlichen Stil entwickelt (www.aerschmann.ch).

Wie viele ihrer Arbeiten bezieht sich „Einhämmern“ auf den Herkunftsort von Franziska Bieri, einem katholisch ländlichen Dorf in der Zentralschweiz. Die Künstlerin tritt als Perfomerin auf. In einer Bauernstube schneidet sie eine Scheibe Brot ab, die sie mit Butter bestreicht. Dann wandelt sich der Umgang mit den Lebensmitteln völlig. (www.franziskabieri.ch).

Die Arbeit „Filling in Physical Reality, Living in Digital Reality“ der südkoreanischen Künstlerin Gyonyoung Yoon umfasst drei Kapitel, die Momente von Heimweh untersuchen: in den Ferien, beim Ausruhen und – hier gezeigt – beim Essen: Die in kaltem Weiss gehaltene Anfangsszene kontrastiert mit üppigen, idyllischen Animationen. Dann realisiert man, dass es sich um eine virtuelle Umgebung handelt, die das Wunschdenken der Künstlerin visualisiert und von ihr heruntergeladen wird. Sie zeigt Sehnsüchte nach bestimmten Orten, Strukturen und auch Geschmäckern, die wir alle kennen (studiogyo.com).

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Erstellt:
4. Dezember 2020, 06:00 Uhr

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