Engpässe bei den Unterrichtsräumen

Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land: Zahlen im Gegensatz zum Landestrend gestiegen – Großerlach neues Mitglied

Die Musikschule Schwäbischer Wald/ Limpurger Land ist eine der wichtigsten Kultur- und Bildungseinrichtungen in der Walterichstadt und der Region. Dies dokumentierte der Jahresbericht für 2017 und 2018, den Judith-Maria Matti, seit November 2017 deren Leiterin, erstmals in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats präsentierte.

Die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land stellt für ihre Schüler alle zwei Jahre ein großes Kindermusical auf die Beine – im Frühjahr führte sie das „Geschöpf der Nacht“ mit knapp 70 jungen Darstellern aus dem gesamten Musikschulgebiet auf. Das gemeinsame Musikzieren ist ein wichtiger Baustein der Arbeit, wie Musikschulleiterin Judith-Maria Matti betont. Foto: privat

Die Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land stellt für ihre Schüler alle zwei Jahre ein großes Kindermusical auf die Beine – im Frühjahr führte sie das „Geschöpf der Nacht“ mit knapp 70 jungen Darstellern aus dem gesamten Musikschulgebiet auf. Das gemeinsame Musikzieren ist ein wichtiger Baustein der Arbeit, wie Musikschulleiterin Judith-Maria Matti betont. Foto: privat

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Zunächst informierte sie über die Finanzen und strukturelle Lage. Das Haushaltsvolumen hat sich 2018 gegenüber 2017 um 13000 Euro erhöht auf rund 624800 Euro. „Wir haben unser Unterrichtsangebot um mehr Fächer erweitert“, doch seien auch die Kosten gestiegen, unter anderem wegen der Datenschutzgrundverordnung. „Da waren einige Probleme zu bewältigen“, darum habe deren Umsetzung „viel Zeit, Nerven und Geld gekostet“, sagte Judith-Maria Matti. Aufgrund höherer Ausgaben, unter anderem wegen gestiegener EDV-Kosten, schloss die Musikschule das Rechnungsjahr 2017 mit einem Defizit von rund 6250 Euro ab. 2018 konnten dagegen über 6800 Euro in den Sparstrumpf wandern. Man wolle künftig möglichst wieder mehr für die Rücklagen tun.

Vor allem 2018 gab es ein erfreulich hohes Spendenaufkommen, auch da die Musikschulleiterin gezielt auf Sponsoren zuging. Ein Problem seien indes die hohen Elternbeiträge, die etwa 68 Prozent der Kosten abdecken. Zum 1. November 2018 erhöhte man sie moderat um rund 1,5 Prozent: „Da müssen wir sehr behutsam vorgehen“, denn diese bedeuteten „eine hohe Belastung für Familien“, verdeutlichte Judith-Maria Matti. Der Landeszuschuss mit 10 Prozent, für den eine Erhöhung auf 12,5 Prozent beantragt sei, und die kommunalen Mittel mit über 14 Prozent „sind weit entfernt vom Landesdurchschnitt“, der rund ein Drittel beträgt. „Die effiziente Arbeit der Musikschulverwaltung stößt an Grenzen“, da die Arbeit ebenso wie die Zahl der Unterrichtsorte und Kooperationspartner zugenommen hat, und im Frühjahr dieses Jahres ist Großerlach als neunte Kommune zum Verband hinzugekommen.

Entgegen dem Landestrend zeige die Schülerzahl steigende Tendenz, auch heimsten zahlreiche Schüler Preise bei verschiedenen Musikwettbewerben ein. Dieser Erfolg sei dem hohen Engagement des Kollegiums zu verdanken, betonte die Musikschulleiterin. Die Kehrseite sei ein wachsender Raumbedarf: „Im Kulturhaus Klosterhof haben wir nur vier Unterrichtsräume, das ist viel zu knapp.“ Darum sei man auf die Zusammenarbeit mit den Schulen angewiesen, wobei jene mit der Walterichschule hervorragend funktioniere. Doch „gibt es immer wieder Engpässe, darum müssen wir weitere Lösungen suchen“, erklärte Matti.

Neben Einzel- und Kleingruppenunterricht biete die Musikschule den Schülern die Möglichkeit des kostenlosen Ensemble-Unterrichts. Durch das gemeinsame Musizieren in verschiedenen Ensembles und Orchestern werde das Gehör, das Musikempfinden und die Konzentrationsfähigkeit gefördert. „Ensemblespiel ist die hohe Kunst der Musik und der Kommunikation“, hob Matti hervor. Neu hinzugekommen sind das Trompetenensemble und das Kinder-Streichensemble „Paganinos“.

Vernetzung mit Vereinen, Kirche und Seniorenheimen gelingt gut

Eine Vielzahl von Kooperationen verbinde die Musikschule mit Musikvereinen, Kirchengemeinden, Seniorenheimen, Kindergärten und Schulen. „Die Vernetzung mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen gelingt sehr gut.“ Bei der Zusammenarbeit gehe es darum, die Kräfte zu bündeln und Konkurrenz zu vermeiden, denn „nur gemeinsam sind unsere Ziele zu erreichen“. Leider habe das Heinrich-von-Zügel-Gymnasium nach wie vor wenig Interesse daran, doch treten dort bei Konzerten meist Schüler der Musikschule auf, so Judith-Maria Matti. Kurz ging die Musikschulleiterin auf herausragende Kooperationsprojekte und Veranstaltungshöhepunkte ein. „Jährlich treten über 1000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene öffentlich auf und bereichern das kulturelle Leben“, damit „ist unsere Musikschule ein wichtiger Baustein für die lebendige Kulturstadt Murrhardt“, hob sie hervor.

Unisono waren Verwaltungsspitze und Fraktionssprecher voll des Lobes, nahmen den Bericht wohlwollend zur Kenntnis und dankten der Musikschulleiterin und dem Team für die erfolgreiche, vielfältige Arbeit der Einrichtung, die zudem sparsam wirtschaftet. Das sei „aller Ehren wert“, darum habe man den kommunalen Zuschuss erhöht, dies mache sich bezahlt, betonte Bürgermeister Armin Mößner. „Man spürt, dass Sie mit Herzblut dabei sind“, und „ein besseres Zeugnis als steigende Schülerzahlen gibt es nicht“, fand Martin Stierand (MDAL/Die Grünen).

Auf dessen Nachfrage zum Raumbedarf erklärte Mößner, „es ist Usus, dass die Musikschule kommunale Räume nutzt“. Dies „muss abgestimmt werden mit den Schulen, wir als Stadtverwaltung unterstützen dies“. Zur aktuellen Situation ergänzte Judith-Maria Matti: „Mehr Schüler brauchen mehr Platz“, doch für weitere Räume „gibt es einiges zu klären“. So gebe es im Kulturhaus Klosterhof keinen geeigneten Raum für Schlagzeugunterricht, dieser sei aktuell in den Anbau der Walterichschule ausgelagert wegen des Lärmpegels.

„Das Heinrich-von-Zügel-Gymnasium ist nicht so günstig, denn es liegt außerhalb der Stadt. Ich weiß nicht, ob es so klug wäre, einen gesamten Unterrichtsnachmittag dorthin auszulagern“, reagierte Judith-Maria Matti skeptisch auf Martin Stierands Vorschlag. Elisabeth Zenker (SPD) regte an, mit der evangelischen Kirchengemeinde zu sprechen, ob die Musikschule die Stadtkirche sowie Räume im Familienzentrum nutzen könnte, das derzeit neu gebaut wird. „Ein Defizit sollte nicht sein, und der Landeszuschuss sollte endlich den Gegebenheiten angepasst werden, das ist gut angelegtes Geld“, forderte Rainer Hirzel (UL).

Wichtig sei, dass die Musikschule auch dezentrale Unterrichtsangebote in Fornsbach und Kirchenkirnberg mache, so Rolf Kirschbaum (CDU-FWV). Er regte an, auf der Internetseite auch auf die Möglichkeiten hinzuweisen, Mitglied im Trägerverein zu werden und für die Musikschule zu spenden. Derzeit werde die Homepage überarbeitet, und im neuen Auftritt werde auch der Trägerverein präsentiert, der die Musikschularbeit vielfältig unterstütze, betonte Judith-Maria Matti.

Info
Konzerteinladung

Die Musikschule lädt am heutigen Samstag, 12. Oktober, um 18.30 Uhr in Kooperation mit dem Krankenpflegeverein zum Benefizkonzert „Voices for hospices“ ein. Im Rahmen des Hospiz- und Palliativ-Vorsorgetages gestalten Musikschüler ein breit gefächertes Programm.

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Erstellt:
12. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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